Umwelt

Große Liebe zu kleinen Tierchen

Dr. Thomas Ochs am Bienenkasten

Dr. Thomas Ochs öffnet den Bienenkasten auf dem Balkon und zeigt Joshua Haller und Michelle Kühner eine der Wabenwände. Foto: DRS/Guzy

Bienen

In der Einflugschneise starten und landen un­auf­hör­lich Bienen. Foto: DRS/Guzy

Die Katholischen Fachschulen St. Martin stellen eigenen Honig her. Bienen nehmen in der pädagogischen Ausbildung dort einen prominenten Platz ein.

Ein Stich in die Oberlippe besiegelte die Leidenschaft. Denn den damals zwölfjährigen Jungen schreckte das schmerzhafte Erlebnis nicht ab. Er ließ sich trotzdem von einem Imker den Umgang mit Bienen zeigen. „Ich habe die Hobbyimkerei danach viele Jahre lang betrieben, selbst während meines Studiums“, sagt der heute 56-jährige Dr. Thomas Ochs. Der Leiter der Katholischen Fachschulen St. Martin in Neckarsulm ist nicht nur für das Personal und die angehenden Erzieherinnen und Erzieher verantwortlich, sondern auch für das Wohlergehen mehrerer Völker.

Wenn Ochs aus dem Fenster seines Büros blickt, sieht er seine speziellen Angestellten ein- und ausfliegen. Auf dem Balkon der Schule steht ein Bienenkasten. Drei weitere Völker haben derzeit für einige Wochen einen besonderen Honigauftrag: Ein Bienenstock soll an einem Standort bei Heidelberg die Blütezeit der Edelkastanie ausnutzen, zwei weitere sind im Nordschwarzwald im Einsatz. Dort, in der Umgebung von Pforzheim, hatte schon Ochs´ Großvater ein Bienenhaus. „Das hatte mich immer fasziniert“, erzählt der Schulleiter. So wurde er selbst zum Hobbyimker.

Viele wollen in die Imker-AG

Dieses spezielle Interesse setzt Ochs beruflich ein, seitdem er seit 2012 an den Katholischen Fachschulen St. Martin unterrichtet. Erst nahm er seine Schülerinnen und Schüler im Fach Naturpädagogik zu seinen eigenen Bienenvölkern mit – 15 hat er privat bei sich untergebracht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann die Idee, einige schuleigene Bienenkästen auf dem Balkon der Bildungseinrichtung aufzustellen. Darum herum bildete Ochs eine Imker-AG. „Es gab unter den Schülerinnen und Schülern viele Interessenten, mehr als die AG aufnehmen konnte.“

Die Bienenkästen auf dem Balkon der Fachschulen waren seitdem aber auch Besichtigungsziel für verschiedene externe Gruppen aus der Umgebung, aus Schulen und Kindergärten. Sogar der Frauenbund war einmal zu Gast.

Familie hilft mit

Wegen der allgemeinen Corona-Situation muss die AG allerdings seit vergangenem Jahr pausieren. „Im vergangenen Jahr haben wir alles alleine mit der Familie gemacht“, berichtet Ochs. Auch Michelle Kühner (19) und Joshua Haller (22) bedauern, dass die AG wegen Corona aussetzen musste.

So konnten die beiden und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zum Beispiel nicht beim Honigschleudern helfen. Dabei zeichnete sich das vergangene Jahr durch einen überaus guten Ertrag aus. Laut Ochs sind jeweils 80 Kilogramm Weißtannen- und Blütenhonig zusammengekommen. Für dieses Jahr erwartet Ochs eine geringere Menge: „Im Frühling war es zu lange zu kühl.“

Honig für einen guten Zweck

Der Honig wird verkauft. Es gebe bereits eine feste Stammkundschaft von 30 Leuten, berichtet Ochs. Die Interessenten melden sich in der Schule und holen den Honig ab. Einer nehme auch schon mal gleich fünf Gläser mit. Vor Corona wurde der Honig zudem beim Kuchenverkauf in der Schule mit angeboten, wie Kühner erklärt. Sie half bei der Honigvermarktung mit. Den Erlös spendet die Schule an die Stiftung „Große Hilfe für kleine Helden“, die kranke Kinder und ihre Familien während des stationären Aufenthalts in der Heilbronner Kinderklinik unterstützt, an die Caritas und an den Hospizdienst Bad Friedrichshall.

Dabei nimmt Ochs den Bienen nicht ihren ganzen Honig weg. Einen Teil der Ausbeute überlässt er ihnen, damit sie selbst etwas von den guten Inhaltsstoffen haben und sich nicht nur von Zuckerwasser ernähren müssen. „Und beim Wachs haben wir einen Kreislauf“, erklärt Ochs. Das Wabenwachs wird eingeschmolzen und zu Mittelwänden umgearbeitet. Diese eingerahmten Wachsplatten tragen ein vorgeprägtes Sechseck-Muster. Für die Bienen sind die Platten wie ein Fertigelement, das sie schneller und gleichmäßiger zu Waben ausbauen können.

Bienen aus der Abtei

Obwohl die Imker-AG nicht aktiv sein kann, spielen Bienen im Religions- oder Naturpädagogikunterricht immer wieder eine Rolle, besonders, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht. Für Haller ist die Beschäftigung mit Bienen ein guter Weg, um Kinder mit der Natur vertraut zu machen. In dem Kindergarten, in welchem er während der Ausbildung Praxiserfahrung sammeln konnte, gab es zu dem Zweck ebenfalls Bienen. „Man muss keine Angst vor Bienen haben, sie sind nicht aggressiv“, sagt Kühner, was sie über die Insekten gelernt hat und was Kindern vermittelt werden kann.

Ochs hält privat und an der Schule die sogenannte Buckfastbiene. Sie wurde im 20. Jahrhundert in der englischen Buckfast Abbey vom gebürtig aus Mittelbiberach stammenden Bruder Adam gezüchtet. Die Biene gilt als besonders friedfertig. So öffnet Ochs mit unbedeckten Armen und ohne Gesichtsschutz für den Besucher den Bienenkasten auf dem Balkon.

Weitere Nachrichten

Jubiläum
300-Jahr-Jubiläum: Mit Musik und Erinnerungen führen Künstler Ulrich Brauchle und Theologe Wolfgang Steffel durch die Schutzengelkapelle in Neunheim.
Weiterlesen
Tod und Trauer
Friedhof in Langenburg
Die heutigen Friedhöfe werden vielgestaltiger. Sie wollen nicht allein dem Wunsch nach einem Bestattungsplatz nachkommen.
Weiterlesen