Brauchtum

Großzügig aussäen und das Dennoch leben

Beim traditionellen Kolomanritt in Wetzgau haben zahlreiche Reiterinnen und Reiter auf Fürsprache des Heiligen den Segen Gottes für Mensch und Tier erbeten. Foto: drs/Jerabek

Der Segen für Pferde und Reiterinnen und Reiter und der Appell zu einem verantwortlichen Umgang mit der Schöpfung standen im Zentrum des Kolomanritts.

In dem Vertrauen, dass an Gottes Segen alles gelegen ist, wie der Volksmund sagt, haben zahlreiche Reiterinnen und Reiter sich und ihre Pferde unter den Segen Gottes gestellt. Dem heiligen Koloman als Patron des Viehs und der Reisenden ist die wiederbelebte Reiterprozession gewidmet, die auch heuer viele Gläubige und Pferdefreunde in den Landschaftspark Wetzgau im Nordwesten von Schwäbisch Gmünd lockte. Hier, in der Kirchengemeinde St. Maria Wetzgau-Rehnenhof (Seelsorgeeinheit Limeshöhe), steht auch Württembergs einzige Colomankirche. Als Festprediger kam Domkapitular Msgr. Andreas Rieg, Regens des Priesterseminars der Diözese Rottenburg-Stuttgart, auf die Ostalb.

In einem kurzen Impuls unterstrich der Domkapitular die Bedeutung eines umsichtigen Umgangs mit der Schöpfung und den Ressourcen dieser Welt. Dass Gott den Menschen als Herrscher eingesetzt hat über das Werk seiner Hände, wie es in Psalm 8 heißt, sei oftmals missverstanden oder gar ausgenützt worden, habe aber im biblischen Sinne immer auch mit Verantwortung zu tun, „dass diese Schöpfung bewahrt bleibt und weiterhin zum Segen wird für alle, damit wir alle gut leben können", sagte Rieg. In das Segensgebet, mit dem auf die Fürbitte des heiligen Koloman der Schutz der Pferde und ihrer Reiter vor Krankheit und Gefahr erbeten wird, damit sie „dem Menschen helfen und eine Freude für ihn seien", schloss er auch den Wunsch mit ein, dass ein jeder und eine jede der je eigenen Lebensaufgabe treu bleibe - so wie auch Koloman seinem Glauben und seinem Auftrag treu geblieben ist.

Gottesdienst im „Himmelsgarten"

Der Festtag begann mit einem Gottesdienst am Kreuztisch im Wetzgauer „Himmelsgarten". Der einst als besinnlicher Mittelpunkt der Gartenschau angelegte Platz ist ein beliebter Ort der Begegnung. Dass die Begegnung mit Gott, seinem Wort und Sakrament, in der Wirklichkeit vieler Menschen keine Relevanz mehr hat, nahm Domkapitular Rieg in seiner Predigt unter die Lupe. Seit der Zeit Jesu, der im Gleichnis vom Sämann davon spricht, wie Gottes Wort teils auf felsigen, teils auf dornigen Boden fällt, vertrocknet oder erstickt wird, und nur ein kleiner Teil der Saat auf gutem Boden reiche Frucht bringt, habe sich im „Schicksal" der Samenkörner nichts geändert. Die „doppelte Halbierung des Christentums" geschehe, weil viele das Interesse verloren haben in dem Gefühl, dass ihnen nichts fehle; sie vollziehe sich aber auch dort, wo „wir das Wort Gottes nicht ernst nehmen" und nicht in konkretes Handeln übersetzen, sondern nur noch als ein Ideal ohne konkrete Relevanz sehen. Der Festprediger rief die Gläubigen dazu auf, dazu beizutragen, dass diese Halbierung des Christentums nicht fortschreite, und zwar dann, wenn „wir gemeinsam - wie heute - Gott auch ins Leben lassen, ihn sozusagen öffentlich machen" und zeigen, dass er eine Wirklichkeit ist.

Einladung zu vertrauender Gelassenheit

Das Gleichnis vom Sämann zeige auch, so Rieg weiter, dass Jesus das Leben kennt: das Schöne, aber auch den Misserfolg und das Scheitern; Jesus wisse, dass nicht alles planbar und machbar ist. „Und doch: Er resigniert nicht; er hat bleibend Hoffnung und Zuversicht; er lebt sozusagen dieses Dennoch in dem Sinne: es wird neben Misserfolg und Scheitern auch Erfolg und Gelingen geben, wenn wir eines tun: großzügig aussäen nach dem Prinzip: Es ist allemal einen Versuch wert". Jesus lade ein, wider alle Erfolglosigkeit zu vertrauen, und zu einer vertrauenden Gelassenheit wider den Machbarkeitswahn.

In einer schwarzen Kutsche fuhren Domkapitular Rieg und Pfarrer Matthias Frank mit dem Reliquiar des heiligen Koloman an der Spitze der Reiterprozession. Auf dem gut fünf Kilometer langen Weg beteten sie am neuen Flurkreuz an der Tannwaldstraße und segneten die Fluren. In einer zweiten Kutsche folgten die Landtagsabgeordneten Martina Häusler und Tim Bückner, Bürgermeister Julius Mihm und die stellvertretende Ortschaftsratsvorsitzende Dr. Ute Schütte sowie Organisator Hubert Hiller. Um das leibliche Wohl der Gottesdienst- und Prozessionsbesucher kümmerten sich Ehrenamtliche der Kirchengemeinde St. Maria sowie der LandFrauenverein Großdeinbach.

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