Maria 2.0

Für eine gute Kirche mit Zukunft

Maria 2.0 in Aalen und Schwäbisch Gmünd (von links): Luzia Gutknecht, Birgitta Pfeil, Beate Spießhofer, Michael Hohler, Silke Weihing. Foto: Schwenk

Im Dekanat Ostalb gibt es zwei Gruppen der Initiative Maria 2.0 – in Aalen und in Schwäbisch Gmünd.

An wie vielen Plätzen die „Graswurzelbewegung“ Maria 2.0 noch sprießen muss, um zu einem flächendeckenden, tragenden Teppich zu werden, das kann wohl niemand sagen. Immer wieder keimt die Idee einer Kirche, die Frauen gleichberechtigt in allen kirchlichen Ämtern zulässt, auf. Kleine, starke Pflanzen.

„Es wäre jetzt wirklich wichtig zu sehen, dass sich etwas tut. Damit nicht noch mehr Menschen dieser Kirche enttäuscht den Rücken kehren.“ Silke Weihing spricht das aus, wofür die Mitglieder der Reforminitiative Maria 2.0, die sich an diesem Nachmittag in Wasseralfingen zusammengefunden haben, stehen: Eine neue, moderne, für alle offene Kirche, die mit alten Zöpfen bricht und Neues zulässt. Die Frauen und Männer setzen nicht nur Akzente, sie sprechen mutig und forsch das aus, was viele andere denken: Sie fordern den Zugang von Frauen zu allen Weiheämtern der katholischen Kirche, die Abschaffung des Pflichtzölibats, die konsequente und offene Aufklärung der Missbrauchsfälle, die wertschätzende Haltung und Anerkennung selbstbestimmter Sexualität.

„Wir können das System nicht mehr unterstützen“

Die Wurzeln der Initiativen in Aalen und Schwäbisch Gmünd sind unterschiedlich. Während in Aalen Maria 2.0 aus dem Katholischen Frauenbund heraus entstanden ist, hat sich die Gmünder Gruppe aus Interessent:innen zusammengefunden. Seither machen die Initiativen immer wieder auf sich aufmerksam. Eine davon war die des Kirchenstreiks, als Frauen und Männer mit dem weißen Schal – dem Symbol für Maria 2.0 – während der Gottesdienste vor der Kirche gestreikt haben. In manchen Kirchen haben sie Marienfiguren den Mund zugeklebt. „Maria, schweige nicht!“ -  diese Aussage steckte dahinter. „Es bleibt uns nichts anderes übrig als zu provozieren und unsere Anliegen immer wieder in Aktionen zu präsentieren“, führt Silke Weihing aus. Denn: „Wir alle wollen, dass es Kirche weiterhin gibt. Wir wollen uns darin engagieren. Aber wir können das System nicht mehr unterstützen“, ergänzt Beate Spießhofer.

Dass es insgesamt so langsam vorangeht und deutliche Zeichen seitens der Kirchenleitung auf sich warten lassen, das stört Luzia Gutknecht, Vorsitzende des Frauenbundes in Aalen. Immer wieder werde auch das System „Weltkirche“ als Hemmschuh angebracht. „Dabei“, so weiß Birgitta Pfeil, „gibt es Stimmen aus anderen Ländern, die es sehr schätzen würden, wenn Deutschland vorangehen würde“. Dieses Vorangehen könnte eine Änderung der Machtstruktur innerhalb der katholischen Kirche sein, der Aufbau eines anderen Priesterbildes. Michael Hohler aus Böbingen wäre dies sehr wichtig. „Im Thesenanschlag am 21. Februar letzten Jahres wurde es ganz deutlich gesagt: „Der Klerikalismus ist heute eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschunwürdigen Facetten.“

„Wir pieksen immer wieder an“

Immer wieder brechen Grashalme durch. An anderen Stellen, mit neuen Menschen, auf einem neu aufbereiteten Boden. „Wir gehen dorthin, wo wir unsere Anliegen direkt sagen können“, berichten Luzia Gutknecht und Birgitta Pfeil. Sie begegneten Bischof Dr. Gebhard Fürst bei einer Firmung in Aalen. „Immerhin hat er zugehört“, erinnern sich die beiden. Und in Schwäbisch Gmünd fand der Tag der Diakonin auf dem Johannisplatz statt. „Wir pieksen immer wieder an“, fasst Silke Weihing zusammen, jüngst, als die Theologin und Autorin Jacqueline Straub nach Schwäbisch Gmünd kam. Dann wird wieder neuer Boden aufbereitet, der die Graswurzelbewegung weiterbringt und wieder mehr Fläche einnehmen lässt: Für eine Kirche, die Frauen gleichberechtigt behandelt, die zeitgemäß die Anliegen der Menschen wirklich ernst nimmt und modern dem Wunsch von so vielen nachkommt, eine Kirche mitten im Leben zu sein. Getragen vom Wort Gottes. Geerdet, auf grünem, saftigem Gras. Eine Kirche mit Zukunft.

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