Seelsorge

Gemeinschaft und Unterstützung

Drei Senior:innen sitzen an einem Tisch und beginnen mit den Bastelarbeiten.

Die Teilnehmenden der Freizeit für Menschen mit Hörbehinderungen gestalten Untersetzer - Foto: DRS/Waggershauser

Senior:innen werden kreativ bei einer Freizeitwoche der Seelsorge bei Menschen mit Hörbehinderungen am Bodensee.

Erwartungsvoll setzen sich die Senior:innen an die Tische - jeweils zu viert. Die abwaschbaren Tischdecken in verschiedenen Farben, Pinsel, Scheren und Klebstoff lassen an diesem Morgen auf Basteln schließen. Bevor es losgeht, achtet Raphaela Vogel darauf, dass sich alle zu ihr umdrehen und auf sie schauen. Das ist wichtig, denn die Teilnehmer:innen an der Freizeit können nicht oder nur eingeschränkt hören. In einfachen Worten und Gebärden - unterstützt durch eine Präsentation über den Beamer - erklärt sie, wie aus den runden Pappscheiben auf den Tischen individuell gestaltete Untersetzer werden.

Vogel ist Gemeindereferentin und seit 2019 Seelsorgerin bei Menschen mit Hörberhinderung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Mit ihren Kolleg:innen - auch von der Taubblindenseelsorge - bietet sie neben der einwöchigen Seniorenfreizeit im Haus St. Theresia in Moos bei Eriskirch am Bodensee auch Besinnungswochenenden und Ausflüge an und steht für Gespräche zur Verfügung. Sie unterstützt Menschen mit Hörbehinderungen bei der Vorbereitung auf Sakramente und übersetzt bei Gottesdiensten in Gebärdensprache. Es gibt aber auch spezielle Gottesdienste mit anschließender Kaffeerunde, wo diese Menschen unter sich sind und dazu auch von weit her anreisen.

Dekosand oder Servietten

Mit ruhiger Hand streut einer der Teilnehmer:innen blauen und roten Dekosand auf je einen Abschnitt der bereits grundierten Pappscheibe. Er wohnt in Schwäbisch Gmünd und war schon als junger Mann einmal am Bodensee. In einer Broschüre las er von der Freizeit und ist nun zum ersten Mal dabei.  "Ich wollte einfach mal den Kopf abschalten und nichts machen", erzählt er mit Gebärden. Seine Tischnachbarin hat sich für die Serviettentechnik entschieden und schneidet gerade eine Mohnblume aus. "Hier lernt man neue Leute kennen", freut sich die Seniorin. Sie genießt das leckere Essen und, dass man sich dazu einfach ohne Kochen an den Tisch setzen kann.

Gemeinschaftsgefühl und gegenseitige Unterstützung, das verbinden Teilnehmende mit einem kirchlichen Angebot.  Raphaela Vogel ist es darüber hinaus wichtig, Kirchengemeinden und die Öffentlichkeit für die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen beim Hören zu sensibilisieren und Barrieren abzubauen. Dabei kooperiert sie auch mit Schulen, Selbstbetroffenenvereinen und Stiftungen sowie mit Kolleg:innen in anderen Diözesen. Und mit der Polizei, die am Nachmittag über Betrugsmaschen aufklären wird. Dass das Thema unter den Nägeln brenne, habe sie in Gesprächen herausgehört. In solchen ganz alltäglichen Lebenssituationen für diese Menschen da zu sein, betont die Religionspädagogin, "das sehe ich als Teil der Seelsorge."

Von der Kirchensteuer finanziert

In der Seelsorge bei Menschen mit Behinderung arbeiten etwa 20 Seelsorgende in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Sie gehören zu den über 400 Seelsorgenden der Kategorialsseelsorge, die mit Kirchenseteuergeldern finanziert werden. Als zusätzliches Budget stehen der Kategorialseelsorge etwa 300.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Bei 100 Euro Kirchensteuer wird etwa ein Euro für die Lebensbegleitung für besondere Saturationen und Berufe eingesetzt.

Mehr zur Verteilung der Kirchensteuer im Dossier.

Podcast "Kapellengespräche"

Seelsorge bei Menschen mit Sehbehinderungen

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