Die Seelsorgeeinheit Calw-Bad Liebenzell braucht einen Neustart ihrer Jugendarbeit. „Vor der Pandemie hatten wir aktive Ministranten- und KJG-Gruppen und es gab ein jährliches Zeltlager im Sommer. Seit Corona liegt unsere Nachwuchsarbeit brach“, beklagt Diakon Bertram Bolz, der die Kirchengemeinde in Calw als Pfarrbeauftragter leitet. Frischen Schwung soll daher eine neue Jugendreferentin oder ein neuer Jugendreferent bringen. Dazu schrieb die Seelsorgeeinheit eine Vollzeitstelle aus. Ermöglicht wurde dies durch die finanzielle Unterstützung der diözesanen Bischof-Moser-Stiftung.
Junge Menschen inspirieren
Der Grundsatzentschluss sei in den Kirchengemeinderäten der Seelsorgeeinheit gefasst worden. Daraufhin fragte Bolz bei der Bischof-Moser-Stiftung um Unterstützung an. „Wir erstellten ein Konzept und das Projekt kam ins Rollen.“ Für die ersten fünf Jahre sei die Finanzierung der 100-Prozent-Stelle nun gesichert. Die eine Hälfte trage die Stiftung, deren Namensgeber, der frühere Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, am 10. Juni seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Die andere Hälfte werde seitens der Seelsorgeeinheit getragen. Rolf Seeger, Vorstand der Bischof-Moser-Stiftung sagt: „Die Stiftung unterstützt innovative pastorale Ideen, mit denen junge Menschen in ihrem Alltag begleitet und unterstützt werden und dadurch auch Werte des christlichen Glaubens als lebenswert und sinnstiftend erfahrbar gemacht werden. Das entspricht dem Vermächtnis von Bischof Georg Moser und seinem Charisma, junge Menschen mit dem Glauben und mit Lebensfreude zu inspirieren – ‚damit sie das Leben haben‘.“
Eine engagierte Ansprechperson
Seitens der Seelsorgeeinheit Calw-Bad Liebenzell versprechen sich die Verantwortlichen durch die Neuschaffung der Stelle, eine engagierte Ansprechperson zu gewinnen. „Unter kompetenter Anleitung und Förderung sollen aus dem Kreis unserer Jugendlichen auch Persönlichkeiten heranwachsen, die künftig Leitungsfunktionen in den Gemeinden übernehmen können“, sagt Bolz. Ganz ähnlich sieht es Josefine Steifensand. Sie gehört zur Gruppe, die früher das Zeltlager organisierte. Mittlerweile studiert sie und kümmert sich – soweit es ihre Zeit zulässt – um die Gruppe von Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde. Die 20-Jährige sagt: „Zu einer verlässlichen Jugendarbeit gehören engagierte junge Menschen, die bereit sind, mit ganzem Herzen, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten und Abwechslung in ihren Alltag zu bringen, indem man ihnen eine Freude bereitet, und für sie da ist. Für die Zukunft besteht der Wunsch, dass immer mehr Kinder und Jugendliche ein solches Angebot wahrnehmen und zu einem wichtigen Teil unserer Gemeinde werden, wenn es ihnen ermöglicht wird.“
Besondere Situation
Dabei sei die Situation in Calw durchaus besonders, betont Bolz und macht dies an drei Punkten fest: Diözesanweit einzigartig sei, dass seine Ehefrau, die Gemeindereferentin und Pfarrbeauftragte Andrea Bolz, die Kirchengemeinde in Bad Liebenzell leitet und so mit ihm und den jeweiligen Kirchengemeinderät:innen der beiden Kirchengemeinden zusammen auch die Seelsorgeeinheit leitet. Hinzu komme die Diaspora-Situation in der traditionell evangelisch geprägten Region und ihre Absicht, gemeinsam mit den evangelischen Christ:innen vor Ort etwas zu bewegen. „Die Kirche von morgen, in der konfessionelle Grenzen nicht mehr sichtbar sein werden, muss sich ein Stück weit auch in unserer Jugendarbeit abbilden“, beschreibt es Bolz. Denn die gegenseitige Unterstützung könne beiden Seiten nur guttun, ist er sich sicher. Drittens sei Calw ein schulisches Zentrum für die Region und bei seinen Besuchen in den Gymnasien der Stadt habe er immer wieder von den Abiturient:innen gehört, dass ein Schülercafé fehlt, in dem sich die Jugendlichen außerhalb der Schulzeiten zwanglos treffen könnten.
Fuchtbare Investition
Das Familienzentrum der Seelsorgeeinheit in Heumaden wäre ein Ort, an dem sich nach der Eröffnung des neues Gemeinde- und Dekanatshauses, das derzeit in der Calwer Bahnhofstraße entsteht, solch ein Angebot realisieren ließe. Konkret könnten die Kinder und Jugendlichen in der dortige Mehrzimmerwohnung eine zweite Heimat finden, die sie dann auch nach ihren Vorstellungen gestalten könnten, blickt Bolz voraus. Stiftungs-Vorstand Rolf Seeger ergänzt: „Bemühungen, die dem Leben junger Menschen dienen, die sie am christlichen Glauben teilhaben lassen, ihnen Räume geben, in denen sie ihr Leben eigenständig gestalten dürfen, werden jene Investitionen sein, die sich langfristig für die Gemeinden als fruchtbar und belebend herausstellen.“