Jubiläum

Für gutes Miteinander der Religionen

Dem Austausch und der Begegnung diente kürzlich die „Tafel der Religionen" auf dem Ulmer Marktplatz. Foto: DRS/Jerabek

Mit vielfältigen Aktionen feiert der Rat der Religionen in Ulm sein zehnjähriges Bestehen – und bringt sich ins Gespräch.

Gemeinsames Essen stärkt nicht nur familiäre Beziehungen, sondern ist auch sonst eine gute Basis für Gespräch und gutes Miteinander. Das gilt umso mehr, wenn man bei dieser Gelegenheit auch gleich kulinarische Köstlichkeiten aus verschiedensten Ländern und Kulturen kennenlernen kann. Verführerisches für Auge, Nase und Gaumen bot die „Tafel der Religionen“, die der Rat der Religionen in Ulm kürzlich organisiert hatte. Die Einladung zu Austausch und Begegnung war Teil eines kleinen Festprogramms, mit dem der Rat in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert und noch mehr auf sich und seine Anliegen aufmerksam machen will.

Bewusst nicht als Festtafel, sondern als „einfacher Ort der Begegnung, wo man Gastfreundschaft erfahren soll“, wurde die Tafel geplant, erklärte Dekan Ulrich Kloos. Niederschwellig, einladend und unkompliziert konnten Menschen verschiedenen Glaubens und Interessierte auf dem Ulmer Marktplatz ins Gespräch kommen – bei Hefezopf, orientalischem Gebäck, jüdischen Süßspeisen und Obst. Neben den jeweils für ihre Mitglieder typischen Spezialitäten steuerte jede Religionsgemeinschaft fünf Kannen Tee und fünf Kannen Kaffee bei, die Stadt Ulm sorgte für Tische und Kaltgetränke. „Das hat ganz viel mit ‚leben teilen‘ zu tun, dem diesjährigen Katholikentagsmotto, wenn sich auf diese Art verschiedene Kulturen und Traditionen begegnen“, sagte Kloos. Mit einem Tischgebet – jede und jeder in seiner Gebetstradition – läuteten die Religionsvertreter und ihre Gäste die „Tafel der Religionen“ ein. Dekan Kloos wählte dafür Psalm 23, „weil das der Psalm ist, der die ganze Wegbegleitung Gottes zum Ausdruck bringt und auch die Gemeinschaft, das gemeinsame Essen, in den Blick rückt: Du deckst mir den Tisch, salbst mein Haupt mit Öl, füllst mir den Becher…“

Zusammenstehen und Solidarität zeigen

Bei seiner Gründung im November 2012 war der Ulmer Rat der Religionen einer der ersten seiner Art. Auf Initiative des damaligen katholischen Dekans Matthias Hambücher, heute leitender Pfarrer der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Nordwest, schlossen sich Ulmer Christen, Muslime und Juden zusammen, um einen Beitrag zur Verständigung und zum friedlichen Zusammenleben der Menschen verschiedener Religionen in Ulm zu leisten. Zu den sechs Vertretern von Kirchen und religiösen Vereinen, die die Vereinbarung unterzeichneten, gehörte auch Wilhelm Gohl als Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Ulm, heute Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Weitere Religionsvertreter, die an der Wiege des Rats standen und jetzt auch bei der „Tafel der Religionen“ engagiert waren, sind Rabbiner Shneur Trebnik von der jüdischen Gemeinde Ulm und Kasim Kocakaplan vom alevitischen Kulturverein Ulm.

Besondere Bedeutung und Aufmerksamkeit erfährt die Arbeit des Rates immer dann, wenn ein Anschlag auf religiöse Einrichtungen zu beklagen ist – oder wie jüngst angesichts des Krieges in der Ukraine, als im März auch Vertreter der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Neu-Ulm und der Russisch-Orthodoxen Gemeinde Ulm gemeinsam an einem Friedensgebets auf dem Ulmer Marktplatz teilnahmen. Der besondere Stellenwert des Rates bestehe darin, „dass wir uns gut kennen und dass wir in solchen Fällen sofort zusammenstehen und öffentlich Solidarität zeigen“, betont Kloos, der seit 2019 einer der drei Sprecher des Rates ist. Es gehe darum, „dass wir uns als Religionen nicht auseinanderdividieren lassen, sondern Frieden sähen im Namen der Religionen“. Aber auch darüber hinaus sei es wichtig, dass der Rat der Religionen besser bekannt wird, so der Dekan. Das Jubiläumsjahr könne dabei wichtige Anstöße geben. Im Herbst ist eine multireligiöse Blutspendeaktion geplant.

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