Sie heißen Gabriel oder Michi, Heidi, Ulrich oder Valeria oder tragen keinen bestimmten Namen, weil jede und jeder „ein Engel sein kann für andere“; die einen haben ein prächtiges Gewand aus Samt oder Goldfolie, die anderen kommen schnörkellos und ganz schlicht daher – die Friedensengel im Kinder- und Jugenddorf sind so unterschiedlich wie die jungen Leute, die sie geschaffen haben. Ideenreich, mit Hingabe und Geschick haben sich die Wohngruppen der Marienpflege und die Schulklassen der Rupert-Mayer-Schule an der großen kreativen Advents- und Weihnachtsaktion beteiligt und je einen Engel aus Holz oder Pappe gestaltet. Im Kreuzgang haben sie Stellung bezogen – im doppelten Sinne: Auf Stoffbahnen hübsch aufgereiht und mit Lichterketten geschmückt sind die „Engel, die den Frieden verkünden“; vielseitig und nach-denkenswert sind die Gedanken, die die Kinder und Jugendlichen mit den Besuchern der Ausstellung teilen wollen.
Friedensengel bitten zum Mitmachen
Im Festgewand und Alltagsoutfit
Purpurrot aus Samt ist Engel Michis übergroße Fliege, mit Goldfäden durchwirkt ist sein Taillengürtel – Klasse H8 hat ihren Engel festlich angezogen, während der Engel nebenan mit schlichtem lila Gewand und ohne engelhafte Lockenpracht auskommt – „Alle Menschen sind gleich“ will Klasse H5 damit sagen, da braucht der Friedensengel wohl erst recht keine Statussymbole. Als solche galten lange Zeit zum Beispiel Knöpfe, die bei Joschas Engel sofort ins Auge stechen. Oder wollte der junge Künstler eher darauf hinweisen, dass Knöpfe Kleidungsstücke verschließen und damit etwa den wärmenden Wintermantel erst funktionstüchtig machen? In manchen Kulturen gelten Knöpfe als Symbol der Harmonie und Einheit. Hingegen braucht es da, wo Menschen sprichwörtlich „zugeknöpft“ sind, vielleicht die Hilfe eines Friedensengels… Ja, die kleine Ausstellung ist eine Welt voller Assoziationen und Denkanstöße.
Zuckerstreusel, Zierrat, Zeitungsschnipsel
Pfiffig ist die Idee, den Engel mit klitzekleinen bunten Zuckerstreuselkügelchen zu bekleben – weil „Frieden bunt ist“ und weil jeder noch so kleine Beitrag zählt. Selbsterklärend erscheint auf den ersten Blick der „Engel des Herzens“, den die Lerngruppe Merkur mit Herzen aus glitzernder Metallfolie in verschiedenen Farben beklebt hat. Was aber hat es zu bedeuten, dass dieser Engel nur ein Auge hat? Ist das andere „nur“ abgefallen oder erinnert hier jemand an Antoine de Saint-Exupérys berühmtestes Zitat in „Der kleine Prinz“? „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Wo nicht schon die Auswahl des Bastelmaterials eine Botschaft ist, haben die jungen Künstler einen Gedanken zu Papier gebracht. „Unser Engel lächelt und er ist liebevoll gestaltet. Er strahlt Friede, Freude und Glück aus. Das ist das, was der Welt gerade fehlt“, schreibt Klasse F6 zu ihrem knitzen Bürschchen, das einem unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Und auf einem anderen Zettel steht: „Es sollte unser Ziel sein, alles für Friede und Freude zu tun. Schon im Klassenzimmer und auf dem Pausenhof können wir damit anfangen.“
Ein Ort, der anregt und ausstrahlt
„Mit der kleinen Ausstellung wird unser Kreuzgang im Kloster zu einem Ort des Friedens“, der ausstrahlt, freut sich Markus Krämer, Pastoralbeauftragter der Marienpflege und Initiator des Projekts. Bis Mariä Lichtmess, dem Fest Darstellung des Herrn am 2. Februar, das früher den 40-tägigen Weihnachtsfestkreis beschloss, sind die Friedensengel zu bewundern. „Die kleinen Kunstwerke, die im Advent in den Gruppen und in der Rupert-Mayer-Schule entstanden sind, zeigen uns, wie Frieden aussehen kann, lassen uns daran teilhaben, erfreuen uns und machen immer wieder auf den so wichtigen Frieden auf der ganzen Welt aufmerksam und lassen uns um Frieden bitten“, sagt Krämer.
„Reden hilft!“, davon ist Klasse H7a überzeugt und hat diese Einsicht und andere Schlagworte in Form von Papierschnipseln auf ihren Engel geklebt: Durchatmen – Gemeinsam stärker werden – Glücklich. Einer der hübsch bemalten Engel hat bewusst keinen Namen, „weil wir alle Engel sein können“, und die Kinder und Jugendlichen und das Betreuerteam aus Haus 13 haben Situationen gesammelt, in denen sich das für andere zeigen kann. Ein Hingucker ist last but not least das Fensterbild aus Transparentpapier: Mehrere Engel halten sich an ihren Flügeln und bilden gleichsam einen Stern. Anna-Lia, David, Leon, Marie, Noah, Rafael und Sam (LG Sonne) zeigen, wie schön es ist, „gemeinsam Frieden (zu) erleben!“
Die Engel sprachen: „ ... und Friede auf Erden … “ (Lk 2,14)
Die Ausstellung der Friedensengel im Kreuzgang des Kinder- und Jugenddorfs Marienpflege in Ellwangen, Dalkinger Str. 2, ist bis 2. Februar täglich von ca. 8 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem sehenswert ist der Figurenweg mit adventlichen und weihnachtlichen Begegnungen auf dem Kapuzinerplatz. Große Holzfiguren wollen anregen zu Betrachtung und Mediation und laden ein zur Begegnung mit dem Wort Gottes und mit den Menschen untereinander.
Info unter Telefon (07961) 884-0.