Das Motiv des neuen Misereor-Hungertuchs ist ungewöhnlich. Bewegte, verwirbelte Linien zeichnen die Knochenkonturen eines gebrochenen Fußes nach. Was es damit auf sich hat, erklärt ein Online-Workshop der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn (KEB) und der Hauptabteilung Weltkirche der Diözese am Dienstag, 23. Februar, von 18 bis 19.30 Uhr.
Die Videokonferenz geht der Frage nach, wie das Hungertuch-Motiv mit dem Vers aus dem 31. Psalm „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ in Verbindung steht, wie KEB-Leiter Norbert Hackmann sagt. Seit Jahren veranstaltet er Workshops zu den Misereor-Hungertüchern. Sie sollen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Anregungen und Materialien zum Beispiel für die Arbeit in Gemeindegruppen und Schulen vermitteln, um die Misereor-Fastenaktion zu begleiten. Das Besondere des Online-Formats ist nun, dass auch die Künstlerin Lilian Moreno Sánchez zugeschaltet ist.
Röntgenaufnahme als Grundlage
Sie hat das aktuelle Hungertuch geschaffen. Sánchez stammt aus Chile. Sie studierte Kunst in Santiago de Chile. Nach dem Diplom führte ein Stipendium sie dann nach Deutschland, wo Sánchez seit Mitte der 1990er Jahre lebt und arbeitet. Ihr Hungertuch erinnert nicht von ungefähr an eine Röntgenaufnahme. Tatsächlich bildete ein Röntgenbild des gebrochenen Fußes eines Menschen, der in Santiago de Chile bei Demonstrationen gegen soziale Ungleichheit durch die Staatsgewalt verletzt worden war, den Ausgangspunkt des künstlerischen Werks, wie Misereor auf der Internetseite zur Fastenaktion schreibt.
Seit 1976 präsentiert das katholische Hilfswerk jedes zweite Jahr zur Fastenzeit ein neues Hungertuch. Dieses wird meistens von Künstlerinnen und Künstlern aus Lateinamerika, Afrika oder Asien gestaltet. Es begleitet die Fastenaktion und wirbt um Unterstützung.
Bibel in Bildern
Damit griff das Hilfswerk einen jahrhundertealten Brauch auf: Hunger- oder auch Fastentücher verdeckten einst nicht nur den Altar. Sie illustrierten zugleich für die in früheren Epochen zumeist des Lesens unkundigen Gemeindemitglieder die Bibel.
Die Hungertücher der Neuzeit machen mit ihren Darstellungen insbesondere auf Armut, Gewalt und Umweltprobleme im Globalen Süden aufmerksam. „Sie sind eine gute Gelegenheit, sich einmal auch mit diesen Themen zu beschäftigen“, sagt Hackmann.