Glauben

Gute Gedanken im Garten

Das rote Auferstehungskreuz ist Blickfang und Mittelpunkt des Kirchengartens im Heidenheimer Brenzpark. Zum ökumenischen Arbeitskreis „Kirche im Brenzpark“, der jeden Sonntag im Sommer um 17 Uhr „Abendgedanken" organisiert, gehören (von links) Christa Miola, Gabriele Kraatz, Isabella Weber, Dorothee Fischer, Doris Eber sowie (nicht im Bild) Kathrin Rippert, Helmut Oettinger und Birgit Friedler. Foto: drs/Jerabek

Niederschwellig, inspirierend, abwechslungsreich sind die Abendgedanken im Brenzpark. Ein ökumenisches Team gibt der Kirche in der Natur ein Gesicht.

Die Sonne steht schon tiefer, wenn sich der Kirchengarten füllt. Fünfzig bis 60 Menschen versammeln sich um 17 Uhr rund um das rote „Auferstehungskreuz" im Heidenheimer Brenzpark, an jedem Sonntag im Sommer. Für viele bilden die „Abendgedanken" den Ausklang eines erholsamen Tages inmitten schöner Natur, für andere steht das Innehalten zu Beginn einer neuen Woche im Vordergrund: mit geistlichen und philosophischen Gedanken, mit Musik und Gebet. Neben einem festen Besucherstamm lassen sich immer auch spontane Brenzpark-Besucher inspirieren.

Die Initiative geht zurück auf die Landesgartenschau 2006 in Heidenheim, für die der Kirchengarten gestaltet und täglich „Abendgedanken" gehalten wurden. 2009 wurde der Kirchengartenplatz und die Idee der spirituellen Impulse durch den ökumenischen Arbeitskreis „Kirche im Brenzpark“ neu belebt. Das Angebot zählt damit zu den langlebigsten Projekten, die aus der LAGA hervorgegangen sind.

Ein Herzensprojekt

Frau der ersten Stunde ist Christa Miola, die schon 2004 in der ökumenischen Vorbereitungsgruppe dabei war. „Das Projekt und die ganze Entwicklung ist mir ans Herz gewachsen", bekennt die einstige Heidenheimer Stadrätin, die seit ihrer Jugend ehrenamtlich engagiert ist. Dass man von den Themen her, „so unterschiedlich wie sie sind, immer etwas mitnimmt, ist für mich der Punkt, warum ich noch dabei bin". Und: „Alles steht und fällt mit dem Team. Trotz einiger personeller Wechsel hat es immer eine gute Zusammenarbeit gegeben", erinnert sie sich. Derzeit engagieren sich acht Leute in dem Arbeitskreis.

Zu ihnen gehört Dorothee Fischer, die seit 2016 dabei ist. „Ich bin dazugekommen, als man den Stelenweg geplant hat", erzählt sie. Neun rote Stelen bilden einen Besinnungsweg und führen vom Haupteingang des Brenzparks zum Kirchengarten. „Ich liebe die Stelen mit den Sprüchen drauf, und meine Aufgabe ist es, danach zu schauen, dass sie sauber sind." Idyllisch, fast verwunschen sind ihre Standorte, wo sie in doppelter Hinsicht „wegweisend“ sind: „Jesus Christus spricht: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6) steht auf einer von ihnen geschrieben; auf einer anderen die Verheißung aus Psalm 91: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“ (Vers 11). „Bei den Stelen haben wir es schon erlebt, dass sich Besucher gefreut haben, weil sie zum Beispiel ihren Konfirmationsspruch entdeckt haben, oder andere Sprüche, bei denen sie sich besonders angesprochen fühlen", sagt Fischer, die der evangelischen Kirchengemeinde angehört.

Niederschwellig und ökumenisch

Für die evangelisch-freikirchliche Gemeinde ist Gemeindeleiterin Doris Eber im Team. Die Mitarbeit im ökumenischen Arbeitskreis sei immer wieder auch eine zeitliche Herausforderung, räumt sie ein, schließlich müsse jeder Termin im Sommer durch zwei Team-Mitglieder besetzt sein. „Grundsätzlich ist das ein schönes Angebot, weil Leute da sind, die das sehr schätzen, und das kommt bei den Rückmeldungen sehr deutlich raus", sagt sie. Als fester Punkt in der Woche sei die Initiative des Arbeitskreises „eine gute Arbeit" - niederschwellig und ökumenisch ist, „so dass sehr viele Leute einen Zugang finden".

Diesen Aspekt unterstreicht auch die katholische Dekanatsreferentin Gabriele Kraatz: „Aus pastoraler Sicht versuchen wir hier eine Geh-Struktur zu leben", also Seelsorge-Angebote aktiv zu den Menschen zu bringen, anstatt dass sie diese suchen müssen. Der „Kirchengarten" sei einer der Orte im Dekanat, „wo man in der Öffentlichkeit aus der Kirche heraus in der Gesellschaft in Erscheinung tritt, und ich würde mir wünschen, dass noch mehr Ideen missionarischer Pastoral entwickelt werden, mit denen wir aus dem Kirchengebäude herauskommen".

Abwechslungsreiche Themen und Klänge

Die „andere Form von Verkündigung des Glaubens" schätzt Isabella Weber, Gemeindereferentin und Ansprechperson für das Projekt MEHR in der Seelsorgeeinheit Härtsfeld, das die Schaffung neuer Angebote zum Ziel hat, ohne dass deswegen das bisherige Gemeindeleben in den Kirchengemeinden reduziert werden muss. Sehr schön findet sie, dass bei den „Abendgedanken" auch Leute zu Wort kommen, die nicht zum klassischen pastoralen Personal gehören, etwa Mitglieder einer Taizé-Gruppe (10. August), ein Klinik-Clown (14. September) oder eine Hospizleiterin (3. August). Auf diese Weise soll der „Kirchengarten" in die Breite bekannt gemacht werden. Zum Start der neuen „Abendgedanken"-Saison am 18. Mai spricht die Heidenheimer Dekanatsreferentin Gabriele Kraatz über Frauen in der Bibel. Der Posaunenchor Mergelstetten sorgt für das musikalische Ambiente. Über alle Termine und Themen informiert ein Flyer.

Erstmals ist die syrisch-katholische Gemeinde dabei (am 15. Juni zum Thema „Eins in Christus"), und im Team ist man gespannt, welcher Akzent an diesem Abend gesetzt wird. Auch bei der musikalischen Gestaltung ist Vielfalt Trumpf: Posaunenchöre, Taizé-Gesänge, Vokalensemble, Popularmusik... Dankbar ist das Kirchengarten-Team für verschiedene Kooperationen bei Aufbau und Pflege des Platzes, etwa mit der Brenzpark-Schule. Bei der Herstellung des „Auferstehungskreuzes" und beim Kauf des Gartenhäuschens zur Aufbewahrung von Lautsprechern und anderer Ausstattung leisteten örtliche Firmen und Vereinigungen finanzielle Unterstützung.

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