Jubiläum

Glücklich, „dass es so geworden ist“

Seit 60 Jahren Priester: Ruhestandsgeistliche feiern diamantenes Weihejubiläum. Foto: iStock.com/ViktorCap

Fünf diamantene Priesterjubilare, die heute in der Region Ulm, Ostalb und Göppingen zuhause sind, erzählen aus ihrem Leben.

Vom Aufbruch des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt wurden die Priester, die in diesen Tagen ihr diamantenes Weihejubiläum feiern: Vor 60 Jahren, am 20. und 21. Juli 1963, weihte Bischof Carl Joseph Leiprecht im Rottenburger Dom und in der Ravensburger Liebfrauenkirche insgesamt 33 junge Männer zu Priestern. Wie blicken sie auf diese Zeit zurück? Welcher Gedanke, welche Bibelstelle hat sie besonders durchs Leben getragen? Welche Schwerpunkte haben sie als Pfarrer gesetzt? Wie feiern sie ihr Jubiläum? Fünf der Ruhestandsgeistlichen, die heute in den Dekanaten Ehingen-Ulm, Göppingen-Geislingen und Ostalb zuhause sind, berichten.

Gerold Hornung

Bei den Menschen zu sein in Höhen und Tiefen – das macht für Gerold Hornung den Dienst des Priesters aus. „Denn das Christentum ist Communio – Gemeinschaft.“ Priester zu sein heißt aber auch: Verwalter der Geheimnisse Gottes zu sein, wie es in seinem aus 1 Kor 4,1 entnommenen Primizspruch heißt. Bis heute verwaltet bzw. feiert er die Geheimnisse des Glaubens in jeder Eucharistiefeier, die er als Aushilfe in Ulm und um Ulm herum übernimmt. „Ich bin dankbar, dass ich’s tun kann“, sagt der 83-Jährige, der erst vor drei Jahren in den Ruhestand getreten ist. Pfarrstellen bekleidete er in Kuchen (1968-87), Bissingen (bis 2002) und Westerstetten/Lonsee (bis 2019), wo er jetzt ein Häuschen im Herzen der Gemeinde bewohnt.

Wie wird Glauben erfahrbar? Gerold Hornung hat als Seelsorger gute Erfahrungen mit Cursillo gemacht, dem kleinen dreitägigen Glaubenskurs, der von Laien und Priestern gemeinsam ehrenamtlich gestaltet wird; 30 Jahre lang war Hornung als Referent im Cursillo-Haus Oberdischingen engagiert, das ein vielseitiges geistliches Bildungsprogramm hat. Aber auch die 35 Wallfahrten und Pilgerreisen, etwa ins Heilige Land oder nach Lourdes, die er allein während seines 20-jährigen Wirkens in Westerstetten geleitet hat, sowie Ehe-, Eltern- und Familienkurse seien gute Gelegenheiten, um den Glauben ins Gespräch zu bringen, sagt der Jubilar. Es gelte, Communio zu leben und die Ehrfurcht vor dem Heiligen zu stärken. Freude und Kraft schöpft Gerold Hornung auch aus der Arbeit im Garten („alles bio“) – und: „morgens eiskalt duschen“.

Peter Uwe Janssen

„Der Pfarrer muss die Leute kennen“, davon ist Peter Uwe Janssen überzeugt. „Ich habe viele Hausbesuche gemacht, bin zum Stammtisch gegangen, war auf jedem Fest - ich habe alle Leute gekannt“, sagt der Geistliche, der am 20. Juli sein 60. Priesterjubiläum feiert. 29 Jahre lang, von 1975 bis 2004, war Janssen Pfarrer in Zimmerbach (Durlangen). Neben den Gemeinden Spraitbach und Gschwend, die heute ebenfalls zur Seelsorgeeinheit „Schwäbischer Wald“ gehören, betreute er zeitweise auch Alfdorf.

„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“  Dieser Satz aus dem berühmten „Hohelied der Liebe“ im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs hat Janssen durch sein Leben als Priester begleitet, war ihm wegweisend als Seelsorger. Im Ruhestand ist der gebürtige Stuttgarter der Ostalb treu geblieben: er lebt in Schwäbisch Gmünd, wo er bis zur Corona-Zeit noch regelmäßig Gottesdienste im Kloster der Franziskanerinnen hielt.

Richard Leiter

Sehr wohl in Schwäbisch Gmünd fühlt sich auch Pfarrer i.R. Richard Leiter, der seit ein paar Jahren im Seniorenzentrum St. Anna zuhause ist. In Berlin geboren, verbrachte er seine Jugend in Hechingen und Ravensburg. In der oberschwäbischen Stadt der Türme und Tore wurde er auch zum Priester geweiht – am 21. Juli 1963 von Bischof Carl-Joseph Leiprecht. Die Feier der Liturgie und eine gut vorbereitete, mitreißende Predigt lagen dem Jubilar stets am Herzen. Nach seinen Vikarsjahren an verschiedenen Orten wirkte Leiter als Pfarrer in Talheim bei Heilbronn, danach in Bietigheim und zuletzt 13 Jahre in den Pfarreien Albstadt-Tailfingen und -Onstmettingen.

Als junger Vikar in Bietigheim, wo der Religionsunterricht zu seinen Aufgaben gehörte, habe er einen Schüler namens Gebhard Fürst gehabt, erinnert sich Leiter. Der heutige Bischof, der aus Bietigheim stammt, sei ein guter Schüler gewesen, versichert er. Vielleicht bot diese frühe gemeinsame Wegstrecke ja einen Anknüpfungspunkt für das jüngste Gespräch mit dem Bischof, zu dem er und sein Weihejahrgang anlässlich des 60. Weihejubiläums kürzlich ins Rottenburger Bischofshaus eingeladen waren.

Jürgen Mühlbacher

Relativ neu in Schwäbisch Gmünd ist Jürgen Mühlbacher, der seit Frühjahr im Seniorenzentrum St. Anna wohnt – und doch ist er ein „alter Bekannter“: Schon als Kaplan und Studentenpfarrer war er Ender der 1960er-Jahre in Gmünd im Einsatz, von 1970 bis 87 dann als Stadtpfarrer in Bettringen. Von 1981 bis zu seinem Wechsel nach Kuchen 1987 hatte er das Amt des Dekans im vormals eigenständigen Dekanat Schwäbisch Gmünd inne.

Die unverbrüchliche Treue Gottes zu den Menschen, wie sie sich etwa im Römerbrief, Kapitel 8, widerspiegelt - „Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein?“ -, und das Bekenntnis des Petrus auf die dreimalige Frage Jesu, ob er ihn lieb habe – „Herr, du weißt alles …“ (Johannes 21,17) –, waren und sind zwei Anker im Leben von Jürgen Mühlbacher: Zu wissen, dass man Gott nichts vormachen kann, und eine tiefe Sehnsucht im Herzen, „das hat mich durchs Leben getragen“. Weiterhin gerne zur Stelle, „wo man mich braucht“, bei Gottesdiensten oder auch als Referent zu ganz vielfältigen Themen, ist Mühlbacher auch nach seinem Weggang aus Göppingen; dort war er nach seinem Dienst als Krankenhausseelsorger auch im Ruhestand fast jeden Sonntag im Einsatz. „Ich bin ein Mensch, der sich gern überraschen lässt“, sagt der rüstige Ruhestandsgeistliche, der ansonsten gern in der Natur und praktisch jeden Tag mit dem Rad unterwegs ist.

Bernhard M. Winckler

Für jeden und jede ein offenes Ohr zu haben, der oder die um ein Gespräch bittet – dieses Prinzip ist für Pfarrer Bernhard Winckler auch im Ruhestand leitend geblieben: Hören, innerlich mittragen, begleiten – für diesen Dienst an den Menschen nimmt er sich Zeit. Nach wie vor kommen Menschen zu ihm ins Pfarrhaus nach Eislingen zur geistlichen Begleitung. Seine Aufgabe, „die Menschen zu Gott zu führen“, drückt sich auch in seinem Primizspruch aus, der von Pater Josef Kentenich stammt: „Welt und Menschenherz wollen himmelwärts wir in allen Weisen mit zum Vater reißen.“

Aus der Spiritualität der Schönstatt-Bewegung, aus dem, was Pater Kentenich „Liebesbündnis“ nennt, also die Erneuerung und Vertiefung des Taufbündnisses, schöpft Bernhard Winckler Kraft. Die wichtigste Prägung aber verdankt er seiner Familie und da insbesondere seiner Mutter. „Die Familie ist Fundament und Krone der Gesellschaft“, sagt Winckler mit den Worten Kentenichs. Deshalb lag ihm stets die Familienpastoral und die Gründung von Familienkreisen, in denen sich Familien austauschen, gegenseitig stärken und füreinander da sind, immer am Herzen – in Fellbach, seiner ersten Pfarrerstelle (1969-88), und dann in Leinfelden-Echterdingen (bis 2009). Der Aufbau der Kirche müsse bei den Eltern ansetzen, ist er überzeugt. Den Tag seines Priesterjubiläums verbringt der gebürtige Stuttgarter mit zwei seiner Neffen – ebenfalls Priester – im Schönstattzentrum Stuttgart-Freiberg, wo er einmal mehr für seine Berufung danken will: „Ich bin glücklich, dass es so geworden ist.“

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