Katholische Erwachsenenbildung

Glaube, Hoffnung, Politik

Gesine Schwan bei der keb Heilbronn

KEB-Leiterin Ingrid Wegerhoff, Philosophie-Professor Holger Zaborowski, Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan und Literaturhaus-Leiter Anton Knittel diskutieren im Heinrich-Fries-Haus. Foto: DRS/Guzy

Gesine Schwan blickt bei der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn auf die Themen ihres Lebens.

Sie ist Politikwissenschaftlerin, Präsidentin der Berlin Governance Platform und Vorsitzende der SPD-Grundwertekommission. Zweimal – 2004 und 2009 – kandidierte Gesine Schwan für das Amt der Bundespräsidentin. Und sie ist zugleich Katholikin. Für Schwan entfaltet der Glaube eine wichtige Wirkung.

Davon erzählt sie den etwas mehr als 70 Zuhörerinnen und Zuhörern im Saal des Heinrich-Fries-Hauses Heilbronn. Ihr Leben, ihr Glaubensbild kommen bei der Veranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung Stadt- und Landkreis Heilbronn (KEB) und des Literaturhauses Heilbronn zur Sprache. KEB-Leiterin Ingrid Wegerhoff und Anton Knittel, Vorsitzender der KEB und Leiter des Literaturhauses, fragen aber auch nach der deutsch-polnischen Verständigung, Europa, Gefahren für die Demokratie und KI.

Aktiv für Demokratie

Zu all diesen Themen wollen die beiden die Einschätzungen der mittlerweile 80-jährigen Politikwissenschaftlerin und SPD-Politikerin erfahren, um herauszufinden: „Warum ich die Hoffnung nicht aufgebe.“ Schließlich werde die heutige Zeit als bedrückend erlebt, wie erster Bürgermeister Martin Diepgen in seinem Grußwort zu Beginn erklärt. Mit Stichworten wie Ukraine-Krieg und dem Konflikt im Nahen Osten beschreibt er den aktuellen Rahmen.

„Warum ich die Hoffnung nicht aufgebe“ ist der Titel eines Buches mit Gesprächen, die Holger Zaborowski im vergangenen Jahr mit Schwan geführt hat. Zaborowski, Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt, sitzt daher mit auf dem Podium. Er setzt, dem katholischen Prinzip der Subsidiarität folgend, bei der untersten Ebene an, den Kommunen. Das sei die Ebene, auf der man selbst aktiv werden könne, aber auch müsse. Denn: „Demokratie ist Arbeit und macht Mühe.“

Glaube und Vertrauen

„Die völlige Diskreditierung von Politik hat Jahrzehnte gedauert“, sagt Schwan. Lösungen allein dem Markt zu überlassen, führte aus ihrer Sicht dazu. Schwan setzt stattdessen auf Partizipationsmodelle. Und hier kommt in der Diskussion auf dem Podium der Glaube ins Spiel: „Glaube als Vertrauen“, wie es Schwan formuliert. Für sie geht es um das Vertrauen, dass die Menschen nicht nur ihre eigenen Interessen verfolgen, sondern auch das Gemeinwohl im Blick haben.

„Wir haben nicht die erste Krise seit 2000 Jahren“, sagt Zaborowski. Das Aufkommen eines neuen Mediums hat in der Geschichte immer zu Veränderungen geführt, wie er mit Blick auf die Digitalisierung ausführt.

Die Krise der Kirche

Beim Thema Krise schlägt Wegerhoff den Bogen zur Krise der Kirche. Wenn diese Glaubwürdigkeit neu aufbauen müsse, sei das eine Chance, sagt Schwan. Sie ließ sich mit 21 Jahren taufen, wie sie aus ihrem Leben erzählt. Schwan zitiert die Zuschreibung, sie sei „die Protestantischste unter den Katholiken“, denn reine Autoritätsgläubigkeit gegenüber der Kirche ist nicht ihre Sache und passt nicht zu ihrem freien Denken. Trotzdem sagt sie, dass der Glaube an die Frohe Botschaft tradiert werden müsse, und das gehe nicht ohne die Institution.

Bei der Migrationsfrage, dieser globalen Herausforderung, die nicht aufhören werde, attestiert Schwan der Kirche, dass sie aufrecht sei: „Das ist ein Verdienst.“  

„Ins Offene zu gehen, es zu wagen, ist ein entscheidender Punkt des Glaubens“, sagt Schwan. Das darf am Ende des Gesprächsabends, den die Band RAHÎ mit ihren Eigenkompositionen musikalisch reflektiert, als ihr Hoffnungscredo gelten. „Hoffnung ist etwas, was geschenkt wird. Und ein Geschenk darf man nicht zurückweisen“, meint Zaborowski.

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