In der Blockhütte auf der Horber Schütte riecht es nach frischem Holz, die Sonne scheint warm durch die Fenster. Hinter dem Häusle geht’s direkt in den Wald hinein. Neun Kinder besuchen seit Anfang Oktober den ersten Waldkindergarten in Horb unter Leitung von Veronika Gekle und in Trägerschaft des Zweckverbands katholischer Kindertagesstätten. Bis zum neuen Kindergartenjahr im September 2023 sind alle 20 Plätze bereits vergeben, eine Warteliste ist eröffnet.
Bis die ersten Kinder hier durch den Wald tollen und die Natur erkunden konnten, war es ein langer Weg. Schon 2018, als sich die Stadt entschied, einen Waldkindergarten einzurichten, sagte die katholische Kirche in Horb zu, die Trägerschaft zu übernehmen.
Es geht auch um Rückbesinnung und um die Frage: Was brauchen wir wirklich?
Veronika Gekle
"Wir müssen uns mit der Gesellschaft entwickeln", sagt Hubert Würth, Leiter des katholischen Verwaltungszentrums und Geschäftsführer des Zweckverbands katholischer Kindertagesstätten in den Dekanaten Freudenstadt und Calw. Dazu gehöre nicht nur der Bedarf für Kinderbetreuung, sondern auch Offenheit für neue pädagogische Formen und Konzepte. "Aus Vielfältigkeit entsteht Zukunftsfähigkeit", sagt er und wundert sich einmal mehr, dass es bislang nur wenige katholische Waldkindergärten gibt. "Immerhin sind wir in so einem Waldkindergarten ganz nah dran an der Schöpfung."
Die Natur ist der beste Lehrer
Das findet auch die Horber Waldkindergarten-Leiterin Veronika Gekle. Sie ist studierte Sozialpädagogin und freut sich auf die neuen Möglichkeiten der pastoralen Inhalte, die in einem katholischen Kindergarten selbstverständlich mitgedacht werden. "Für unseren Bildungsauftrag ist die Natur der beste Lehrer."
Gekle wird mit ihrer 85-Prozent-Stelle von einer Erzieherin (60 Prozent), einer Erzieherin und Naturerlebnispädagogin (50 Prozent) und einer Waldpädagogin (10 Prozent) unterstützt. "Mit neun Kindern ist das am Anfang natürlich noch großer Luxus", sagt sie und lacht. "Aber so können wir ganz in Ruhe mit den Kindern schauen und auch ein Stück weit ausprobieren, was wie funktioniert." Thematisch geht’s unter anderem um Holz, Pflanzen, den Jahreslauf. "Aber es geht auch um Rückbesinnung und um die Frage: Was brauchen wir wirklich?"
Entlastung und Flexibilität
Gerade im Kindergarten- und Kita-Bereich müssen die Verantwortlichen mit vielen Teilzeitkräften jonglieren. Waldkindergarten-Leiterin Veronika Gekle ist deshalb froh, dass es den Zweckverband gibt. Die Mitarbeitenden sind dort angestellt und werden zentral verwaltet. Das entlaste sie als Leiterin. Zudem sei es sehr viel einfacher, bei Ausfällen auch kurzfristig eine Vertretung zu organisieren und Teilzeitkräfte flexibel einzusetzen.
"Auch ich konnte als Leiterin problemlos von meiner bisherigen Einsatzstelle im katholischen Kindergarten in Altheim in den neuen Waldkindergarten wechseln." Anders als in den Jahren zuvor, als sie noch bei der Kirchengemeinde vor Ort angestellt war, musste sie nun kein komplettes Bewerbungsprozedere mit Vorstellungsgespräch vor dem neuen Kirchengemeinderat durchlaufen.
Im Dienst der Kirchengemeinden
Das bedeute jedoch nicht, dass die Kirchengemeinden nicht mehr mitentscheiden können, sagt Hubert Würth und betont. "Wir arbeiten mit dem Zweckverband schließlich im Dienst der Gemeinden." Jeder Kirchengemeinderat entsendet ein Mitglied in die Verbandsversammlung, die den Vorstand wählt. Dieser trifft dann die wichtigen Entscheidungen. Jene über die pastorale Begleitung in Kindergarten oder Kindertagesstätte sind davon natürlich ausgenommen. "Darüber entscheiden - wie bisher auch - die Kindergartenleitung und die Kirchengemeinde." Gleiches gilt für alle anderen inhaltlichen Ausrichtungen.
"Wir bieten nur die strukturellen Rahmenbedingungen und unsere Unterstützung", sagt Würth. Dazu zählen auch standardisierte Workflows und die Aufbereitung wichtiger Informationen, wie zum Beispiel ein Leitfaden für Mitarbeitergespräche und gesetzliche Verordnungen zu Arbeitssicherheit und Datenschutz. "Bisher mussten wir in der Kindergartenleitung uns das immer alles selbst erarbeiten", erzählt Gekle. "Jetzt können wir alle im Pool auf die Dokumente zugreifen und werden zentral informiert." Ihr Wissen, ihre Anregungen und Ideen werden im Zweckverband wiederum gerne angenommen und fließen in die Ausarbeitungen mit ein.