Die Kapelle in Lustbronn ist ein schlichter Bau. Dennoch prägt sie seit dem frühen 19. Jahrhundert die Ortsmitte des Weilers. Dass sie auch für die Zukunft erhalten bleibt, ist einer umfangreichen Sanierung zu verdanken, deren Abschluss nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner von Lustbronn nun mit einem Gottesdienst feierten.
„Wir müssen uns bemühen, solche heiligen Orte zu erhalten und mit Leben zu füllen“, sagte Veronika Bauer in der Kapelle. Sie ist gewählte Vorsitzende der Kirchengemeinde Stuppach, zu der Lustbronn mit den rund 50 Einwohnerinnen und Einwohnern gehört. Bauer erklärte bildhaft, warum die Kapelle saniert werden musste: Ihr wurde wortwörtlich das Wasser abgegraben.
Stahlseile halten Gebäude
Die Kapelle steht zur Straße hin auf Fels, ansonsten auf lehmig-sumpfigem Grund, der durch Holzpfähle gefestigt ist. Durch Kanalisierung und die Trockenheit der vergangenen Jahre verlor der Untergrund aber seine Feuchtigkeit. Die Holzbalken schrumpften. Infolge bildeten sich Risse im Mauerwerk. Die Kapelle drohte einzustürzen. Daher wurde sie im Jahr 2019 gesichert. Das Bauwerk wurde in eine Art Korsett aus Kanthölzern, Stahlstäben und Stahlseilen eingespannt, wie es Architekt Thorsten Herzog nach dem Gottesdienst beschrieb.
Im Herbst 2021 begannen dann die eigentlichen Sanierungsarbeiten. „Der Untergrund wurde mit viel Aufwand befestigt“, sagte Herzog. Laut dem Architekten wurde außerdem tonnenweise Verpressmörtel ins Mauerwerk eingespritzt.
Wände bekommen ursprüngliches Aussehen
Auch im Inneren wurde die Kapelle renoviert. So stellte Kirchenmaler und Restaurator Markus Schmidgall die ursprüngliche Farbgebung der Wände wieder her. Ein weiterer Restaurator nahm sich der Bilder und Skulpturen an.
Nach all den Arbeiten weihte nun Domkapitular Dr. Uwe Scharfenecker als Hauptzelebrant des Gottesdienstes die Kapelle. In seiner Predigt ging er auf den Gedenktag der Schmerzen Mariens ein – zugleich Patrozinium der Kapelle –, der an dem Sonntag gefeiert wurde. „Bei unserem Glauben geht es um das ganze Leben, es geht auch um Zeiten, in denen wir das Leben als Last empfinden“, sagte Scharfenecker. Im Glauben erführen die Menschen: „Gott geht mit mir hinein in meinen Schmerz.“
Da die Kapelle nur ungefähr 60 Personen Platz bietet, wurde der Gottesdienst per Lautsprecher nach draußen übertragen, wo Bierbänke unter Festpavillons aufgestellt worden waren. Hier auf dem Platz feierten die Besucherinnen und Besucher nach dem Gottesdienst begleitet von den Klängen der Trachtenkapelle Stuppach nicht nur den Abschluss der Renovierung, sondern auch die nunmehr 200-jährige Geschichte des Kirchleins.