Eigentlich wäre Georg Gebhard längst im Kirchengemeinderatsruhestand und hätte am 24. Juni entspannt das traditionelle Johannisfest auf dem Dillmannshof gefeiert. Eigentlich, denn wegen Corona kam alles anders. Das Fest musste abgesagt werden und bis die neu gewählten katholischen Kirchengemeinderäte in diesen Tagen ihr Amt antreten können, blieben die alten noch im Dienst. Nach knapp 50 Jahren stand Gebhards Name am 22. März nicht mehr auf der Mariabrunner Kandidatenliste.
Anfang der 1970-er Jahre trafen sich Georg Gebhard und andere Jugendliche aus Mariabrunn regelmäßig in einem Schuppen. Der Jugendclub war kein katholischer Verein, aber der damalige Pfarrer Raimund Rau suchte den Kontakt zu den jungen Leuten und fragte den Landwirt vom Dillmannshof und einen anderen, ob sie nicht für den Kirchengemeinderat kandidieren würden. Mit Wahlplakaten vom Club unterstützt ergatterten beide einen Sitz, wie der heute 72-Jährige sichtlich stolz erzählt.
Erste Wahl nach dem Rottenburger Modell
1971 war die erste Wahl nach der neuen Kirchengemeindeordnung, nach der Pfarrer und gewählte Vertreter gemeinsam die Gemeinde leiten und sowohl über pastorale Themen als auch über die Finanzen Beschlüsse fassen. Dieses Rottenburger Modell ist bis heute einzigartig. Wegen der vielen Stimmen für die beiden jungen Mitglieder schafften es langjährige Mariabrunner Kirchenstiftungsräte nicht ins neue Gremium. "Das haben sie mir noch lange verübelt", erinnert sich Gebhard.
Der Neue vom Dillmannshof war von Anfang an eher der Mann fürs Praktische. Das sei im Kirchengemeinderat wichtig, denn im Gegensatz zum kommunalen Gemeinderat, dem Georg Gebhard ebenfalls einige Jahre angehörte, heiße es nach den Beschlüssen immer: "Und wer macht's?" Als es darum ging, die alten Bänke abzubauen, um sie durch neue mit Schnitzereien zu ersetzen, stand Gebhard kurz darauf mit der Motorsäge in der Kirche. Auch bei der Anschaffung der neuen Orgel oder einfach beim Auswechseln einer Glühbirne packte er ohne großes Aufsehen zu.