Weltkirche

Glaubenstradition in spannungsreicher Region

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Weihbischof Thomas Maria Renz und Erzbischof Hanna Rahmé

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl, Weihbischof Thomas Maria Renz und Erzbischof Hanna Rahmé beantworten Fragen. Foto: DRS/Guzy

Hanna Rahmé, Erzbischof aus dem Libanon, berichtet anlässlich des Monats der Weltmission über die Lage der Christ:innen im Nahen Osten.

Der diesjährige Monat der Weltmission und der Weltmissionssonntag stellen die Christ:innen im Nahen Osten, insbesondere in Syrien und Libanon, in den Mittelpunkt. Um in den Kirchengemeinden die Aufmerksamkeit auf diese Gruppe von Gläubigen zu lenken, ist der libanesische Erzbischof Hanna Rahmé dieser Tage bei zahlreichen Veranstaltungen zu Gast. In der evangelischen Kilianskirche in Heilbronn erklärte er bei einem interkulturellen Abend dem Publikum – darunter der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Weihbischof Thomas Maria Renz – die Herausforderungen, denen sich die Christ:innen im Nahen Osten gegenübersehen.

„Die Präsenz von Christen im Nahen Osten reicht bis in die frühesten Tage des Christentums zurück“, sagte Rahmé. Während seines auf Französisch gehaltenen und von einer Dolmetscherin übersetzten Vortrags erwähnte er mehrmals, dass der Nahe Osten auch ihre Heimat sei. Dort gebe es sieben katholische Kirchen mit ihrem eigenen Ritus und ihrer ganz eigenen Tradition. Dazu kommen orthodoxe und protestantische Gläubige.

Schwierige Sicherheitslage

Rahmé selbst gehört der maronitisch-katholischen Kirche an.  Er ist  Erzbischof der Eparchie (so wird eine Diözese genannt) Baalbek-Deir El Ahmar in der Bekaa-Ebene im Libanon.

Trotz ihrer langen Geschichte und Vielfalt ist die Präsenz von Christ:innen im Nahen Osten gefährdet, wie Rahmé an Beispielen aus verschiedenen Ländern der Region erläuterte. Er sprach von täglichen und komplexen Herausforderungen und nannte die Sicherheitslage sowie die wirtschaftliche Situation. Daher wanderten die Christ:innen aus dem Libanon aus.

Doch ein Naher Osten ohne Christ:innen ist für Rahmé keine Option. Er wies diese Vorstellung deutlich zurück. Der Erzbischof führte anhand mehrerer Stichpunkte aus, welche Rolle die Christ:innen in der Region spielen: Sie bewahren demnach das kulturelle Erbe, indem sie Kirchen und Klöster erhalten; im interreligiösen Dialog nehmen sie eine vermittelnde Rolle zwischen den Religionen ein; sie leisten einen Beitrag für die Gesellschaft in Bereichen wie Bildung, Wissenschaft, Kunst und Gesundheitsfürsorge; sie tragen zur weltweiten christlichen Gemeinschaft bei; sie sind ein Teil der regionalen Identität. So dankte er für die Hilfe aus dem Westen und lud zur weiteren Unterstützung ein, damit die Christ:innen im Nahen Osten weiter eine Brücke zwischen Orient und Okzident darstellen könnten.

Ökumenische Gesprächsrunde

„Die Christen haben eine ganz wichtige Funktion“, bestätigte Landesbischof Gohl nach dem Vortrag. Er hatte im März den Libanon besucht und sich davon selbst einen Eindruck verschafft. Landesbischof Gohl, Erzbischof Rahmé und Weihbischof Renz stellten sich nach dem Vortrag den Fragen von Missio-Diözesanreferent Ioan Brstiak und Christoph Hildebrandt-Ayasse vom evangelischen Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung. Auf das diesjährige Missio-Leitwort „Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5, 13) angesprochen, sagte Renz: „Wir müssen die Ökumene für die Herausforderungen unserer Zeit intensivieren.“ Dabei hatte der Weihbischof zum Beispiel den Klimawandel im Blick.

Als Zeichen der ökumenischen Geschwisterlichkeit hatte Brstiak zu Beginn der Veranstaltung die Tatsache gewertet, dass zwei Termine in einer evangelischen Kirche stattfinden. Der evangelische Dekan Christoph Baisch fand es „schön, dass es weltweit Kontakte unter Glaubensgeschwistern gibt“. In Deutschland beschäftige man sich viel mit Strukturfragen und verliere den Blick dafür, um welche Themen es an anderen Orten gehe.

Die Einspielung von Klängen sowie eines christlichen Lieds, das während des Bürgerkriegs im Libanon entstanden ist, und ein Gebet aus dem maronitischen Ritus sollten den Zuhörer:innen etwas von der Kultur und Spiritualität aus dem Libanon vermitteln. Außerdem gab es einen orientalischen Imbiss aus dem Restaurant eines aus Syrien geflüchteten Katholiken, der in Heilbronn lebt.

Eröffnung des Monats der Weltmission

Die diözesane Eröffnung des Monats der Weltmission findet am Sonntag, 8. Oktober, in der Kirche St. Ulrich in Wangen im Allgäu statt. Der Festgottesdienst mit Bischof Dr. Gebhard Fürst und Erzbischof Hanna Rahmé beginnt um 10.30 Uhr. Danach gibt es einen Vortrag und Gelegenheit zur Begegnung.

Eröffnung des Monats der Weltmission

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