Ökumene

Glockenweihe in Aalen: So „klingt" Ökumene

Glockenweihe in der Heilig-Kreuz-Kirche in Aalen: Prälat Dr. Klaus Krämer versieht die Glocken mit dem Kreuzzeichen. Foto: Schwenk

Nach über 50 Jahren bekommt die Heilig-Kreuz-Kirche in Aalen ein Geläut. Möglich wurde dies durch ein schönes ökumenisches Projekt.

Vom ertüchtigten Kirchturm der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Aalen werden ab Mitte September Kirchenglocken erklingen. Die Besonderheit: Drei der vier Glocken stammen aus der evangelischen Markuskirche, die aufgegeben wurde. Die vierte Glocke wurde gespendet.

Zwischen Straßengeräuschen, Baulärm und Alltagshektik wird sich über dem Stadtteil Hüttfeld der Klang von vier Glocken mischen. Drei der Glocken haben sozusagen ihren „Dienstherrn“ gewechselt. Die evangelische Markuskirche wurde vor drei Jahren aufgegeben. Die Glocken indes fanden eine neue Verwendung. Auf Initiative des Aaleners Helmut Erhardt, aktiv in der Kirchengemeinde Salvator, zu der die Heilig-Kreuz-Kirche gehört, sind die Glocken umgezogen. Das Terzett wird ergänzt von einer neuen Glocke, gegossen in Wetzlar und vom Glockensachverständigen der Diözese als „sehr exakt gegossen“ tituliert. Sie ist eine Spende der Familie Diessner.

Ein Zeichen der Kontinuität

Am vergangenen Sonntag nun fand die Weihe der vier Schönheiten statt. Aufgehängt an einem Holzgestell und sehr fein mit Blumen geschmückt, freute sich Pfarrer Wolfgang Sedlmeier sehr über dieses besondere Ereignis. Immerhin liegt die letzte Glockenweihe in Aalen 72 Jahre zurück.

Auch Prälat Dr. Klaus Krämer, der zur Weihe aus Rottenburg angereist war, sprach von einem „besonderen Anlass, den es so nicht mehr oft gibt“. Die Glocken seien ein Zeichen der Kontinuität und dass es weitergehen wird mit der Kirche. „Der Glaube wird weitergetragen von Generation zu Generation“, führte der Prälat aus. Die Gemeinde werde zusammengerufen von den Glocken; ihr Klang durchbreche den Alltag und wolle zeigen, dass Gott den Menschen nahe ist. „Mit dem Klang der Glocken kann dieses Gefühl in unser Herz sinken.“

Ein Fest des Glaubens

Begleitet vom Chor der Kindertagesstätte St. Franziskus und einer großen Schar an Ministrantinnen und Ministranten wurde die Glockenweihe vor der Kirche zu einem Fest des Glaubens, das im anschließenden Gottesdienst vertieft wurde. Der Chor der Salvatorkirche unter Leitung von Hans-Peter Haas sorgte mit einer lieblichen, von Solopassagen für die Sopranistinnen durchzogenen Messe, für Glanzpunkte in der Liturgie. Konrad Bader an der Orgel komplettierte den musikalischen Genuss.

In der Predigt ging Prälat Krämer auf das Evangelium vom Barmherzigen Samariter ein. Wir müssten uns angewöhnen, die Welt aus den Augen des anderen zu sehen, sozusagen die „Opferperspektive“ einnehmen. Dies sei der Kernpunkt christlicher Existenz. Er schlug den Bogen zur Glockenweihe als starkes, ökumenisches Zeichen, als ein Zeichen, dass es weitergeht mit der Kirche.

Gelungenes Ensemble aus Alt und Neu

Pfarrerin Caroline Bender brachte im Anschluss an den Gottesdienst die Glückwünsche der evangelischen Kirche. „Glocken“, so sagte die Pfarrerin, „haben seit Jahrhunderten die Aufgabe, die Menschen zum Gebet aufzurufen“. Sie freue sich sehr, dass nun die Glocken der Markuskirche in Heilig-Kreuz weiterklingen können.

Der Gewählte Vorsitzende der Salvatorgemeinde, Walter Beyer, sprach davon, dass die Glocken die Stimme der Kirche und ihrer Werte vom Kirchturm erheben. Es sei ein gelungenes Ensemble aus Alt und Neu. Er hob besonders das Engagement von Helmut Erhardt hervor, dem Treiber dieses Projekts und unermüdlichen Spendensammler. Durch seinen Einsatz könnten nun bald die Glocken erklingen.

Zeichen für Heimat - Mahner für den Frieden

Für Wolfgang Steidle, Erster Bürgermeister der Stadt Aalen, sind Glocken ein Zeichen für Heimat. Gleichzeitig mahnten sie für den Frieden. „Vielleicht sind sie auch ein Zeichen für den Aufbruch in der katholischen Kirche“, meinte Steidle.

Die italienische Gemeinde „Maria Santissima Immacolata“ brachte ebenfalls durch eine Vertreterin die Glückwünsche. Die italienische Gemeinde feiert jeden Sonntagvormittag in der Heilig-Kreuz-Kirche eine Messe mit Pfarrer José Mikundi Sambay.

Beim anschließenden Gemeindefest wurde die Glockenweihe noch bei gemütlichem Beisammensein gefeiert. Zum ersten Mal wird man das Geläut am 18. September hören können.

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