Ein 40-Tonner, ein 7,5-Tonner und ein Sprinter-Bus sind derzeit von Stuttgart aus unterwegs, um die Menschen in der Ukraine mit Medizin, Lebensmitteln und Hygieneartikeln zu versorgen. Die ukrainische griechisch-katholische Kirche in Stuttgart organisiert die Transporte. Zusätzlich zu den vielen Sachspenden wurden bereits über 100.000 Euro mit dem Verwendungszweck „Spende Ukraine“ auf das Konto des Katholischen Stadtdekanats überwiesen. „Ich bin überwältigt von der Hilfsbereitschaft, ob mit Geldspenden, Sachspenden oder Angeboten praktischer Hilfe für hier ankommende Geflüchtete“, so Stadtdekan Christian Hermes.
Ziel der Sachspenden-Transporte ist zum einen Michalovce in der Slowakei. Dort werden die Sachspenden einer Transportfirma, die von einer Ukrainerin geleitet wird, übergeben. Die Güter fahren dann mit der ukrainischen Bahn ins Landesinnere. „Die Straßen sind zerbombter als die Bahnschienen“, berichtet Nataliya Bondar, Kantorin der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde. Es sei ihr ein großes Anliegen, dass auch die Menschen im Landesinneren mit Medikamenten und Lebensmitteln versorgt werden.
Das Ziel des 40-Tonners hingegen ist Lwiw in der Ukraine. Hier arbeitet die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde mit der kroatischen Gemeinde Sv. Martin, ebenfalls Gesamtkirchengemeinde St. Hedwig und St. Ulrich, zusammen. Dank der kroatischen Fahrer ist es möglich, den LKW über die Grenze zu fahren. Denn die männlichen Gemeindemitglieder mit ukrainischer Staatsbürgerschaft dürften die Ukraine nicht mehr verlassen. Weitere Sachspenden werden nach Polen, z. B. nach Chelm, für den Weitertransport in die Ukraine gebracht.
Schwester mit Kindern in Stuttgart angekommen
Nataliya Bondar lebt seit 22 Jahren in Stuttgart. Ihre Mutter wohnt in Kiew, ihr Vater auf einem Dorf nahe Popilnya, 170 Kilometer von Kiew entfernt. Sie macht sich große Sorgen um ihre Eltern, denn beide wollen in der Ukraine bleiben. „Es ist eine furchtbare Situation, aber es ist ihre Entscheidung, die ich respektieren muss“, so die 44-Jährige. Der Sprinter, den die Diözese Rottenburg-Stuttgart mitfinanziert hat, transportiert nicht nur Sachspenden. Er bringt auch Menschen aus der Ukraine nach Stuttgart. Darunter die Schwester von Nataliya Bondar und ihre zwei Kinder.
Seelsorgerische Unterstützung
Roman Wruszczak, Pfarrer der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche in Stuttgart, hat ebenfalls bereits Geflüchtete, darunter eine schwangere Frau mit Kind, aufgenommen. Für die Gemeindemitglieder und die neu Angekommenen ist in dieser schwierigen Zeit seine seelsorgerische Arbeit besonders wertvoll.
Sachspenden-Bedarf wechselt
An Sachspenden werden insbesondere medizinische Produkte (z. B. Antibiotika, Schmerzmittel und Verbandsmaterial) benötigt. Auch haltbare Lebensmittel wie Konserven und Kekse sowie Tiernahrung und Hygieneartikel sind sehr willkommen. Der Bedarf ändert sich laufend. Menschen, die spenden möchten, informieren sich am besten vorab unter https://ukrainische-kirche-stuttgart.de/spenden, was aktuell gebraucht wird.
Helfende Hände gesucht
Zum Sortieren der Sachspenden braucht die Gemeinde weitere helfende Hände. Von Montag bis Freitag, jeweils von 16 bis 19 Uhr, werden die Sachspenden im Gemeindehaus (Delpweg 12, Stuttgart-Fasanenhof) sortiert. Samstags von 9 bis 16 Uhr und sonntags von 12 bis 16 Uhr nimmt die Gemeinde Spenden entgegen, auch dabei können Helfende mit anpacken.
Geldspenden
Bisher (Stand 11.03.2022) wurden auf das Spendenkonto des Katholischen Stadtdekanats (IBAN: DE63 6005 0101 0004 6461 92 / Verwendungszweck: Spende Ukraine) bereits über 100.000 Euro gespendet. Mit den Geldspenden werden unter anderem die Transportkosten finanziert. Auch für dringend benötigte Medizin und für Materialien wird das Geld ausgegeben. „Wir haben eine Anfrage, ob wir 1.000 x Thermo-Unterwäsche bringen können. Für solche Anfragen sind die Geldspenden sehr hilfreich“, berichtet Nataliya Bondar, die von der Spendenbereitschaft ebenfalls überwältigt ist.
Spendenaufruf an alle Gemeinden und Mitglieder
Stadtdekan Christian Hermes hat in einem Schreiben alle Stuttgarter Gemeinden, deutsche wie muttersprachliche, zur Solidarität, zum Friedensgebet und zum Spenden aufgerufen. „In großer Sorge und Betroffenheit über die Ereignisse in der Ukraine, die wir insbesondere mit den Schwestern und Brüdern unserer ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde teilen, bitte ich Sie, dass wir unseren Beitrag leisten, um der Not abzuhelfen.“ Zahlreiche Gemeinden unterstützen den Spendenaufruf, halten Friedensgebete und bieten ihre Unterstützung an. Stadtdekan Christian Hermes sagt, dass er von der Hilfsbereitschaft der Stuttgarter Katholikinnen und Katholiken überwältigt sei.
Weitere Hilfen
Die ukrainische griechisch-katholische Gemeinde bereitet weitere Hilfstransporte vor und will auf dem Rückweg noch mehr geflüchtete Frauen und Kinder aus der Ukraine nach Stuttgart bringen. Die Gemeindemitglieder kümmern sich auch um die angekommenen Familien. So organisieren sie beispielsweise benötigte Kinderwägen und versuchen, Wohnungen zu vermitteln. Die Sachspenden kommen auch angekommenen Familien zugute. Sie können während der Öffnungszeiten des Gemeindehauses (montags bis freitags, jeweils von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 16 Uhr und sonntags von 12 bis 16 Uhr / Delpweg 12, Stuttgart-Fasanenhof) vorbeikommen und sich aussuchen, was sie an Kleidung, Bettdecken, Handtüchern, Hygieneartikeln etc. benötigen.