Wie sieht die Krankenversorgung aus? Wie groß ist das Problem mit Drogen? Linda Herrn von der Schuppachburg in Schwäbisch Hall erzählt von ihrer Arbeit in dem Tagestreff für Menschen in sozialen Notlagen. Im Gemeindesaal von St. Maria in Schwäbisch Hall-Hessental stellen ihr ein knappes Dutzend Gottesdienstteilnehmerinnen und -teilnehmer Fragen zur heutigen Situation von Obdachlosen, denn im Evangelium haben sie kurz zuvor das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus gehört. Andere Gläubige setzen sich zeitgleich zum Beispiel bei einem Spaziergang mit dem Text auseinander.
Es sei „ein Experiment“, sagt Birgit Elsasser über das neue Format „Mahlzeit - Gottesdienst mal anders“. Ehrenamtliche haben es mit inhaltlicher Unterstützung der Gemeindereferentin Laura Sünder entwickelt. Fast alle der Ehrenamtlichen seien früher lange in der Jugendarbeit engagiert gewesen, sagt Elsasser. Das Kernteam bestehe aus etwa einem Dutzend Personen. „Wir tun uns zunehmend schwer, Kinder für den Gottesdienst zu motivieren“, erklärt Elsasser die Ausgangsüberlegungen. Von der 48-jährigen Mutter ging der erste Anstoß für das Format aus. Das will Begegnung und Gemeinschaft in den Mittelpunkt stellen. Es versteht sich nicht als Kinderkirche, sondern richtet sich auch an Erwachsene. Diese sollen in Austausch kommen und sich selbst einbringen können.
Ein Kaffee zur Begrüßung
Vor der Kirchentür können die Gottesdienstbesucherinnen und -besucher an zwei Stehtischen aber erst einmal einen Kaffee trinken. Nach dem Eingangslied erläutert Elsasser ihnen die Idee und spricht von dem Wunsch, Gemeinschaft zu erleben und sich vom Wort Gottes ansprechen zu lassen – auf verschiedene Weise. Daher können die rund 40 Gläubigen, darunter auch Väter und Mütter mit Kindern, nach der Lesung des Evangeliums einen von fünf Workshops wählen, die in der Kirche und den Gemeinderäumlichkeiten stattfinden. Sieben Frauen aus dem Vorbereitungsteam leiten die Inhalte.
Neben der Gesprächsrunde mit Linda Herrn und einem etwa zwei Kilometer langen Spaziergang als Weggespräch stehen Bibel teilen und das Gestalten eines meditativen Bodenbildes zur Wahl. Außerdem gibt es einen Workshop speziell für Kinder. Bei dem basteln die Kinder Papierschiffchen. Danach dürfen sie sie in einem Zuber schwimmen lassen und dabei mit Perlen und mit Plastik-Bausteinen beladen, bis die Schiffchen untergehen: als Sinnbild für das zu große Anhäufen von Reichtümern. Das Team habe sich Gedanken gemacht, meint ein Vater anerkennend.
Nach 45 Minuten kommen alle wieder in der Kirche zusammen, zu Fürbitten und zum Vaterunser. Danach ziehen alle gemeinsam in den Gemeindesaal, wo es einige Kleinigkeiten zu essen gibt. Mit einem Segen geht dann der Gottesdienst zu Ende. Das Format soll künftig alle paar Monate stattfinden.