Zum Jahrestag gibt es ein Frühstück, ein gesundes Frühstück. Damit feiern die Kinder im Kindergarten Maria Hilf am 17. Mai den 200. Geburtstag von Sebastian Kneipp (1821-1897). Denn das berühmte Gesundheitskonzept des Pfarrers spielt in ihrem Alltag eine große Rolle.
Der Kindergarten Maria Hilf zählt seit 2006 zu den vom Kneipp-Bund anerkannten Einrichtungen. Die Kinder werden mit den Prinzipien der auf Kneipp zurückgehenden Lehre vertraut gemacht. Sie sollen dabei lernen, auf die Gesundheit zu achten, wie Kindergartenleiterin Catharina Henn erklärt.
Spezielle Ausstattung
Kniegüsse, Arm- und Fußbäder gehören zum regelmäßigen Programm des Kindergartens. Ein Teil des Personals hat dafür die Fortbildung zur Kneipp-Gesundheitserzieherin absolviert. Seit dem Umzug in den Neubau im Herbst 2020 ist die Ausstattung der Einrichtung auch noch gezielter für die Wasseranwendungen ausgelegt. So hat jedes Stockwerk einen eigenen Waschraum. Statt Waschbecken gibt es Waschrinnen, damit die Kinder die Arme richtig eintauchen können. Auf dem Spielgelände draußen findet sich ein Matschplatz mit einer Wasserrinne.
„Wasser ist für die Kinder am besten greifbar“, sagt Henn. Doch zu den Wirkprinzipien gehöre noch mehr. Gesunde Ernährung ist daher immer wieder Thema der wöchentlichen Kneipp-Gesundheitstage. Dann bereiten die Gruppen zum Beispiel einen Kräuterquark selbst zu. In coronafreien Zeiten bietet die Einrichtung, die in Trägerschaft der Kirchengemeinde St. Johannes Baptist steht, mit speziellen Elternveranstaltungen wie dem Active-Day auch den Erwachsenen Informationen.
Neben Wasser und Ernährung spielen die Wirkprinzipien „Lebensordnung“, „Bewegung“ und „Kräuter“ eine Rolle, die durch verschiedene pädagogische Angebote Zeit und Raum im Kindergarten finden. Zum Muttertag bastelten die Kinder Badekugeln aus Kräutern und Lavendelöl. Den 200. Geburtstag umringen Projektwochen.
Pfarrer Kneipps Verbindung zu Mergentheim
Dass der Kindergarten Maria Hilf zum Kneipp-Kindergarten wurde, ergab sich eher zufällig. Die Enkelkinder eines Gründungsmitglieds des Kneipp-Vereins Bad Mergentheim besuchten damals die Einrichtung, berichtet Henn. Eine Kollegin sei ebenfalls Mitglied gewesen. So entstand die Idee, sich um eine Zertifizierung zu bemühen.
Kneipp, der in Stephansried geboren wurde und in Wörishofen wirkte, war mehrmals in Mergentheim zu Gast. Ein Foto, das auf der Internetseite des Kneipp-Vereins Bad Mergentheim zu sehen ist, dokumentiert zumindest den Besuch im Jahr 1896. Der damalige Stadtarzt Dr. Anton Stützle galt als Anhänger der Kneippschen Lehre. Kneipps Gesundheitskonzept „wurde stetig und auf Basis neuester wissenschaftlicher Forschungsergebnisse weiterentwickelt und umfasst heute fünf Elemente: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung“, heißt es beim Kneipp-Bund anlässlich des Jubiläums.
Im Kurpark von Bad Mergentheim findet sich eine Büste von Kneipp, die an die Besuche erinnert. Sie bildet den Start- und Zielpunkt eines Kneipp-Aktiv-Rundgangs. In normalen Zeiten würden die Kindergartenkinder, wie jedes Jahr, zu dem Denkmal wandern.