Anlässlich des Internationalen Tags zum Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus findet in der Lustnauer Kirche St. Petrus ab 18 Uhr eine spezielle Veranstaltung mit Vorträgen und Grußworten statt. Im Vordergrund steht der Völkermord an Roma und Sinti im Nationalsozialismus. Neben Dr. Joachim Drumm, dem Leiter der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft und Flüchtlingsbeauftragten der Diözese Rottenburg-Stuttgart (DRS), referiert Sonja Kosche vom Netzwerk Pro Sinti & Roma über das Leid dieser Volksgruppe während der Nazi-Zeit.
Diskriminierung ist bis heute ein Problem
Roma und Sinti wurden im Nationalsozialismus systematisch verfolgt und industriell ermordet. „Dieser totalen und gewalttätigen Form der Verfolgung vom Säugling bis zum Greis waren im Nationalsozialismus nur Juden sowie Sinti und Roma ausgesetzt“, berichtet Kemal Ahmed, der Leiter des Netzwerkes im Vorfeld des Gedenkveranstaltung. „Auch nach 1945 ging die Diskriminierung und Ausgrenzung weiter, eine Form der ‚Wiedergutmachung‘ hat es nie gegeben.“ Schuld sei umgekehrt und Sinti und Roma seien weiterhin kollektiv kriminalisiert worden. „Erst 1982 wurde der Völkermord überhaupt als solcher anerkannt. Doch bis heute halten sich die Vorurteile fest im kollektiven Gedächtnis der Mehrheitsgesellschaft. Das wirkt sich weiterhin in Diskriminierung auf alle Lebensbereiche von Sinti:zze und Rom:nja aus“, so Ahmed weiter.
Die DRS unterstützt das Netzwerk Pro Sinti & Roma seit dem vergangenen Jahr im Rahmen des Zweckerfüllungsfonds Flüchtlingshilfe mit Fördergeldern in Höhe von 105.000 Euro. Dabei fördert sie die Beratung und Selbstorganisation von geflüchteten Sinti und Roma. Das Netzwerk ist aus der Community entstanden und hilft geflüchteten Mitgliedern der Minderheit bei rechtlichen Fragen, der Integration und der Bildung. Die Gelder fließen über einen Zeitraum von drei Jahren.