Der Domplatz ist zum Bersten voll. Menschen aus ganz Deutschland und der Welt sind ein letztes Mal zusammengekommen, um gemeinsam den feierlichen Abschlussgottesdienst mit Bischof Dr. Georg Bätzing aus Limburg und den Konzelebranten Bischof Dr. Ulrich Neymeyr aus Erfurt sowie Bischof Vitaly Skomarovskyi aus Lutsk in der Ukraine und Diakon Daniel Pomm aus Apolda zu feiern. Viel Prominenz aus Kirche und Gesellschaft ist gekommen, um diesen besonderen Tag zu feiern. Wer dabei ist, spürt den guten Geist, der über den Menschen schwebt.
Nichts ist wichtiger als Frieden
Die Eucharistiefeier auf den Stufen zum Dom und zu St. Severi beginnt mit dem Friedensgruß. Nichts ist im Moment wichtiger als Frieden unter den Gläubigen auf dem Domplatz und den Menschen in der Welt. Daran erinnert Georg Bätzing immer wieder. Wenn mehrere Tausend Menschen einander die Hand zum Frieden reichen, nimmt dieser sehnsüchtige Wunsch nach Einheit in der Welt hoffnungsvolle Gestalt an. Über 20.000 Menschen haben während der vergangenen Tage den Katholikentag besucht und sich intensiv mit den Themen Krieg und Frieden, Flucht und Verfolgung und Demokratie beschäftigt. „Wir haben die heilige Schrift nach Orientierung gefragt, denn es geht um die großen Fragen der Zukunft der Kirche und der Welt,“ so Bischof Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Lesung in leichter Sprache
Der Gottesdienst schließt niemand aus, keine Religion, keine Andersgläubigen, auch nicht die Menschen, die mit unserer komplizierten Sprache überfordert sind: Die erste Lesung wird von Maria Thanheiser aus Erfurt in leichter Sprache gelesen. In Dtn 5,12-15 geht es darum, den Sabbat zu heiligen, eines der zehn Gebote des Herrn. Thanheißer wiederholt die Botschaft: „Der Sabbat ist ein Ruhetag. Der Sabbat ist heilig. Er erinnert daran, dass Gott die Israeliten aus Ägypten herausführte. Gott will, dass es den Israeliten gut geht.“ Die Botschaft kommt an.
Wir sind zerbrechliche Gefäße
In seiner Dialogpredigt mit Dr. Juliane Eckstein, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, erinnert Bätzing, dass wir Menschen in unserer zerbrechlichen Welt immer wieder Vergebung bräuchten. Eckstein hat Verständnis mit den Sorgen der Menschen, mit ihrer Verunsicherung, ihren Klagen und ihrem Wunsch, Gott möge ihr Leid endlich beenden. „Wir sind zerbrechliche Gefäße“, so Bätzing. Er erklärt, Gott selbst habe uns Menschen aus Ton getöpfert. Der Frieden selbst sei „Frieden in zerbrechlichen Gefäßen“. Und das sei gut so. Paulus habe sich als menschlichen Tonkrug bezeichnet und dennoch immer Gott vertraut, denn, so Bätzing: „Glaube gibt es nur im Kontext der Zerbrechlichkeit.“ Die zerbrechlichen Menschen suchten den Sinn in ihrem Leben und fänden diesen im Glauben. Bätzing folgt: „Religionen geben Antworten und die Antworten geben den Menschen Sinn und Sicherheit." Und dieser Schatz in zerbrechlichen Gefäßen sei ein realistisches Bild der Kirche heute.
Ehrenamtliche sind Kirche
Zu Wort kommen aber auch Menschen, die Kirche ausmachen, engagierte, ehrenamtlich Tätige wie Anka Münnich von der Bahnhofsmission Erfurt, die erklärt: „Das Leben am Bahnhof ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft." Oder Michael Richard, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Haus Emmaus Hospizdienste Dingelstädt, der erklärt, wie er diesen schwierigen Dienst aushält: „Dankbar bin ich für die vielen Geschichten, die ich geschenkt bekomme, weil ich Menschen in das nächste Leben begleiten durfte.“ Auch Johannes Stappel kommt zu Wort, Fördervereinspräsident der WAID Basketball Löwen Erfurt, einer inklusiven Basketballmannschaft, die Menschen mit Einschränkungen wertvolle Momente schenkt – zum Beispiel bei den Special Olympics. Sie alle sind Kirche. Das wird an diesem Sonntag auf dem Domplatz deutlich.
Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Zuletzt verabschiedet Dr. Irme Stetter-Karp, ZdK-Präsidentin, die Besucher des 103. Deutschen Katholikentags mit den Worten: „Wir haben fünf Tage der Gemeinschaft erlebt, Tage der offenen Hände und Herzen. Das war eine Botschaft an die Welt. Wir wollen Frieden. Demokratie und Christ sein, das passt gut zusammen. Das haben die Tage in Erfurt gezeigt.“ Und mit Blick auf die kommenden Wahlen betont die ZdK-Präsidentin: „Unser Glaube befreit uns von Angst und Kleinmut. Wir stehen für Demokratie, Frieden und den Glauben an Jesus Christus. Wir müssen die Würde des Menschen in den Himmel heben, denn die Würde des Menschen ist unantastbar!“