Eine solche Erneuerung sei das Gebot der „bitteren Stunden, die wir erleben“ und solch eine Erneuerung könne vor allem dann gelingen, wenn wir bereit seien, unsere Herzen zu erneuern, heißt es in dem bischöflichen Schreiben an die Katholikinnen und Katholiken der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Erklärung zum Krieg wird ebenfalls verlesen
Da der Hirtenbrief bereits vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine verfasst wurde, soll in den Kirchengemeinden der Diözese zur Einleitung der Gottesdienste am ersten Fastensonntag sowie in den Vorabendgottesdiensten nun auch eine Erklärung des Bischofs zum Krieg in der Ukraine verlesen werden. Darin bittet Bischof Dr. Fürst um Gottes Beistand für alle, die Verantwortung tragen und in deren Händen es liegt, das Leid schnell zu beenden und weitere Opfer zu verhindern.
Außerdem soll es am Ende der Gottesdienste ein Gebet um Frieden geben, das gemeinsam gesprochen werden kann. Für den Sonntagabend schlägt die Diözesanleitung den Kirchengemeinden zudem vor, ihre Mitglieder zu Friedensgebeten einzuladen.
Vertuschung, Ausgrenzung, Lieblosigkeit
und jegliche Art von Missbrauch
haben in einer Kirche, die sich der Botschaft Jesu Christi
und seinem Evangelium verbunden weiß,
keinen Platz.
In seinem Hirtenbrief zu Beginn der österlichen Fastenzeit stellt Bischof Dr. Fürst mit Blick auf die Erzählung vom „Sturm auf dem See“ im Neuen Testament fest: „Wie Johannes im Boot sollten wir hinter Jesus stehen, ihn lieben und mit ihm mutig nach vorne gehen. Wo er in der Mitte der Kirche steht, wo sein Geist in uns und durch uns wirkt, da weist er uns den Weg, der aus dem Sturm führt. Er schenkt uns Zukunft und Hoffnung. Mit seinem Geist und durch ihn, kann die Erneuerung der Kirche gelingen.“
Als Bischof stelle er sich der Verantwortung: „Vertuschung, Ausgrenzung, Lieblosigkeit und jegliche Art von Missbrauch haben in einer Kirche, die sich der Botschaft Jesu Christi und seinem Evangelium verbunden weiß, keinen Platz. Heil und Heilsein der Menschen, das Gelingen ihres Lebens und die Erfahrung der liebenden Nähe des Gottes Jesu Christi unter uns wirklich, erfahrbar und spürbar werden zu lassen, das ist der Auftrag aller in der Kirche“, schreibt der Bischof.
Die Botschaft glaubwürdig leben
Und weiter heißt es in dem Hirtenbrief: „Wenn wir in der Nachfolge Jesu Christi seine Botschaft nicht mehr glaubwürdig leben können – zum Heil all unserer Mitmenschen – dann haben wir das, was Christsein im Kern ausmacht, verspielt. Ich verspreche Ihnen, als Bischof werde ich gemeinsam mit den Verantwortlichen in der Diözesanleitung alles, was für die Erneuerung nötig ist, tun: in der weiteren Aufklärung der verbrecherischen Taten, in der strukturellen Aufarbeitung, in der Anerkennung des Leids der Betroffenen und in der Prävention von Missbrauch.“
Dabei verweist Bischof Dr. Fürst auf die seit zwei Jahrzehnten unabhängig arbeitende „Kommission sexueller Missbrauch“ in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und betont: „Keine uns bekannt gewordenen Fälle wurden und werden vertuscht oder bewusst verschleppt. Alle Fälle sexuellen Missbrauchs wurden und werden durch ein vom Bischof weisungsunabhängig arbeitendes Gremium aufgeklärt. Die Taten, die uns bekannt sind, wurden unter der Berücksichtigung des geltenden staatlichen Strafrechts und des Kirchenrechts geahndet und die Täter bestraft.“
Synodaler Weg darf nicht folgenlos bleiben
Und er fährt, an die Gläubigen gewandt, fort: „Ich verstehe, dass viele unter Ihnen ungeduldig auf positive Ergebnisse des Synodalen Weges warten. Die intensiven Beratungen des Synodalen Weges dürfen nicht folgenlos bleiben: Die Mitwirkung von Laien in der Kirche muss gestärkt werden. Frauen sollen sich viel stärker als bisher in der Kirche einbringen können, in Führungspositionen und im Amt der Diakonin. Wir müssen Formen und Zeichen finden, dass alle Menschen spüren, dass sie angenommen sind von Gott und der Kirche Jesu Christi – in ihrer leib-seelischen Identität, ihrer sexuellen Orientierung und in ihrer Liebe füreinander. Als Bischof möchte ich mich diesen Herausforderungen stellen und auf Jesus Christus blicken, der uns die Wege weist. Wenn seine heilvolle und heilsame Botschaft in dieser Welt wirken soll, braucht Jesus Christus unser aller Engagement und unsere Liebe.“