Jahresempfang

Gemeinsame Verantwortung von Staat und Kirche

Zwei, die gut miteinander können: Prälat Dr. Klaus Krämer und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl im ökumenischen Austausch beim Jahresempfang der Bischöfe im Neuen Schloss in Stuttgart. Foto: Heinz Heiss

Festakt zu „50 Jahre Katholisches Büro“ stellt die gemeinsamen Aufgaben von Politik, Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt.

Rund 150 Gäste waren der Einladung von Erzbischof Stephan Burger, Erzdiözese Freiburg, und Dr. Clemens Stroppel, Diözesanadministrator der Diözese Rottenburg-Stuttgart, zum 50-jährigen Bestehen des Katholischen Büros am Dienstag, 19. November nach Stuttgart ins Neue Schloss gefolgt. Gemeinsam hatten sie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft eingeladen.

In seinem Grußwort sprach Erzbischof Burger mit Blick auf 50 Jahre Katholisches Büro Stuttgart über die Zukunft der Kirchen sowie ihre gesellschaftliche Verantwortung: „In einer pluralen Gesellschaft kann eine Kirche nur so viel Gehör beanspruchen, wie sie ihr Anliegen einsichtig macht und sachlich fundiert vorträgt. Es wird daher in Zukunft für die Kirchen immer mehr darauf ankommen, zivilgesellschaftlich präsent zu sein: In all jenen sozialen Handlungs- und Diskursfeldern, in denen Interessen organisiert, Entwürfe einer möglichen gesellschaftlichen Zukunft erarbeitet, Widerstand gegen die strukturelle Ungerechtigkeit und die Entwürdigung von Menschen mobilisiert und so das öffentliche Gedächtnis für die tragenden Fundamente des Gemeinwesens lebendig erhalten wird.“ Über die Aufgabe des Katholischen Büros sagte Burger; „Es gibt der Kirche ein Gesicht. Es ist mehr, als der Name vermuten lässt und lebt von der persönlichen Begleitung,“

Ministerpräsident Kretschmann über die Beziehung von Kirchen und Staat

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann betonte in seinem Impuls die Bedeutung des Katholischen Büros als Ausdruck des Verhältnisses von Kirche und Staat: „Im politischen Handeln brauchen wir die Stimme der Kirchen für Humanität, Miteinander und Gerechtigkeit. Die kirchlichen Büros sind da wichtige Ansprechpartner für Parlamentarier, Regierende und in den Verwaltungen bei kirchenpolitischen Fragen und seelsorglichen Anliegen. Ich gratuliere dem Katholischen Büro Stuttgart unter Leitung von Dr. Gerhard Neudecker zum 50-jährigen Bestehen und danke herzlich für die wertvolle Arbeit.“

 

Landtagspräsidentin Aras: „Werte wahren, Orientierung geben: Kirche und Politik in Krisenzeiten“

Auf die wichtige Bedeutung des Katholischen sowie des Evangelischen Büros im Kontext des Landtags wies auch die Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, Muhterem Aras MdL, hin. Der Titel ihres Impulses lautete: `Werte wahren, Orientierung geben: Kirche und Politik in Krisenzeiten´. Aras sagte: „Gerade wenn Politik und Kirchen die Herausforderungen, die Verantwortung und vor allem die Werte teilen, ist der gemeinsame Austausch wichtig. Diesen Austausch verwirklichen das Katholische – und das Evangelische – Büro in Stuttgart nun seit einem halben Jahrhundert. In düsteren Zeiten ist Ihre Seelsorge ein Lichtblick; die Landtagsandacht ein Ruhepol inmitten des Sturms. Alles Gute für Ihre weitere Arbeit und ein riesiger Dank für Ihr hörendes Herz!“

Kirche und Staat – gemeinsam für die Demokratie

Moderiert von Dr. Sarah Köhler, Referentin für Demokratieförderung und Gesellschaftspolitik bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart, kontextualisierten anschließend die Podiumsteilnehmenden Dr. Gerhard Neudecker, Leiter des Katholischen Büros, Caritasdirektorin und Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes für die Erzdiözese Freiburg, Birgit Schaer, sowie Michael Medla für den Jugendverband der Katholischen Kirche BDKJ den Impulsvortrag von Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für Praktische Theologie mit dem Arbeitsbereich Christliche Gesellschaftslehre an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Prof. Nothelle-Wildfeuer hatte zum Thema Kirche und Demokratie gesprochen. Dr. Nothelle-Wildfeuer versteht Demokratie als eine Staatsform, in der auch die Rechte der Minderheiten geachtet werden und nennt diese eine „evangeliumsgemäße Regierungsform“. „Christsein heißt politisch sein“, formuliert Prof. Nothelle-Wildfeuer die Aufgabe, auch der Kirche. Es gehe um die Verwirklichung und Konkretisierung der Botschaft vom menschenfreundlichen Gott, der an der Site der Armen stünde. Damit beziehe die Kirche eindeutig Position gegen menschenverachtende Politik. Einig waren sich alle Teilnehmenden über die Herausforderungen, vor denen sowohl der Staat als auch die Kirche aktuell stehen – auch von Seiten völkisch nationalistischen Gruppen. Sie formulierten die Bitte an die Gäste im Schloss, sich gemeinsam der Verantwortung für eine funktionierende Demokratie zu stellen und dabei die Zusammenarbeit auch mit den Kirchen zu suchen.

Diözesanadministrator Stroppel: Kirche und Staat dienen den gleichen Menschen

Dementsprechend definierte auch Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel in seinem Schlusswort die Beziehung von Kirche und Staat und zitierte aus dem Vorspruch der Verfassung des Landes Baden-Württemberg: „Wir treffen uns in einem gemeinsamen Fluchtpunkt, Staat und Kirche, Kirche und Staat »[i]m Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, die Freiheit und Würde des Menschen zu sichern, dem Frieden zu dienen, das Gemeinschaftsleben nach den Grundsätzen der sozialen Gerechtigkeit zu ordnen, den wirtschaftlichen Fortschritt aller zu fördern und entschlossen, dieses demokratische Land […] zu gestalten“. Weiter betonte Dr. Stroppel die Gemeinsamkeiten beider Institutionen und deren gemeinsames Ziel: „Wir tun es in Achtung der je eigenen Autonomie, auf je eigene Weise mit gegebenenfalls unterschiedlichen Mitteln und Möglichkeiten. Aber wir tun es für die gleichen Menschen, um deren Wohl des Gemeinwohls willen und partnerschaftlich. Und wir verstehen uns – das muss in Zeiten der Populisten, Demagogen und Autokraten betont werden – als Dienende“.

50 Jahre Katholisches Büro in Baden-Württemberg

Der Jahresempfang der Bischöfe hat seit vielen Jahren Tradition. Er findet jährlich im Wechsel zwischen den evangelischen Landeskirchen und den katholischen Diözesen in Baden-Württemberg statt. In diesem Jahr stand der Jahresempfang des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger und des Diözesanadministrators der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Dr. Clemens Stroppel, ganz im Zeichen des 50-jährigen Bestehens des Katholischen Büros in Stuttgart. Nach dem Festakt, luden die Landesregierung von Baden-Württemberg, die Erzdiözese Freiburg sowie die Diözese Rottenburg-Stuttgart wieder zu einem Stehempfang in den Marmorsaal des Neuen Schlosses ein.

Über das Katholische Büro

Das Katholische Büro vertritt als überdiözesane Einrichtung die Interessen der Erzdiözese Freiburg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart in Baden-Württemberg. Dazu steht es im Austausch mit der Landesregierung, dem Landtag und der ministerialen Verwaltung und vermittelt den Kontakt zur Regierung, zum Parlament, zu den Landesbehörden, zu den kommunalen Spitzenverbänden, zu gesellschaftlichen Gruppierungen und Vereinen, Gewerkschaften sowie Organen der öffentlichen Meinungsbildung. Insbesondere beobachtet das Katholische Büro die Gesetzgebung und viele relevante Vorhaben auf Landesebene in den Bereichen, die als Kirche wichtig sind. Dazu gehören die Bildungspolitik, die Wohlfahrtspflege, Migration und Integration sowie das ehrenamtliche Engagement. Bei einem Kirchenasyl in einer katholischen Gemeinde oder Ordensgemeinschaft in Baden-Württemberg ist das Katholische Büro Ansprechpartner zum Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Innerhalb der Kirche steht es im Austausch mit den Ordinariaten, den Diözesancaritasverbänden, kirchlichen Verbänden, dem Evangelischen Büro Stuttgart sowie den Katholischen Büros beim Bund und in den Ländern. Ein Katholisches Büro gibt es in jedem Bundesland am Sitz der Landesregierung, sowie am Sitz der Bundesregierung in Berlin. Neben dem politischen Auftrag ist das Katholische Büro auch Ort der Seelsorge. Deshalb lädt es zusammen mit dem Evangelischen Büro während der Plenartage regelmäßig zu ökumenischen Landtagsandachten ein.

Hinweis für Journalisten

Bilder vom Jahresempfang können Sie am Mittwoch, 20. November, ab ca. 12 Uhr unter folgendem Link herunterladen: https://medien.ebfr.de/share/5AC66EEE-B612-483D-AC327D652859DE7A

Weitere Nachrichten

Bischof
Dr. Klaus Krämer ist am 1. Dezember 2024 zum neuen Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht worden. Im Video jetzt die Highlights der Weihe.
Weiterlesen
Bischof
In feierlicher Zeremonie ist Dr. Klaus Krämer von Freiburgs Erzbischof Stephan Burger zum 12. Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht worden.
Weiterlesen