Auf Einladung des Vorsitzenden der Unterkommission für den Interreligiösen Dialog, Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), kamen rund150 Personen im katholischen Tagungszentrum Stuttgart-Hohenheim zusammen.
Den Auftakt bildete ein Abendgebet in der Kirche St. Antonius, bei dem Bischof Meier Verbindendes zwischen Christentum und Islam in den Blick nahm: "Unsere beiden religiösen Traditionen kennen eine starke Frau, die wie keine andere auf den Schöpfergott vertraut hat: Maria, die Mutter Jesu. ... Maria kann Christinnen und Christen wie auch Musliminnen und Muslimen ein Vorbild sein, in schweren Zeiten Mut zu fassen und auf Gott zu vertrauen. Und aus diesem Gottvertrauen schöpfen wir die Kraft, gemeinsam aufzustehen für Frieden und Gerechtigkeit, für Nächstenliebe und die Bewahrung der Schöpfung." Bischof Meier rief hinsichtlich "menschengemachten Katastrophen, wie der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine" zum Gebet für einen gerechten Frieden auf. Insbesondere erinnerte er an das schwere Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar 2023. "Auch unter uns sind Menschen, deren Familienangehörige und Freunde schwer getroffen wurden. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den vielen Todesopfern und den Hinterbliebenen, bei den Verletzten und Notleidenden."
In seinem Grußwort beim Empfang erinnerte Bischof Meier an das Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen: "Im Nächsten einen Bruder und eine Schwester sehen - so lautet die zentrale Botschaft des historischen Dokuments, das Papst Franziskus und Großimam Ahmad al-Tayyib am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet haben. ... Auf dem Pfad der Toleranz, den der Papst und der Großimam eingeschlagen haben, ist mittlerweile eine vielfältige globale Gemeinschaft unterwegs - Menschen unterschiedlicher Kulturen und Generationen." Ihnen sei daran gelegen, "multilaterale Allianzen der Geschwisterlichkeit und Solidarität zu schmieden, dem Wohl unseres gemeinsamen Hauses zu dienen". Dankbar zeigte sich Bischof Meier für das lebendige Dialog-Engagement in Deutschland, das gerade in Krisenzeiten von besonderer Bedeutung sei.
Im Zentrum des Empfangs stand ein Gespräch zwischen Pater Dr. Anselm Grün OSB (Abtei Münsterschwarzach) und Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi (Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster) zur Frage der geistlichen Begegnung zwischen Christen und Muslimen. Dabei ging Pater Anselm auf die grundlegende Haltung des Dialogs ein: "Es geht beim Dialog nicht um Recht haben, sondern um den Austausch von Erfahrungen.
Die spirituellen Erfahrungen sind im Islam und im Christentum sehr ähnlich, nur die Deutung ist verschieden. Entscheidend ist die gemeinsame Erfahrung, die wir miteinander teilen und uns so gegenseitig bereichern." Professor Karimi wiederum schilderte seine persönliche Dialog-Erfahrung: "Die bleibende Bezogenheit zwischen uns ist essenziell. Ich habe die Schönheit des Christentums aus dem Herzen eines Christenmenschen erleben können. Der Dialog öffnet uns füreinander und verpflichtet zu einem nachhaltigen Miteinander."
Im Namen des 2003 gegründeten Theologischen Forums Christentum - Islam hieß Prof. Dr. Muna Tatari (Paderborn) die Gäste des Dialog-Empfangs willkommen. Das Forum ist ein Netzwerk christlicher und muslimischer Theologinnen und Theologen. Es begleitet den christlich-islamischen Dialog auf wissenschaftlicher Ebene und setzt sich für die Vernetzung zwischen beiden Theologien ein. Beim Empfang klang durch die musikalische Gestaltung der Brüder Ali und Mehmet Ungan (Orientalische Musikakademie Mannheim) die mystische Dimension der interreligiösen Begegnung an.