Auf der Tagesordnung standen der Gebäudereduzierungsprozess unter dem Motto „Räume für eine Kirche der Zukunft“, das Klimaschutzkonzept der Diözese „Klimaneutral 2040“ und die Umsetzung des Synodalen Weg in der Diözese. Weitere Themen waren die Feststellung der Jahresrechnung 2022, die Vorabverwendung der Jahresüberschüsse 2022 und andere wichtige Finanzbeschlüsse.
Gebäudereduzierungsprozess und Klimaneutralität bis 2040
Rückgang der Kirchensteuereinnahmen, damit verbundene Auswirkungen auf die Diözese und wie darauf reagiert werden soll und muss – sind Themen, mit denen sich der Diözesanrat unserer Diözese auch an diesem Wochenende ausführlich auseinandergesetzt hat.
Bereits in der Oktobersitzung hatte der Diözesanrat die Eckpunkte für eine mittelfristige Finanzplanung der Diözesanhaushalte 2025 – 2030 unter dem Motto „Wandel und Entwicklung ermöglichen - Stabilität für die Zukunft gestalten“ beschlossen.
Da die Kirchensteuereinnahmen hälftig auf Diözese und Kirchengemeinden verteilt werden, wirkt sich der Rückgang der Kirchensteuereinnahmen auch auf die Kirchengemeinden aus. Auch die Kirchengemeinden müssen deshalb ihre Haushalte strukturell reduzieren.
Der Diözesanrat hatte sich deshalb in seiner Sitzung im Mai 2023 für einen Gebäudereduzierungsprozess in den Kirchengemeinden ausgesprochen.
Erstes Ziel: Die beheizten Flächen der nichtsakralen Gebäude sollen um 30 % reduziert werden. Dies führt zu Reduzierungen der Baulasten, der Energieaufwendungen und des gebäudebezogenen Personalaufwands. Darüber hinaus können die verbleibenden Gebäude energetisch saniert oder energieeffizient neu errichtet werden. Dies unterstützt gleichzeitig der Erreichung eines zweiten wichtigen Ziels: Die schöpfungsfreundliche Kirche der Diözese Rottenburg-Stuttgart soll bis zum Jahr 2040 klimaneutral sein.
Konkret heißt das: In den kommenden fünf Jahren werden flächendeckend in den Kirchengemeinden der Diözese Standort-Entwicklungsprozesse durchgeführt.
Die Seelsorgeeinheiten bzw. Gesamtkirchengemeinden überprüfen dazu ihren gesamten Gebäudebestand. Sie werden bei diesem Prozess von dafür geschulten Regionalmanagern in enger Abstimmung mit den Dekanatsreferenten/innen und den Gebietsarchitekten des Bischöflichen Bauamtes unterstützt und begleitet. Dabei konzentrieren sie sich auf die Räume, die für eine diakonisch-missionarische und schöpfungsfreundliche Kirche der Zukunft wichtig und notwendig sind. Die Kirchengemeinden, Seelsorgeeinheiten und Gesamtkirchengemeinden weiten dabei den Blick über den eigenen Kirchturm hinaus und beziehen entsprechend Prinzip „Kirche lebt an vielen Orten“ andere katholische und nicht katholische kirchliche Träger sowie zivilgesellschaftliche Partner ein. Hier gilt, Kooperationen sind wünschenswert. Es geht um eine Kirche, die auch im Jahr 2040 ihren Auftrag erfüllen kann, die ihrer Präsenz bei den Menschen und Wirkung unter den Menschen von den Menschen wahrgenommen und geschätzt wird.
Die Finanzierung des zunächst auf fünf Jahre angelegten Projekts erfolgt ab dem Jahr 2024 durch eine jährliche Entnahme aus der für die Bauunterhaltung der kirchengemeindlichen Gebäude vorhandenen Rücklage „Ausgleichsstock“ bis zu einer Gesamthöhe von 10 Millionen Euro.
Mit großer Mehrheit hat der Diözesanrat die Umsetzung des Projekts „Räume für eine Kirche der Zukunft“ beschlossen.
Dem nächsten Bischof wird darüber hinaus ein Prioritäten- und Posterioritätenprozess mit der Zielperspektive 2040 empfohlen, der eine inhaltliche Aufgaben- und Strukturanalyse sowohl für die Diözese als auch für die Kirchengemeinden umfasst.
Aktualisierung des Klimaschutzkonzepts der Diözese „Klimaneutral 2040“
Mögliche Wege zur klimaneutralen Diözese zeigt das aktualisierte Klimaschutzkonzept der Diözese auf, das der Diözesanrat ebenfalls beschlossen hat. „Ein zentrales Ziel der Diözese ist es, den größtmöglichen Beitrag zur Verhinderung der Klimakatastrophe zu leisten,“ betonte Bischof Fürst.
Da der Gebäudebereich 80% der CO2-Emissionen in der Diözese verursacht, muss dieser prioritär angegangen werden. Die Bereiche Mobilität (15% der CO2-Emissionen) und Beschaffung (5% der CO2-Emissionen) werden aber nicht ignoriert. So werden in den kommenden Monaten weitere Konzepte für die Bereiche Mobilität und klimafreundliche Beschaffung, Klimaschutz auf kirchlichen Flächen, Klimaschutz durch Kooperationen und gemeinsame Gebäudenutzung mit Kommunen und anderen Kirchen, Erarbeitung eines ganzheitlichen Nachhaltigkeitskonzepts erarbeitet.
Synodaler Weg
Ein weiteres wichtiges Thema, war der Synodale Weg. Bereits im Rahmen der Märzsitzung 2023 wurde die geplante Reformagenda zur Umsetzung des Synodalen Weges in der Diözese vorgestellt und ausführlich beraten. Die Akademietagung „Wirksame Wegmarken“ im Juli 2023 befasste sich dann mit den praktischen Konsequenzen des Synodalen Weges in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die bei der Tagung erarbeiteten Themen und Vorschläge wurden zusammengefasst und weiter ausgestaltet. Dabei haben der Pastoralausschuss und die für die Anliegen zuständigen Personen im Bischöflichen Ordinariat, allen voran die Hauptabteilung Pastorale Konzeption unter der Leitung von Weihbischof Matthäus Karrer, eng zusammengearbeitet. „In unserer heutigen Diözesanratssitzung haben wir uns mit der Weiterarbeit des Erarbeiteten beschäftigt und wir werden auch künftig dranbleiben. In unserem Denken und Handeln sollte stets die Größe Gottes erkennbar werden – das ist unsere Kernbotschaft,“ so Dr. Johannes Warmbrunn, Sprecher des Diözesanrats. Es gelte den Blick zu weiten, größer zu denken – auch spirituell. „Wir im Diözesanrat werden dazu beitragen, den synodalen Weg gemeinsam weiterzugehen, Einfluss zu nehmen und in unserer Kirche mitzuwirken. Eins muss aber allen klar sein, wenn man mitredet, trägt man auch Verantwortung mit. Wer mitreden will, kann die Verantwortung nicht auf den Bischof schieben. Mitreden heißt, hinzustehen und zu sagen, diese Entscheidung habe auch ich mitgetragen. Das gehört eben auch dazu,“ betonte Warmbrunn.
Überschüsse 2022 fließen in Flüchtlingsfonds und Projekte der Kinder- und Jugendarbeit
Das Gremium stellte die Jahresrechnung 2022 mit einem Überschuss von rund 27,3 Millionen Euro fest.
Davon werden sechs Millionen Euro jeweils hälftig für die weltkirchliche und die diözesane Flüchtlingshilfe zur Verfügung gestellt. Den Stellenwert der weltkirchlichen Flüchtlingshilfe für unsere Diözese haben Diözesanrat und Bischof Fürst in den letzten Jahren wiederholt betont. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen waren Ende 2022 erstmalig mehr als 108 Mio. Menschen weltweit auf der Flucht. „Wir haben hier die Möglichkeit Menschen, woher sie auch kommen oder sind, in ihrer Not zu unterstützen. Das ist eine diakonische Tat unserer Diözese, der Ortskirche von Rottenburg-Stuttgart, auf die wir auch stolz sein dürfen. Denn hier geschieht sehr viel Gutes“, so Bischof Fürst.
Weitere 500.000 Euro aus Jahresüberschuss 2022 fließen dem Klimaschutzfonds für die katholische Kinder- und Jugendarbeit zu, der neu eingerichtet wird. Für junge Menschen ist die größte Herausforderung ihrer Zeit die Klimakrise. Die ökologische Nachhaltigkeit ist eines der zentralen Bedürfnisse junger Menschen, wo sie unmittelbar betroffen sind bzw. sein werden und beteiligt werden wollen. Durch die Einrichtung eines Klimafonds für die Jugendarbeit sollen die Projekte um mehr ökologische Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendarbeit unterstützt werden.
600.000 Euro aus dem Jahresüberschuss 2022 werden für die Sockelfinanzierung des pastoralen Projekts „Ganztagsbildung“ für den Zeitraum 2024 bis 2027 verwendet. Denn 2026/27 wird im Land Baden-Württemberg der Rechtsanspruch von Familien auf eine Ganztagesgrundschule für ihre Kinder umgesetzt. Damit dies gelingen kann, ist die Schule auf qualifizierte Angebote von außerschulischen Partnern angewiesen. Eine Chance für die Kirche, die Kinder dort mit ihren Angeboten zu erreichen und für diese und ihre Familien da zu sein und einen Beitrag dazu zu leisten, den Lebensraum Schule im Ganztag gelingend gestalten zu können.
Erklärungen als Katholikenrat
Bereits am Freitag hatten die Laienvertreter in ihrer Funktion als Katholikenrat mit mehreren Erklärungen Position zu aktuellen gesellschaftlichen Themen bezogen. So ruft das Gremium dazu auf, der Gefährdung der Demokratie durch Desinformation und Fake News im Netz entschieden entgegenzutreten. Mit der Erklärung „Einsatz gegen Antisemitismus“ zeigt sich der Diözesanrat solidarisch mit den jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und fordert von allen Verantwortlichen in Kirche, Politik und in der ganzen Gesellschaft eine klare, von der Öffentlichkeit deutlich wahrnehmbare Positionierung zum Schutz jüdischen Lebens in Deutschland. „Wir müssen uns mit geeigneten Maßnahmen aktiv gegen den Antisemitismus stellen,“ betonte Bischof Fürst.
Am 24. und 25. November fand die letzte Diözesanratssitzung mit Bischof Fürst als Bischof und Vorsitzender des Diözesanrats statt. Die Rätinnen und Räte nutzten den Freitagabend, um sich bei einem kleinen Festakt von „ihrem Bischof Gebhard“ zu verabschieden, zurückzublicken und danke zu sagen.