Diakon

„Habt Vertrauen, ich bin es!“

Die neun Ständigen Diakone wurden in der Konkathedrale St. Eberhard geweiht. Foto:DRS/ Thomas Warnack

Weibischof Matthäus Karrer weiht in der Konkathedrale St. Eberhard in Stuttgart neun Männer zu Ständigen Diakonen.

„Die Kirche braucht Sie alle. Sie braucht Ihre Talente.“ Die Aussage von Diakon Stefan Heymann schon zur Begrüßung der Festgemeinde in St. Eberhard in Stuttgart zieht sich durch den gesamten Festgottesdienst. Heymann beschreibt die ständigen Diakone als Diener, als Zeichen des dienenden Christus und der dienenden Kirche. Klaus Herberts, Klaus Hilbert, Dominik Weiß, Achim Dannecker, Martin Wunram, Niels Materne, Ralf Lutz, Achim Kluger und Hermann Hänle werden nach ihrer feierlichen Weihe zum Ständigen Diakon dienen, selbstlos und ihr Leben lang. Dies und der Leitspruch, den die neun Männer für ihren Feiertag ausgesucht haben, wiederholt sich während der Feier wie ein Mantra. „Habt Vertrauen, ich bin es!“ (Mt 14, 27) Die beruhigenden Worte Jesu sprechen den Männern Mut zu, für die große neue Aufgabe, die sie heute übernehmen.

Die durch den Staub gehen

Bis auf den letzten Platz sind die Bänke in der Konkathedrale besetzt. St. Eberhard zeigt sich an diesem Tag hell, freundlich geschmückt und feierlich. In den Emporen haben sich der Chor, Domkantor Adam Krukiewicz, die Musiker der Domkapelle und das Bläserquartett in Stellung gebracht, um das Fest musikalisch zu gestalten. Der Einzug mit Orgel und Trompete zur „Musique Royale“ von M.R. Delalande unterstreicht die feierliche Stimmung. Jedes Lied im Gottesdienst haben die Kandidaten selbst ausgesucht. Das Schlusslied „Die durch den Staub gehen“ sogar 2021 in ihrem ersten Jahr in Heiligkreuztal selbst komponiert.

Dank an alle Frauen und Männer, die sich berufen fühlen

Im Namen des Stadtdekanats begrüßt Stadtdekan Monsignore Dr. Christian Hermes besonders Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel, den emeritierten Bischof Gebhard Fürst sowie Weihbischof Matthäus Karrer, der am heutigen Samstag den neun Männern das Sakrament der Diakonenweihe spenden wird. Hermes bedankt sich explizit bei „allen Männern und Frauen, die sich zu diesem Dienst berufen fühlen.“ Es wird nicht das letzte Mal sein, dass Bezug genommen wird auf das längst überfällige Signal aus Rom, auch Frauen zur Diakoninnen Weihe zuzulassen. Ihre Präsenz zieht sich durch den gesamten Gottesdienst, von der Lesung und den Fürbitten, über die musikalische Begleitung, bis zu den Dankesworten Weihbischof Karrers am Ende des feierlichen Gottesdienstes. Doch heute haben neun Männer aus der Diözese Rottenburg ihren besonderen Tag. Nach einer langen Ausbildung, die sie neben ihrem Hauptberuf absolvierten, werden sie zum Ständigen Diakon geweiht. Seit 2010 ist dies der zahlenmäßig größte Weihekurs in der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

“Hier bin ich.”

Die Weihekandidaten werden vom Bischöflichen Beauftragten für die Ausbildung zum Ständigen Diakonat Erik Thouet namentlich aufgerufen. „Hier bin ich“, antworten die künftigen Diakone ihrem Ausbilder, bevor sie Weihbischof Karrer vorgestellt werden. „Sind sie würdig?“ fragt dieser dem Ritual folgend. „Ich bezeuge, dass sie würdig sind!“ antwortet Erik Thouet. Damit erwählt der Weihbischof die Männer zu Diakonen.

“Ein wahrlich herausfordernder Dienst!”

In seiner Predigt spricht Weihbischof Karrer über die spürbare Bedeutung der Diakone in unserer säkularisierten Welt, auch in Bezug auf ihre Verantwortung, sich gegen die „verachtenswerten Systeme und totalitären Staaten in der Welt“ zu stellen, so Karrer. Ihre Aufgabe sei es, richtig anzupacken und den Armen, Schwachen und Geschundenen die Hände zu reichen. Er nimmt Bezug auf die zweite Lesung (1Kor 12, 1.4-11) und betont: „Dass der Geist Gottes, ein Geist der Gemeinschaft ist.“ Weihbischof Karrer spricht direkt zu den angehenden Diakonen wenn er sie daran erinnert, ihre Aufgabe sei es, unter vielen anderen, den Geist Gottes weiterzutragen, den Geist, „der Grenzen überschreitet und Brücken baut“. Ihr Platz sei da, wo die Not am größten sei. „Ein wahrlich herausfordernder Dienst, auf den Sie sich heute einlassen – ein Dienst aber auch, der Mut macht. Es wird klar, dass Sie diesen Dienst nicht aus sich selbst tun. Wir sind gesandt, gesalbt, diesen Dienst an der Kirche zu tun“, so Karrer. 

Auch Angst und Zweifel dürfen sein

Am Ende seiner Predigt nimmt Matthäus Karrer Bezug auf das Evangelium, spricht den Diakonen Mut zu und wiederholt Jesu Worte an den sinkenden Petrus: „Habt Vertrauen. Ich bin es.“ Auch Petrus` Mut, über das Wasser zu laufen, sei von Angst und Zweifel geprägt gewesen. Dennoch sei er weitergegangen. Karrer spricht: „Ich bin getragen, ich darf auch ein Stoßgebet in den Himmel schicken, es darf auch Momente der Angst und des Zweifelns geben – auch das darf und muss sein!“ Er wünscht den neun neuen Diakonen „mutig, den Weg des Diakons zu gehen. Diese Zusage, von Gott getragen zu sein, möchte ich Ihnen geben.“

Mit Gottes Hilfe bereit

Nach der Predigt bittet Weihbischof Karrer die neun Männer, vor der Gemeinde zu bekunden, dass sie bereit sind, sich dem Dienst der Kirche zu verschreiben. Gemeinsam erklären sie ihre Bereitschaft zum Dienst des Diakons und versprechen dem Bischof Treue. Sie antworten: „Ich bin bereit. Mit Gottes Hilfe bin ich bereit.“ Dann erklären auch die Ehefrauen ihr Einverständnis zur Weihe ihres Mannes. Danach treten die Kandidaten einzeln vor dem Weihbischof, knien nieder und legen zur Bestätigung ihre gefalteten Hände in die Hände des Bischofs. Nun bittet die festliche Gemeinde in der Allerheiligenlitanei um den Segen Gottes und die Fürsprache der Heiligen. Als Zeichen der Hingabe liegen die Weihekandidaten um den Altar ausgestreckt auf dem Boden.

Mit Umarmung in den Kreis aufgenommen

Durch Handauflegung und Weihegebet überträgt nun Weihbischof Karrer das kirchliche Amt. Schweigend legt er jedem einzelnen Kandidaten die Hände auf und spricht ein Weihegebet. Die Gemeinde singt gemeinsam ein feierliches Amen. Als Zeichen ihres neuen Dienstes erhalten die Neugeweihten nun die quer über die linke Schulter getragene Stola und die Dalmatik, das liturgische Gewand des Diakons. Dann wird mit dem Überreichen des Evangelienbuchs durch den Weihbischof auch die Aufgabe übertragen, künftig das Evangelium in Liturgie und Leben zu verkünden. Mit der anschließenden Umarmung des Weihbischofs und der anwesenden Diakone werden die neu geweihten Männer symbolisch in den brüderlichen Kreis der Diakone aufgenommen.

Mit der Eucharistiefeier endet die Feier der Diakonweihe – die neun neuen Diakone werden nun ihren Dienst als Ständige Diakone ausüben.

Wie wird man Ständiger Diakon und was bedeutet das?

Die heutige Weihe der neun Männer – ein zehnter hat aus beruflichen Gründen seine Weihe zurückgestellt -  ist nicht, wie bei Priestern, die erste Weihestufe, also die Vorstufe zur Priesterweihe selbst. Wie der Name beschreibt, bleiben Klaus Herberts, Klaus Hilbert, Dominik Weiß, Achim Dannecker, Martin Wunram, Niels Materne, Ralf Lutz, Achim Kluger und Hermann Hänle nun ständig Diakone – mit oder ohne Zivilberuf, von Ehrenamtlich bis Teilzeit, alles ist möglich. Die ersten Diakone wurden In der Diözese Rottenburg-Stuttgart 1968 geweiht. Das Amt des Ständigen Diakons wurde beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) wieder eingeführt und besteht als eigenständige Stufe der Hierarchie neben dem Bischof und den Priestern. In der Ur-Kirche gab es auch Diakoninnen – heute warten die Frauen noch immer auf eine Entscheidung aus Rom. In St. Eberhard deuten an diesem feierlichen Tag die bewusst ausgesuchten Kniekissen auf diese wichtige Wende.

Erik Thouet ist katholischer Diakon und hat die neun Männer im Kloster Heiligkreuztal - zurzeit sind dort 26 Männer in der Ausbildung - für dieses Amt ausgebildet. Er erklärt den Unterschied: „Diakone werden wie Priester geweiht, dürfen jedoch verheiratet sein und Familie haben. Und noch etwas ist besonders: Diakone sind Männer, die bereits einen anderen Beruf haben. Und nach der Ausbildung soll beides zusammenkommen. Die Arbeit im eigentlichen Beruf und das Dienen, für Gott und die Menschen.“ In ihrem Zweitberuf werden sich die neu Geweihten nach ihrer Weihe also um Arme, Bedürftige und Bedrängte kümmern. Erik Thouet erklärt, warum dieses Amt mit einer Weihe verbunden ist: „Man wird ja nicht geweiht, um persönlich irgendwie veredelt zu werden oder sich besser zu fühlen. Das wäre ein völliges Missverständnis, sondern es geht eher darum, noch furchtloser, noch konkreter sich in Situationen hineinzutrauen, wo man vielleicht sonst davonlaufen würde.“

Die Vorbereitungs- Studien- und Ausbildungszeit der Diakone dauert mindestens vier Jahre. Erst dann erfolgt die Weihe zum Ständigen Diakon. Das ist viel Engagement neben Beruf, Familie und Leben – und privat und beruflich sitzen die neun Kandidaten der heutigen Diakonweihe fest im Sattel. Die Männer sind Anwälte, Psychologen, Universitätsprofessoren, Techniker oder Pastoralreferenten. Warum, also, der große Aufwand. Erik Thouet hat eine Erklärung dafür: „Dann geht es, glaube ich, darum, dass die Männer suchen nach mehr Sinn, nach mehr Bedeutung in ihrem Leben. Und oft, so die Aussage: Ich habe so viel geschenkt gekriegt in meinem Leben und ich will das irgendwie zurückgeben.“

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