Stuttgart. „Eigentlich ist alles gesagt – und das schon seit Jahrzehnten!“ Die Aussage von Gabriele Denner, als Geschäftsführerin des Diözesanrates Mitausrichterin der Tagung „Wirksame Wegmarken“ am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche in der Akademie Hohenheim, steht stellvertretend für die vielen Frauen, die sich an den beiden Tagen sehr engagiert in die Diskussion einbrachten. Die Ungeduld in Sachen ausbleibender Geschlechtergerechtigkeit ist längst an einem Punkt angekommen, wo der Kirchenaustritt mancher nicht bloß als theoretische Fiktion erscheint.
Zwar hatte Bischof Dr. Gebhard Fürst am ersten Tag darauf verwiesen, dass viele Reformanliegen des „Synodalen Weges“ in seiner Diözese dank dem „Rottenburger Modell“ längst verwirklicht seien. Doch beim Thema Macht und Gewaltenteilung, so eine ganze Reihe von Diskutanten in Hohenheim, blockierten das „Standesdenken der Kleriker“ und regelmäßige Querschüsse aus Rom noch immer eine echte Teilhabe der sogenannten Laien. Umgekehrt machten Priester wie der kommissarische Esslinger Dekan Volker Weber bei vielen Amtsbrüdern nicht nur „Scham und Wut, über das was beim Missbrauch passiert ist“ aus – sondern auch „Frustration über ihre eigene Situation heute“ als Angehörige einer Berufsgruppe, der Viele mit grundsätzlichem Argwohn begegnen.
In einer Podiumsdiskussion berichteten drei schwule Männer, die seit vielen Jahren in Stuttgart Gottesdienste für homosexuelle und queere Menschen organisieren, wie sehr sie unter der Heimlichtuerei und Ausgrenzung gelitten haben. „Wir mussten immer um unsere Akzeptanz kämpfen – die Kirche ist da wenig auf uns zugekommen“, sagte einer von ihnen. Ein anderer machte deutlich, wie sehr die Ablehnung des Synodalforum-Grundtextes zum Thema „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ aufgrund einer fehlenden Zweidrittelmehrheit der Bischöfe „mich und andere sehr getroffen und verletzt hat!“ Alle waren sich aber darüber einig, dass durch die Initiative OutInChurch und die Fernsehdokumentation dazu Anfang 2022 vieles ins Rollen gekommen sei. Wenige Monate später änderte die Deutsche Bischofskonferenz ihre Arbeits-Grundordnung. Die katholische Kirche hält sich seitdem weitestgehend aus dem Privatleben ihrer Beschäftigten heraus.