Ein Stich in die Oberlippe besiegelte die Leidenschaft. Denn den damals zwölfjährigen Jungen schreckte das schmerzhafte Erlebnis nicht ab. Er ließ sich trotzdem von einem Imker den Umgang mit Bienen zeigen. „Ich habe die Hobbyimkerei danach viele Jahre lang betrieben, selbst während meines Studiums“, sagt der heute 56-jährige Dr. Thomas Ochs. Der Leiter der Katholischen Fachschulen St. Martin in Neckarsulm ist nicht nur für das Personal und die angehenden Erzieherinnen und Erzieher verantwortlich, sondern auch für das Wohlergehen mehrerer Völker.
Wenn Ochs aus dem Fenster seines Büros blickt, sieht er seine speziellen Angestellten ein- und ausfliegen. Auf dem Balkon der Schule steht ein Bienenkasten. Drei weitere Völker haben derzeit für einige Wochen einen besonderen Honigauftrag: Ein Bienenstock soll an einem Standort bei Heidelberg die Blütezeit der Edelkastanie ausnutzen, zwei weitere sind im Nordschwarzwald im Einsatz. Dort, in der Umgebung von Pforzheim, hatte schon Ochs´ Großvater ein Bienenhaus. „Das hatte mich immer fasziniert“, erzählt der Schulleiter. So wurde er selbst zum Hobbyimker.
Viele wollen in die Imker-AG
Dieses spezielle Interesse setzt Ochs beruflich ein, seitdem er seit 2012 an den Katholischen Fachschulen St. Martin unterrichtet. Erst nahm er seine Schülerinnen und Schüler im Fach Naturpädagogik zu seinen eigenen Bienenvölkern mit – 15 hat er privat bei sich untergebracht. Im Laufe der Zeit entwickelte sich dann die Idee, einige schuleigene Bienenkästen auf dem Balkon der Bildungseinrichtung aufzustellen. Darum herum bildete Ochs eine Imker-AG. „Es gab unter den Schülerinnen und Schülern viele Interessenten, mehr als die AG aufnehmen konnte.“
Die Bienenkästen auf dem Balkon der Fachschulen waren seitdem aber auch Besichtigungsziel für verschiedene externe Gruppen aus der Umgebung, aus Schulen und Kindergärten. Sogar der Frauenbund war einmal zu Gast.
Familie hilft mit
Wegen der allgemeinen Corona-Situation muss die AG allerdings seit vergangenem Jahr pausieren. „Im vergangenen Jahr haben wir alles alleine mit der Familie gemacht“, berichtet Ochs. Auch Michelle Kühner (19) und Joshua Haller (22) bedauern, dass die AG wegen Corona aussetzen musste.
So konnten die beiden und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zum Beispiel nicht beim Honigschleudern helfen. Dabei zeichnete sich das vergangene Jahr durch einen überaus guten Ertrag aus. Laut Ochs sind jeweils 80 Kilogramm Weißtannen- und Blütenhonig zusammengekommen. Für dieses Jahr erwartet Ochs eine geringere Menge: „Im Frühling war es zu lange zu kühl.“