Der diesjährige Monat der Weltmission und der Weltmissionssonntag stellen die Christ:innen im Nahen Osten, insbesondere in Syrien und Libanon, in den Mittelpunkt. Um in den Kirchengemeinden die Aufmerksamkeit auf diese Gruppe von Gläubigen zu lenken, ist der libanesische Erzbischof Hanna Rahmé dieser Tage bei zahlreichen Veranstaltungen zu Gast. In der evangelischen Kilianskirche in Heilbronn erklärte er bei einem interkulturellen Abend dem Publikum – darunter der evangelische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Weihbischof Thomas Maria Renz – die Herausforderungen, denen sich die Christ:innen im Nahen Osten gegenübersehen.
„Die Präsenz von Christen im Nahen Osten reicht bis in die frühesten Tage des Christentums zurück“, sagte Rahmé. Während seines auf Französisch gehaltenen und von einer Dolmetscherin übersetzten Vortrags erwähnte er mehrmals, dass der Nahe Osten auch ihre Heimat sei. Dort gebe es sieben katholische Kirchen mit ihrem eigenen Ritus und ihrer ganz eigenen Tradition. Dazu kommen orthodoxe und protestantische Gläubige.
Schwierige Sicherheitslage
Rahmé selbst gehört der maronitisch-katholischen Kirche an. Er ist Erzbischof der Eparchie (so wird eine Diözese genannt) Baalbek-Deir El Ahmar in der Bekaa-Ebene im Libanon.
Trotz ihrer langen Geschichte und Vielfalt ist die Präsenz von Christ:innen im Nahen Osten gefährdet, wie Rahmé an Beispielen aus verschiedenen Ländern der Region erläuterte. Er sprach von täglichen und komplexen Herausforderungen und nannte die Sicherheitslage sowie die wirtschaftliche Situation. Daher wanderten die Christ:innen aus dem Libanon aus.
Doch ein Naher Osten ohne Christ:innen ist für Rahmé keine Option. Er wies diese Vorstellung deutlich zurück. Der Erzbischof führte anhand mehrerer Stichpunkte aus, welche Rolle die Christ:innen in der Region spielen: Sie bewahren demnach das kulturelle Erbe, indem sie Kirchen und Klöster erhalten; im interreligiösen Dialog nehmen sie eine vermittelnde Rolle zwischen den Religionen ein; sie leisten einen Beitrag für die Gesellschaft in Bereichen wie Bildung, Wissenschaft, Kunst und Gesundheitsfürsorge; sie tragen zur weltweiten christlichen Gemeinschaft bei; sie sind ein Teil der regionalen Identität. So dankte er für die Hilfe aus dem Westen und lud zur weiteren Unterstützung ein, damit die Christ:innen im Nahen Osten weiter eine Brücke zwischen Orient und Okzident darstellen könnten.