Pater Philipp Jeningen

„Wirklich, Glaube geht im Heute!"

Um Glaube, Hoffnung, Liebe und Demut geht es in den vier thematischen Wochen der Exerzitien im Alltag zur Vorbereitung der Seligsprechung von Pater Philipp Jeningen. Foto: DRS/Jerabek

Mit einem festlichen Vespergottesdienst haben die Exerzitien im Alltag zur Vorbereitung auf die Seligsprechung von Pater Philipp Jeningen begonnen.

Gedanken zum Thema Glauben stehen im Mittelpunkt der ersten Woche der Exerzitien, durch die man im Alltag zentralen christlichen Tugenden auf die Spur kommen und dem Geheimnis des Glaubens ein wenig näher kommen kann. Mit Pater Philipp Jeningen, der am 16. Juli in Ellwangen seliggesprochen wird, wollen die zahlreichen Gläubigen, die am Sonntagabend in die Basilika St. Vitus gekommen oder über Telefon zugeschaltet waren (oder sich jetzt noch bei den Exerzitien einklinken wollen), Schritte einer Glaubenserneuerung gehen.

„Wir glauben an Gott - Was wir manchmal so einfach im Glaubensbekenntnis sprechen, ist bei näherer Betrachtung gar nicht so leicht“, sagte Markus Krämer von der „action spurensuche“ zum Einstieg in das Thema. „Glaube? Was ist das?“ Dass es beim Glauben weniger um Äußerlichkeiten, als vielmehr um eine starke innere Überzeugung geht, die gepflegt sein will, und um Vertrauen, letztlich um das, was man ausstrahlt, zeige sich in einem Ausspruch Pater Philipps: „Gott liebt mehr den Geist als das Kleid. Was nützt ein religiöses Kleid, wenn der Geist weltlich ist? Nicht der Schein, das Sein macht den Gottesmann.“

Nicht das Erfüllen von sogenannten Vorschriften und Gesetzen mache jemanden zum gläubigen Menschen, „sondern das Leben aus ihnen zu gestalten und zu erfüllen, zeigt uns, was wahrer Glaube ist“. Auch das Gotteslob biete eine sehr ansprechende Beschreibung, was Glauben ausmacht:

Was heißt Glauben?

„Der christliche Glaube lässt sich zusammenfassen in der Botschaft: Jeder Mensch ist von Gottes Liebe getragen. In diesem einmaligen irdischen Leben wie auch im ewigen. Jeder ist gehalten von Jesus Christus, unserem Heiland und Erlöser. In ihm hat sich Gottes Liebe gezeigt. Alles andere – wie Gebote, Normen, Dogmen – entfaltet diese grundlegende Wahrheit. Glauben heißt, sich von dieser Liebe erfassen zu lassen und ihr zu antworten. Dieser Glaube wird in der Kraft des Heiligen Geistes gelebt und in der Gemeinschaft der Kirche gefeiert. Der Glaube prägt das Leben: Er gibt die Kraft, die Wirklichkeit von Gott her zu deuten, anzunehmen und zu gestalten. Das Leben prägt aber auch den Glauben: So wirken sich die positiven und negativen Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens macht, auf seine Gottesbeziehung aus. Sie können diese in eine Krise stürzen und hinterfragen, aber genauso bereichern und zur Reife führen. Das Ziel ist ein ,Leben in Fülle‘.“

Dass jeder Mensch eine eigene, ganz persönliche Antwort finden müsse auf die Frage, wie „Glaube wieder geht im Heute“, unterstrich auch Pfarrer Prof. Dr. Sven van Meegen in seiner Predigt. Ihm selbst seien für den Glauben drei Wegweiser wichtig geworden: Menschen, Zeichen und Handfestes. Menschen, „die mir Wegbegleiter und Vorbilder waren“, etwa die Familie, der Heimatpfarrer, Ausbilder, aber auch Heilige wie Edith Stein oder eben Philipp Jeningen, der davon überzeugt war: Mit Demut und Liebe kann man ganz viel erreichen.

Eine Art verschwiegene Weggemeinschaft

„Pater Philipp ist zu den Menschen gegangen und hat ihnen den Glauben angeboten. Er zeigt uns als Vorbild sozusagen Wegweiser des christlichen Glaubens, als Zeichen des Weges, den Gott zuerst auf uns zugegangen ist und den nun wir auf ihn und aufeinander zu im Glauben gehen sollen“, sagte van Meegen. Auch wenn der Glaube und die Kirche gerade überall lächerlich gemacht würden: „Vielleicht kommt dabei durch die Seligsprechung eine Art verschwiegene Weggemeinschaft zustande, in der stumm und distanziert gewordene Menschen sich gegenseitig beim Gehen dieses Glaubensweges stützen und jeder an seiner Stelle auch anderen dann das Zeugnis geben kann: Wirklich, Glaube geht, und indem der Glaube geht, geht das Leben!“

Mit Blick auf die Zeichen als weitere Wegweiser im Glauben hob Pfarrer van Meegen neben Kelch und Hostienschale besonders das Segenskreuz von Pater Philipp hervor, das nun wieder in Ellwangen beheimatet ist und am Tag der Seligsprechung erstmals wieder den Gläubigen gezeigt werden soll. Und schließlich „Handfestes“ – etwas „mit dem Verstand und den Sinnen Habhaftes“ , also „nicht das  große Ganze, das perfekte System, sondern etwas ganz kleines, zu mir passendes, mir Halt gebendes“, das es zu suchen gelte. Glaube sei nie fertig und nie perfekt, so van Meegen, sondern „ein Weg, den ich gehe, und ich hoffe und glaube, dass am Ende meines Weges Jesus mit offenen Armen auf mich wartet“.

Exerzitien im Alltag beleuchten zentrale christliche Tugenden

In vier thematischen Wochen geht es bei den Exerzitien im Alltag um Glaube, Hoffnung, Liebe und Demut - zentrale christliche Tugenden, die sich im Leben Pater Philipps beispielhaft widerspiegeln. Mit dem Begleitbuch können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer drei Eigenzeiten am Tag gestalten: ein Morgengebet, einen frei zu wählenden Zeitraum mit Wahrnehmungsübungen, einem Tagesimpuls aus der Bibel oder durch Worte Pater Philipps sowie einen Tagesrückblick. Die sonntäglichen Vespergottesdienste, die von der „action spurensuche“ instrumental und mit meditativen Liedern umrahmt werden, stimmen jeweils in die Themen ein.

Begleitbuch zur Vorbereitung

Das Begleitbuch zu den Exerzitien im Alltag gibt es hier zum Download. Es kann auch über das Dekanat Ehingen-Ulm, Telefon (0731) 9206010, E-Mail: dekanat.eu@drs.de kostenfrei angefordert werden.

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