Der 4. Dezember 1944 markiert einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Stadt Heilbronn: Bei einem Luftangriff der Royal Air Force wurden große Teile der Stadt zerstört. Mehr als 6500 Menschen starben. Anlässlich des 80. Jahrestags haben zahlreiche Veranstaltungen an die damaligen Ereignisse erinnert. Am Deutschordensmünster und im Deutschhof griffen drei Stationen eines Friedenswegs die historischen Geschehnisse auf.
Dabei ging es ums Erinnern, Erleben, Bewegen, wie Jasmin Piontek erklärte. Die Jugendreferentin des Dekanats Heilbronn-Neckarsulm hatte diese Ausgabe des Friedenswegs zusammen mit der Dekanatsbeauftragten für Kirche und Schule/Schulpastoral, Lioba Diepgen, organisiert.
Die erste Station schilderte die Ereignisse der damaligen Abendstunden. Dafür hatten Schülerinnen und Schüler des Mönchsee-Gymnasiums Holzbretter mit Bildern und Texten gestaltet. Diese Tafeln waren an Latten geschraubt, die im Durchgang zwischen Kirche und VHS lehnten. Sie symbolisierten die Trümmer und die Beklemmung.
Baustellen im Leben
„Das eine ist die Geschichte, die vergangen ist, die in den Geschichtsbüchern steht, aus denen Kinder und Jugendliche heute lesen und lernen. Das andere ist das Hier und Jetzt“, sagte Melanie Wacker, die zusammen mit Jasmin Piontek und FSJlerin Johanna Fischer die Gedenkveranstaltung moderierte. So stellte die zweite Station die Frage nach aktuellen Krisen und Herausforderungen. Die knapp 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch Schülerinnen und Schüler der Wilhelm-Maybach-Schule, sollten dabei auch auf Krisen und Herausforderungen in ihrem Leben blicken. Diese Station war daher als Baustelle gestaltet.
Den Friedensweg als Gedenkformat gibt es laut Piontek seit 2015. Diesmal stand er unter dem Motto „Lass Frieden regnen! Damit Gutes wachsen kann“. Die dritte Station nahm das wörtlich: Um den Brunnen im Deutschhof, in dessen Becken eine Gartenszenerie aufgebaut war, hingen übergroße Regentropfen aus Papier. Sie hielten Gedanken von Schülerinnen und Schülern des Mönchsee-Gymnasiums fest. Stichworte wie Respekt, Ehrlichkeit, Lächeln zählten auf, was zum Frieden konkret beitragen kann. Künstler Peter Klak ergänzte die Installation mit Bannern, die Händeschütteln zeigten.
Mit einem gemeinsamen Gebet und einem Lied ging der Friedensweg zu Ende, pünktlich zum Glockengeläut. Dieses erklang zu der gleichen Uhrzeit, zu der vor 80 Jahren die ersten Bomben auf die Stadt fielen. Den Angriff hatte einst auch ein Zwangsarbeiter aus Belgien von den Weinbergen aus miterlebt. Im Vorfeld der Gedenkfeier erzählte sein Sohn dem Jugendreferat in einem Schreiben davon – und davon, dass sein Vater, zurück in der Heimat, Jahr für Jahr in der Kirche für sich persönlich jener „schicksalshaften Nacht“ gedachte.