Priesterweihe

Kompetente und freudige Mitarbeiter auf der Dauerbaustelle „Kirche“

Neue Mitarbeiter auf der „Dauerbaustelle 'Kirche'": Am Ende der Feier der Priesterweihe in St. Martin in Wiblingen spendeten Weihbischof Thomas Maria Renz und die Neupriester Alexander Kramer (vorne links) und Andreas Heupel (vorne rechts) den Segen. Foto: drs/Jerabek

Durch Handauflegung und Gebet hat Weihbischof Thomas Maria Renz in der Basilika St. Martin in Wiblingen zwei Männer zu Priestern geweiht.

Gleich beim Betreten der imposanten Basilika sticht das riesige Baugerüst im Chorraum ins Auge: Weil manche der wertvollen Deckenfresken Risse bekommen haben und repariert werden müssen, ist das barocke Gotteshaus mit seinem monumentalen Dachtragwerk für die nächsten knapp vier Jahre zur Baustelle geworden. Für Weihbischof Thomas Maria Renz war dieser Umstand eine Steilvorlage für seine Predigt beim festlichen Gottesdienst, in dem die Diakone Andreas Heupel aus Siegen und Alexander Kramer aus Kirchberg an der Iller das Sakrament der Priesterweihe empfingen. Es sei „geradezu passend, weil so symbolträchtig, dass wir diese Priesterweihe in einer Großbaustelle feiern“, sagte Renz. „Denn das entspricht doch ziemlich genau dem Erscheinungsbild von Kirche, wie wir sie in unseren Tagen allenthalben und überall wahrnehmen: als eine Großbaustelle, als eine sich ständig zu erneuernde Glaubensgemeinschaft, als nichts Fertiges, sondern sich ständig Wandelndes und Weiterzuentwickelndes.“

Prägende Erfahrung und Vorbereitung

Maurerkelle, Wasserwaage, Arbeitshandschuhe – drei symbolische Hilfsmittel gab der Weihbischof den Weihekandidaten mit auf den Weg. Dass man für jeden Einsatz passendes Handwerkszeug braucht, hätten Andreas Heupel und Alexander Kramer ja gelernt, als sie vor drei Jahren nach der Flutkatastrophe im Ahrtal gemeinsam mit anderen Studenten tagelang in den überfluteten Ortschaften und zerstörten Häusern geholfen und mit angepackt haben und unter anderem Kirchen vom Schlamm freischaufelten. In Lantershofen, oberhalb des Ahrtals, also in unmittelbarer Nähe zum Katastrophengebiet, befindet sich nämlich das Spätberufenenseminar, in dem beide diesjährigen Neupriester studiert haben. Die erschütternde und prägende Erfahrung aus diesem Katastropheneinsatz habe die beiden noch einmal in ganz besonderer Weise auf ihren künftigen Einsatz auf der Dauerbaustelle „Kirche“ vorbereitet, zeigte sich Renz überzeugt.

„Handwerkszeug" voller Symbolik

Die Maurerkelle als „etwas für richtige Macher, die etwas für die Ewigkeit schaffen wollen“ steht nach den Worten des Weihbischofs für „das Große und Ganze, das wir immer im Blick behalten müssen, wenn wir Mitarbeiter auf der Großbaustelle ‚Kirche‘ sein wollen“, und das sei vor allem der Sendungsauftrag Jesu Christi, das Evangelium zu verkünden. „ER ist der Bauherr und Architekt und wir sind lediglich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

Die Wasserwaage – Symbol für das Präzise und Individuelle und unverzichtbar für die horizontale oder vertikale Ausrichtung eines Objekts – bedeute übertragen auf die Mitarbeit am Aufbau des Reiches Gottes als Priester, „dass Sie jeden einzelnen Menschen mit seinen Anliegen, Nöten und Sorgen ernst nehmen und annehmen müssen, dass Sie an keinem Menschen achtlos vorbeigehen dürfen“.

Die Arbeitshandschuhe, schließlich, stehen für den Selbstschutz und für die eigene Sicherheit. Wenn sich die Neupriester nun auf die Dauerbaustelle „Kirche“ begeben, „um dort als hoch qualifizierte und freudige Facharbeiter mitzuwirken am Aufbau des Reiches Gottes“, dann müssten sie nicht nur auf andere achtgeben, sondern genauso auf sich selbst, um sich vor einem gefährliche Ausgepowertwerden zu schützen, sagte Renz.

Hostienschale und Kelch für die Feier der Eucharistie

Während der Weihehandlung empfingen die Weihekandidaten dann ihre eigentlichen, geistlichen „Hilfsmittel“: Nach ihrem Versprechen und nach dem Fürbittgebet der Gemeinde legte Weihbischof Renz den beiden Männern schweigend die Hände auf – durch Handauflegung und Gebet überträgt der Bischof das Priesteramt. Auch die anderen Mitglieder des Domkapitels sowie die zahlreich anwesenden Priester legten ihren künftigen Mitbrüdern die Hände auf als Ausdruck der Aufnahme in das Presbyterium, das Priesterkollegium der Diözese. Die neugeweihten Priester erhielten die liturgischen Gewänder, in denen sie künftig der Messfeier vorstehen werden, sowie Hostienschale und Kelch für die Feier der Eucharistie. Die Salbung der Hände mit Chrisam ist ein Zeichen dafür, dass die Neupriester in besonderer Weise am Priestertum Jesu Christi teilhaben. Mit der brüderlichen Umarmung der neugeweihten Priester besiegelte der Weihbischof ihre Aufnahme in das neue Amt.

Kraftort mit benediktinischer Prägung

In seiner Begrüßung erinnerte der gastgebende Pfarrer, Dekan Ulrich Kloos, an die benediktinische Prägung Wiblingens – von 1093 bis 1806 war der Orden hier beheimatet. Der „benediktinische Geist mit seiner geerdeten Frömmigkeit, seiner Lebensfreude und auch dem Anspruch an Bildung und Kultur“ präge bis heute diesen Ort und diese Gemeinde und strahle in das Dekanat Ehingen-Ulm aus. Der weite und lichte Raum der Basilika, die viele Menschen als Kraftort empfinden, wurde während des Weihegottesdienstes eindrucksvoll musikalisch ausgefüllt vom Kirchenchor Langenau und dem Basilikachor Wiblingen unter Leitung von Ulrike Blessing und Regionalkantorin Marion Kaßberger, von den Instrumentalisten des Philharmonischen Orchesters Ulm sowie Maria Rosendorfsky als Sopransolistin und Winfried Junker als Kantor. Die Kollekte war je zur Hälfte für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und für den Förderkreis Ulm für Tumor-Leukämiekranke Kinder bestimmt.

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