Weltjugendtag

Gänsehautmomente bleiben in Erinnerung

Menschenmassen in Lissabon: Alle wollen einen guten Platz erhaschen, wenn der Papst ans Mikrofon tritt. Foto: DRS / Thomas Maria Renz

Nach dem Weltjugendtag in Lissabon werden die Gruppen der Diözese Rottenburg-Stuttgart heute in der Heimat erwartet.

„Die Kirche hat Platz für alle“, „Gott liebt uns, wie wir sind“ oder „Habt keine Angst“ - Sätze, die Papst Franziskus den etwa anderthalb Millionen meist jungen Menschen aus aller Welt in Lissabon zugerufen hat. Diese auf den Punkt gebrachte christliche Botschaft nehmen sicher auch die etwa 300 Weltjugendtagsteilnehmer:innen aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit nach Hause. Da sind aber auch die ganz persönlichen Lebens- und Leidensgeschichten ihrer Altersgenoss:innen, die diese beim gemeinsamen Kreuzweg teilten und die für Gänsehautmomente und auch Tränen sorgten. Hängen bleibt natürlich besonders der lebendige Austausch untereinander.

Nach dem vorgelagerten Tagen der Begegnung in Kirchengemeinden über ganz Portugal verteilt, fanden einige der Teilnehmenden auch in Lissabon und Umgebung eine Unterkunft in Familien. Die Gruppen aus der württembergischen Diözese, die über das Bischöfliche Jugendamt (BJA), über Jugend 2000 oder über andere kirchliche Organisatoren zum Weltjugendtag pilgerten, mussten in der völlig überfüllten Innenstadt von Lissabon viele Wege zu Fuß zurücklegen. Jenseits der großen Massen-Events mit dem Papst lernten sie aber auch touristische Attraktionen und Spezialitäten der portugiesischen Hauptstadt kennen. In vielen Verkehrsmitteln sangen und tanzten junge Menschen und gaben so Zeugnis von ihrem Glauben.

Christus breitet die Arme aus

Die BJA-Gruppe fuhr unter anderem mit der legendären Straßenbahn Tram 28 durch die City und stieg auf die Besucherplattform der überdimensionalen Christkönigsstatue, die vom gegenüberliegenden Ufer des Tejo-Flusses ihre Arme über die Metropole breitet. In der malerischen Altstadt kosteten sie Pastéis de Belém, die mit Eiersahnecreme gefüllten Blätterteigküchle, und unternahmen einen Ausflug nach Sintra. Obwohl es dem einen oder der anderen manchmal zu eng, zu heiß oder zu viel wurde, sei die Gruppe zusammengewachsen und habe sich gegenseitig unterstützt, wie sie auf Instagram mitteilte.

Nach Gottesdiensten, Katechesen, Taizé-Gebeten und Festivals war der Höhepunkt des internationalen Treffens die Vigil am Samstagabend und die Eucharistiefeier am Sonntag mit Papst Franziskus. Hierfür war der Tejo-Park in vier Sektoren mit 75 Feldern eingeteilt. „Während wir dem Papst lauschen, ist uns aufgefallen, dass es einfach die größte Übernachtungsparty der Welt hier ist“, postete eine Teilnehmerin. Der Sektor C, dem die BJA-Gruppe zugeteilt war, lag jedoch über einen Kilometer von der Altarinsel entfernt. Der Boden sei uneben und hart gewesen und der Bilschirm klein und schlecht platziert, so dass das Feeling aus den vorderen Reihen dort nicht richtig angekommen sei, berichtete eine Teilnehmerin.

Ticken die Deutschen anders?

„Der Mix zwischen Enthusiasmus und Spiritualität, zwischen persönlicher Gottsuche und gemeinsam gefeiertem Glauben, zwischen ‚ganz laut‘ und ‚ganz leise‘“, macht für den Rottenburger Weihbischof Thomas Maria Renz das Profil eines Weltjugendtages aus. Was dem Leiter der Hauptabteilung Jugend im Bischöflichen Ordinariat zu denken gibt, ist die geringe Beteiligung aus Deutschland. Seien aus Italien 63.000 oder aus Frankreich 40.000 junge Menschen angereist, seien es aus der Bundesrepublik lediglich 10.000 gewesen. „Ich werde den Eindruck nicht los, dass die Begeisterungsfähigkeit, Kirchlichkeit und Glaubensfreude so vieler junger Menschen weltweit einfach nicht ins Kirchenbild mancher hierzulande passt“, resümiert er.

Auch die Jugendlichen spürten den anderen deutschen Blickwinkel, als sie wegen Regenbogenfahnen - Zeichen der Vielfalt - kritisiert wurden oder als sie nach dem Abschlussgottesdienst halfen, den Müll wegzuräumen, den andere Gruppen achtlos liegen ließen. Dennoch dürften die bewegenden und zu Herzen gehenden Momente überwiegen, wenn die jungen Menschen zu Hause über die Tage in Portugal erzählen.

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