Der Kurs mit 80 Unterrichtseinheiten startet im November. „Wer sich für das Thema Trauerbegleitung interessiert und bereit ist, sich mit eigenen Erfahrungen auseinanderzusetzen, findet in diesem Kurs eine fundierte und praxisnahe Ausbildung für ein bedeutungsvolles ehrenamtliches Engagement“, sagt Iris Müller-Nowack, Leiterin der Keb Freudenstadt. Dass dies ein Alleinstellungsmerkmal der Keb Freudenstadt in der Region ist, zeige sich darin, dass die Teilnehmer:innen der vergangene Kursdurchgänge aus dem ganzen Gebiet zwischen Bodensee und Neckar-Alb zu den Kursorten Horb und Rottweil kamen, setzt Müller-Nowack hinzu.
Wissen, Haltung und praktische Fähigkeiten
Die Weiterbildung richte sich exklusiv an Menschen, die ehrenamtlich Trauerarbeit leisten möchten - in einem Trauercafé oder bei anderen niedrigschwelligen Angeboten, ebenso aber auch an alle, die sich grundsätzlich für das Thema Trauer und Trauerbegleitung interessierten. „Jemanden zu befähigen, mit der Trauerbegleitung Geld zu verdienen, ist nicht das Ziel unseres Kurses.“ Geleitet wird das Angebot von einem erfahrenen Team, bestehend aus der Diplom-Theologin Müller-Nowack, die auch Abschlüsse als Psychoanalytische Gestalttherapeutin und als Traumafachberaterin hält, sowie von der Krankenschwester und Traumafachberaterin Sabine Göpfert und der gelernten Krankenschwester für Intensiv- und Palliativpflege Ulrike Wolf, die ausgebildete Sozialarbeiterin ist und seit 2019 eine 100-Prozent-Profilstelle für Trauerarbeit in der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat. „Unser Angebot basiert auf den Qualitätsstandards des Bundesverbands Trauerbegleitung und vermittelt Wissen, Haltung und praktische Fähigkeiten, um trauernde Menschen kompetent und empathisch begleiten zu können“, fasst Müller-Nowack zusammen.
Sechs Wochenendmodule
Die 80 Unterrichtseinheiten seien verteilt auf sechs Wochenendmodule. Hinzu komme das Literaturstudium und die Arbeit in Kleingruppen. „Das Konzept verbindet fundiertes theoretisches Wissen mit der Bereitschaft zur Selbsterfahrung, wobei eine achtsame und wertschätzende Haltung gegenüber trauernden Menschen im Mittelpunkt steht. Zu den Inhalten gehören unter anderem die Auseinandersetzung mit eigenen Verlust- und Trauererfahrungen, Selbstreflexion, Grundlagen der Gesprächsführung, Auftragsklärung, Prozessgestaltung sowie Themen wie Schuld, Scham, Trauma und Spiritualität. Auch die Bedeutung systemischer Zusammenhänge in der Trauer, Ressourcenarbeit und Selbstsorge werden thematisiert.“
Netzwerk entsteht
Eine Anforderung des Kurses, der sich Interessent:innen stellen müssten, sei die Bereitschaft und die Offenheit zur Selbstreflektion. „Unser Thema hat immer auch etwas mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun, und daher sollten sich die Teilnehmer:innen Dingen, die im eigenen Leben zu betrauern waren, stellen können und wollen. Die Bereitschaft zur Selbsterfahrung wird vorausgesetzt“, sagt Müller-Nowack. Zum Selbstschutz der Teilnehmenden werde mit allen, die an der Teilnahme interessiert sind, ein Vorab-Gespräch geführt. „Kommt dabei heraus, dass es einen nicht lange zurückliegenden Verlust gibt, raten wir dazu, noch ein oder zwei Jahre mit einer Teilnahme zu warten“, sagt die Kursleiterin. Breche während des Kurses bei einem der Teilnehmer:innen eine Erinnerung auf, sei es oft so, dass die Gruppe viele dieser Emotionen auffängt und den oder die Betreffenden auffängt. „In unseren Kursen wächst ganz viel Gemeinschaft und es ist auch eines der Ziele, dass ein Netzwerk entsteht, in dem man sich über die Zeit unseren Kurs hinaus austauschen kann“, sagt die Theologin und fügt an, dass dieser Austausch dann oft über das hinausgeht, was man im lockeren Freundeskreis miteinander besprechen kann. Und sie sagt: „Nach Corona merken wir, dass der Bedarf sehr gestiegen ist, tiefgehende Lebensthemen miteinander zu besprechen.“