Ulrike Merz ist zusätzliche Fachkraft für das Landesprogramm „Sprach-Kitas“ im katholischen Kindergarten und Kinderkrippe Bonaventura in Rottweil. Gemeinsam mit der Leiterin Sonia Lepre ist sie für alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und die Zusammenarbeit mit Familien zuständig. Sie sagt: „Eine offene und herzliche Willkommenskultur ist für uns unerlässlich.“ Und sie betont: „Bei einem hohen Anteil von Kindern mit interkulturellen Wurzeln, wie in unserer Einrichtung, zeigt sich die Bedeutung einer alltagsintegrierten Sprachbildung besonders.“
Gut vernetzt
Merz erläutert: „Ein Kind möchte kommunizieren und findet so schnell den Zugang zu einer neuen Sprache. Sprachvermittlung auf Augenhöhe im Alltag ist dabei das, was den Kindern am meisten bringt, um ihren Wortschatz zu vergrößern. Dabei ist es wichtig, neue Wörter in Alltagssituationen zu vermitteln, indem wir verschiedene Sprachfördertechniken anwenden wie etwa das ‚Korrektive Feedback‘ - die Kinder nicht korrigieren, sondern die korrekten Bezeichnungen immer wieder wiederholen.“ Dank dieser Herangehensweise würden ihre Kolleg:innen und sie sehen, wie schnell die Kinder Deutsch lernen. Dabei trete die neue Sprache nicht in Konkurrenz zur Muttersprache der Kinder, die für sie selbstverständlich von Bedeutung und wichtig sei. Und sollte es bei der Sprachentwicklung Schwierigkeiten geben, reagiere das Team schnell und sei gut vernetzt mit verschiedenen Institutionen und Anlaufstellen, um gezielt Unterstützung zu bieten.
Gleiche Bildungschancen
Aber nicht nur die Sprachförderung ist ein wichtiger Baustein in der pädagogischen Arbeit des Rottweiler Kindergartens. Ein weiterer Teil soll in Zukunft eine intensivierte Elternbegleitung sein. Dazu startet die Kita mit einer anderen katholischen Einrichtung in der Stadt ein neues Projekt „Starke Familien – glückliche Kinder! Elternbegleitung: Lotse sein – Brücken bauen – Familien auf Augenhöhe begegnen“ Ziel dabei ist es, Schritte zu tun, um gleiche Bildungschancen für alle Kinder zu ermöglichen, in dem unter anderem Elternkompetenzen gestärkt, Netzwerke geknüpft und niederschwellige Angebote zur Begleitung, Bildung, Beratung geschaffen werden. Letztlich stärkt dies auch die Sprachentwicklung der Kinder, denn ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern, verliert sich in der Kita Gelerntes auch schnell im Alltag.
Innovative Ideen unterstützen
Damit all dies möglich werden kann, stellte der Kindergarten einen Antrag auf finanzielle Unterstützung bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart und deren „Zukunftsfonds Kindergarten“. Mit diesem Fonds stellt die Diözese seit 2008 einen wichtigen Baustein zur Weiterentwicklung und Sicherung des Profils katholischer Kindertageseinrichtungen bereit. Bis Dezember 2023 waren 67 Anträge mit einer Gesamtsumme von rund 1,51 Millionen Euro bewilligt worden und im laufenden Jahr wurden bereits 14 neue Anträge gestellt, und weitere Anfragen liegen vor. Vor wenigen Tagen wurde auch der Antrag des Rottweiler Kindergartens Bonaventura durch den Vergabeausschuss Zukunftsfonds Kindergarten mit Mitgliedern aus dem Diözesanrat, dem Bischöflichen Ordinariat und dem Landesverband Katholischer Kindertagesstätten in der Diözese Rottenburg-Stuttgart bewilligt. Markus Vogt, Geschäftsführer des Zukunftsfonds aus der Hauptabteilung „Schulen“ des Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg, sagt: „Der Antrag aus Rottweil zeigt, was die Diözese mit der Einrichtung des Zukunftsfonds unterstützen wollte und bis heute tut: Es sollen innovative Ideen unterstützt werden, die zur Einrichtung und vor allem zu den Bedarfen der Menschen vor Ort passen und damit dazu beitragen, das Profil der Kita, gerade auch auf der Grundlage des christlichen Menschenbilds und Werteverständnis‘ weiterzuentwickeln.“ Der Ansatz in Rottweil, dabei die Eltern nochmal intensiver als bisher zu begleiten und zu stärken, habe den Vergabeausschuss überzeugt. Damit werde das festgeschriebene Elternrecht ernstgenommen. „Deshalb wird das Projekt sehr gerne unterstützt, und alle sind gespannt auf die Erfahrungen und Erkenntnisse, die vor Ort gewonnen werden“, sagt Vogt.
Prinzipiell können durch den „Zukunftsfonds Kindergarten“ Projekte und Maßnahmen zur Konzept- und Qualitätsentwicklung, Evaluierung und Qualifizierung in den rund 900 württembergischen Kindergärten in katholischer Trägerschaft gefördert werden. Ein wichtiger Fokus dabei ist es, die Teilhabe aller Kinder zu ermöglichen. Pro Jahr stehen rund 100.000 Euro für Projekte und Maßnahmen zur Verfügung. Der Höchstbetrag einer Förderung liegt in der Regel bei 25.000 Euro.
Mehr Informationen zum „Zukunftsfonds Kindergarten“ sowie die Antragsformulare zum Download gibt es hier.