Synodaler Weg

Großes Interesse an offenem Austausch

Diskussion in Stuttgart zum Synodalen Weg

Erwartungen und Impulse nahmen die Stuttgarter Vertreter der Synodalversammlung, Ordensfrau Nicola Maria Schmitt (li.) und Stadtdekan Christian Hermes, bei der von SWR-Journalistin Verena Neuhausen (re.) moderierten Veranstaltung "Freimut" entgegen. Bild: Eva Wiedemann

Mehr als 120 Interessierte haben bei der Veranstaltung „Freimut“ des Stadtdekanats über ihre Erwartungen und Wünsche an den Synodalen Weg gesprochen.

Mit Stadtdekan Christian Hermes und der Ordensfrau Nicola Maria Schmitt sind zwei Vertreter aus Stuttgart in der Synodalversammlung vertreten. Dass es beiden wichtig ist, die Impulse der Gläubigen vor Ort mit in den Synodalen Weg einzubringen, zeigte die Veranstaltung „Freimut“ des Stuttgarter Stadtdekanats und des Katholischen Bildungswerks Stuttgart e.V. Dort konnten Interessierte ihre Impulse freimütig äußern. Das Interesse im Haus der Katholischen Kirche auf der Stuttgarter Königstraße war groß: Mehr als 120 Gäste füllten den Raum und hörten aufmerksam den ersten Eindrücken zu, die Schwester Nicola Maria Schmitt und Stadtdekan Hermes schilderten.

„Es hat in mir gekocht“

Schwester Nicola Maria Schmitt erzählte eindrücklich, welche Veränderung sie an sich selbst seit dem Entstehen der Maria 2.0-Bewegung erlebt hat: „Vor Maria 2.0 hat es in mir zwar gekocht, aber ich war wie ein Kochtopf, dessen Deckel immer geschlossen blieb. Heute ist das anders: Ich habe die Möglichkeit, etwas zu sagen. Dafür musste ich aber nach jahrelangem Schweigen meine Sprache erst einmal wieder finden.“ Für sie sei es wichtig, Teil der Kirche zu sein, schließlich könne man so mehr bewegen als jene, die der Kirche den Rücken zuwenden würden. Die Synodalversammlung, die im Januar erstmals in Frankfurt zusammengekommen war, habe sie als ein wohlwollendes offenes Gremium empfunden, in der jede Meinung ihren Platz gefunden hätte.

Mit einem skeptischen Optimismus blickte Stadtdekan Hermes auf das erste Treffen der Delegierten des Synodalen Wegs zurück: „Die Erfolgsmöglichkeiten eines solchen Prozesses sind begrenzt. Aber es wäre noch schlimmer, wenn wir diesen Prozess unterlassen würden“, ist er sich sicher. Vor allem die Frage nach der Verbindlichkeit der Ergebnisse beschäftige ihn. „Religion funktioniert nicht, ohne dass die Menschen mitmachen. Es macht mich wahnsinnig, wie die Glaubwürdigkeit meiner Kirche durch den sexuellen und spirituellen Missbrauch gelitten hat“, so Dekan Hermes weiter. Umso wichtiger sei es nun, Erwartungen und Probleme zu formulieren.

Vier Foren spiegeln Themenfelder des Synodalen Wegs wider

Dazu hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends in vier thematischen Foren Gelegenheit. Sie tauschten sich – analog zu den Zukunftsforen des Synodalen Wegs – über Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, das priesterliche Leben, die Rolle der Frauen sowie über Sexualität und Partnerschaft aus. Stadtdekan Hermes und Schwester Nicola Maria Schmitt besuchten die Foren und hörten still den offenen Äußerungen zu, um die Impulse für das nächste Treffen der Delegierten im September aufzunehmen.

Dort schilderte eine Frau beispielsweise ihren täglich größer werdenden Spagat zwischen der demokratischen Gesellschaft und den patriarchalen Strukturen in der Kirche. Zwischen hoffnungsfrohen Erwartungen, dass Bischof Dr. Gebhard Fürst sich für das Diakonat der Frauen ausspreche und der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Dr. Georg Bätzing, sich ganz hinter den Synodalen Weg gestellt habe, wurde auch die Befürchtung laut, dass am Ende nicht mehr bleibe „als nett, dass wir darüber gesprochen haben“. Dabei war für nahezu alle Teilnehmer klar, dass Reformen in der Kirche dringend notwendig seien.

Wunsch nach Freimütigkeit für die Delegierten des Synodalen Wegs

Stadtdekan Hermes bedankte sich für die Aufrichtigkeit und Fairness, mit der die Gäste in den Foren ihre Meinungen geäußert und miteinander diskutiert hätten. Er zeigte sich berührt und dankbar und kündigte an, nach der nächsten Delegiertenversammlung im Herbst gemeinsam mit Schwester Nicola Maria Schmitt über den Fortgang zu berichten. „Ich hoffe, wir können Ihnen danach etwas Konkretes mitbringen“, sagte er.

„Ich wünsche den Delegierten des Synodalen Wegs die gleiche Freimütigkeit, die ich heute Abend hier erlebt habe“, sagte eine Teilnehmerin zum Abschluss eines der Foren. Den Abend moderierte die SWR-Journalistin Verena Neuhausen, die auch Laienvertreterin im Stuttgarter Rat der Religionen ist.

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