Ein großer Tag für eine der kleinsten Kirchengemeinden der Diözese. Seit Samstag ist St. Isidor in Eggartskirch offiziell Segenskirche. Es habe immer wieder Anfragen nach Segen in besonderen Situationen gegeben, berichtet Reinhold Hübschle, zuständiger Pfarrer der Seelsorgeeinheit Ravensburg-West und stellvertretender Dekan von Allgäu-Oberschwaben. Er erwähnt schwule und lesbische Paare oder Geschiedene mit einem neuen Partner, aber auch runde Geburtstage und Hochzeitsjubiläen, Prüfungen oder kritische Lebensphasen. „Der Ort soll segensreich sein für ganz viele Menschen“, sagt Hübschle bei der Eröffnung.
Für alle Menschen da
Eggartskirch an der Grenze zwischen dem Landkreis Ravensburg und dem Bodenseekreis zu finden, ist nicht so einfach, obwohl die Bundesstraße von Ravensburg nach Meersburg ganz in der Nähe verläuft. Mitten in einer Handvoll Hofstellen liegen Pfarrhaus, Pfarrstadel und dahinter das Kirchlein. Dort angekommen öffnet sich der Blick an klaren Tagen auf ein beindruckendes Alpenpanorama. Nur das Blöken der Schafe und der Klang der beiden Glocken unterbrechen gelegentlich die Stille. Ein idealer Ort, um die Nähe der göttlichen Macht zu spüren, findet auch Pastoralreferentin Angelika Böhm. Zusammen mit Pfarrer Hübschle gestaltet sie die Segensfeier.
Eggartskirch ist ein Geheimtipp für Frühaufsteher
Laut aktueller Statistik zählt die Kirchengemeinde St. Isidor 54 Katholik:innen. Sechs davon gehören dem neu gewählten Kirchengemeinderat an. Im Kirchenchor singen auch Frauen und Männer aus der Umgebung mit. Eggartskirch ist in der ganzen Region nämlich ein Geheimtipp für Frühaufsteher. Der sonntägliche Gottesdienst einmal im Monat beginnt bereits um 8 Uhr und die Quote der Mitfeiernden liegt oft über 100 Prozent der Mitglieder. So auch an diesem sonnigen und frühlingshaft milden Samstag, als knapp 100 Gläubige und Interessierte aus den Gemeinden der Seelsorgeeinheit und darüber hinaus die Eröffnung miterleben.
Für die Seelsorgeeinheit bringt Christina Sick eine Zitronenblattpflanze mit und den Wunsch, dass das neue Angebot blühen und Segen wie Duft verströmen möge. Dekanatsreferent Ansgar Krimmer betont, dass die Kirche immer für die Menschen da sein müsse. Und er lobt den Mut, hier in diesem Sinne etwas Neues zu schaffen. „Die Überlegungen haben schon vor acht Jahren begonnen“, erzählt Ulrike Mohr, gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats und Chorleiterin. Im Zuge des diözesanen Prozesses „Kirche am Ort“ entstand die Idee der Segenskirche. „Ihr müsst irgendetwas machen, bevor man euch den Schlüssel rumdreht“, habe Pfarrer Hübschle damals schon gemahnt.
Die Kirchengemeinde unterstützt bei Organisation und Gestaltung
Als das Konzept sich entwickelte und klar war, dass die Dorfgemeinschaft mitzieht, ertüchtigte die Kirchengemeinde den Pfarrstadel als Eventlocation und baute Toiletten ein. Neben den Angeboten der pastoralen Mitarbeitenden können sich Interessierte an einer Segensfeier nun beim Kirchengemeinderat melden. Zusammen kümmern sie sich dann um Seelsorger:innen, Musik, Blumenschmuck oder Catering. Die Eröffnung mit einer Segensmeditation, dem Einzelsegen, der Musikgruppe „frei raus“ und Musikreferent Markus Schmid an der Orgel sowie Blumenarrangements und einem reichhaltigen Buffet beim Stehempfang ist ein erster Vorgeschmack.
Weitere Infomationen
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat den Pastoralen Ort „Segenskirche Eggartskirch“ offiziell anerkannt und unterstützt ihn mit 5.000 Euro. Alle Informationen finden sich auf einer eigens gestalteten Homepage. Erste Feiern - beispielsweise für eine Goldene Hochzeit - sind bereits geplant.
Am Ende der Eröffnung bekamen die Mitfeiernden ein Kärtchen mit diesem Segen mit auf den Weg:
Sei behütet! Sei bestärkt! Sei gesegnet!
Die ewige göttliche Macht segne dich - deinen Blick zurück
und deine Schritte nach vorne.
Der göttliche Segen behüte dich wie ein Zelt
und mache dich stark.
Und gesegnet bist du ein Segen für alle, die dir begegnen.