Früher sagte man zwar: „Not lehrt beten.“ Aber klingt das für heutige Ohren nicht etwas sperrig?
Ignatius fordert heraus, weil er die Gottsuche nicht nur auf das Schöne lenkt, sondern auch auf das Schwierige: Die Herausforderungen im Leben, das Sperrige oder die Depression sind auch Orte der Gottsuche. Wir können nicht das Leid und das Kreuz, das uns ja wirklich täglich begegnet, einfach ausklammern oder eine Verteilung unternehmen wie „Sonnenseite = Gott, Schattenseite = irgendetwas Böses“. Es wäre kein echter Dialog mit der Wirklichkeit mehr, wenn wir einen Teil dieser Wirklichkeit – Tod, Krankheit, Schwierigkeiten – ausklammern.
Ausklammern will man das vielleicht gar nicht, aber man tut sich einfach leichter, Gott im Schönen, etwa in der Natur, zu entdecken…
Gott in allem suchen heißt aber eben nicht nur, verschiedene Orte aufzutun, wo man Gott erfährt: die Natur, die Kirche… Ignatius selbst hat durch eine tiefe Depression zu Gott gefunden, weil Gott sich ihm gezeigt hat als der Dreifaltige. Davon zeugen auch spätere Jesuiten wie Alfred Delp, der auch im Gestapo-Gefängnis aus der Weisung seines Ordensgründers lebte und auch in dieser Situation Gott suchte – durch das Schwierige hindurch. Delp erfuhr, dass Gott in allem, im Schönen und im Elend, Begegnung feiern und die anbetende, hingebende Antwort will.
Was ist das Charakteristische der ignatianischen Exerzitien?
Exerzitien sind eine Einübung in eine intensive Gottesbegegnung, in eine sehr persönliche Jesusbeziehung. Um Jesus zu „erfahren“, soll ich mir den Ort vorstellen, wo Jesus war, wie er geredet hat, wie es da geduftet hat. Diese Fantasiereise soll mich hineinfügen in eine Begegnung mit Jesus. Die Exerzitien bieten deshalb viele biblische Vorstellungsbilder, in die ich immer mehr hineintauche. Und ich überlege, was sie in mir auslösen – welchen Trost, welche Herausforderung, welche Weisung für mein Handeln im Alltag sie geben. Es geht darum, Gott wirklich von Innen her zu spüren und zu verkosten. Dieses Verkosten vollzieht sich konkret in der Eucharistie, der Ignatius deshalb eine große Wertschätzung entgegenbrachte.