„Schauen Sie mal, wie die Walnussbäume leuchten, welche Grüntöne im Schatten entstehen, und dort drüben: das bläulich schimmernde Gras“, schwärmt Ulrich Brauchle, als er den Reporter in die Grünanlage unterhalb des Schlosses ob Ellwangen führt. Hier, nur 30 Meter von seinem Atelier entfernt, erhält der Künstler und Kunstpädagoge die Impulse für ein besonderes Projekt: „In dieser Zeit, in der so viele ängstliche Leute unterwegs sind, muss man doch der Negativ-Stimmung etwas entgegensetzen“, sagt Brauchle. Für ihn sind es kleine Landschaftsbilder, die oberhalb einer abschüssigen Streuobstwiese mit Blick auf die Stadt und die Weite des Virngrunds entstehen. „Das ist mein Puderzucker in der Corona-Krise.“
Zuerst, noch im Zeichen des ausgehenden Winters, dominierte das Braun und Grau der noch kahlen Bäume in einer trotz allem frischen Farbigkeit; doch längst bahnt sich Grün in seiner ungestümen Vielfalt Bahn auf Ulrich Brauchles Landschaften: „Es fasziniert mich, wie auf 24 mal 30 Zentimetern ein ganzer Kosmos entsteht.“ Und es fasziniert den Betrachter, wie aus wenigen scheinbar zufälligen Strichen ein Baumstamm erwächst, dessen Rinde „lebt“; wie in schwungvollem Farbauftrag Wind und Sonne die Zweige umschmeicheln. Dennoch: „Jeder Punkt, jeder Strich ist streng durchkomponiert“, erklärt Brauchle.
Malen, was auf dem Herzen brennt
In den Wochen und Monaten, nachdem die Corona-Krise Fahrt aufnahm, sind hier etwa 50 kleine Bilder entstanden. Zu verschiedenen Tageszeiten schnappt sich Ulrich Brauchle Malkoffer und Klappstuhl, verlässt die Schlossanlage über eine steile Treppe und durch eine kleine Holztür – und ist „im Paradies“. Dass die Bilder, die hier entstehen, in postimpressionistischen Zeiten eher verpönt sind, ficht ihn nicht an. „Ich male, was mir auf dem Herzen brennt“, betont Brauchle – zumal seine kleinen Landschaften vielfach Ausgangspunkt für große abstrakte Kompositionen sind.