Jubiläum

Halt in den Unsicherheiten des Lebens

Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel segnet die Gläubigen mit der Heilig-Blut-Reliquie - Foto: DRS/Waggershauser

Diözesanadministrator Stroppel verknüpfte den 300. Weihetag der Basilika Weingarten mit der Bedeutung des Blutes Christi.

Am Festtag genau 300 Jahre nach ihrer Weihe strahlte die Weingartener Basilika mit der Abendsonne um die Wette. Beim Einzug zum feierlichen Gottesdienst am Dienstagabend (10. September) fiel das Sonnenlicht durchs Hauptportal bis auf den barocken Hochaltar. Zum Strahlen hatte die Jubilarin allen Grund, wurde sie doch mit Komplimenten überhäuft. Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel lobte sie als "größte Kirche der Diözese", Dekan und Pfarrer Ekkehard Schmid habe schon die Bezeichnung "Konkathedrale für das Oberland" gehört und Oberbürgermeister Clemens Moll nannte das Wahrzeichen der Stadt Weingarten nicht ohne Stolz "die Kirche Oberschwabens".

Eigentümer des barocken Münsters ist das Land Baden-Württemberg. Thomas Pehle koordiniert als Leiter des Ravensburger Amtes für Vermögen und Bau die derzeitige Renovierung. Während sich dieser von der damaligen Architektur heute noch beeindruckt zeigte, beschrieb Pfarrer Stephan Günzler aus der Perspektive der evangelischen Kirche am Fuß des Martinsbergs die faszinierende Wirkung der Basilika zu allen Tageszeiten. In seiner Predigt holte Stroppel, der in der Bischofsvakanz die Diözese Rottenburg-Stuttgart leitet, das Barockjuwel und die dortige Verehrung des Heiligen Blutes Jesu Christi herunter in die Situation der heutigen Welt.

Jesus als Vorbild bedeutet Versöhnung und Solidarität

Die enthemmte Gewalt nicht nur in den aktuellen Kriegen wirke oft wie eine "blutrünstige Bestie", sagte Stroppel den Zuhörer:innen in der vollen Kirche. "Wer soll sie zähmen?", fügte er hinzu. Die Weingartener Heilig-Blut-Reliquie und im Grunde jede Eucharistiefeier, in der die Gläubigen in Brot und Wein den Leib und das Blut Christi empfangen, mache deutlich, dass Gottes Sohn selbst den ungerechten Tod der Opfer erlitten und so den Gewaltkreislauf der Welt aufgebrochen habe. "Er antwortete mit Versöhnung", betonte der Diözesanadministrator. Diesen Glauben miteinander zu teilen gebe auch den Menschen in dieser Kirche seit 300 Jahren Halt in den Unsicherheiten des Lebens.

Der vorgetragene Abschnitt aus dem Johannesevangelium, in dem Jesus den Jüngern vor dem Abendmahl die Füße wäscht zeige laut Stroppel zudem, dass Gott die Menschen nicht von oben herab behandle, sondern zu ihnen niederkniee. "Die unbedingte Solidarität ist das Gegengewicht zu Angst und Trauer", deutete der Geistliche den Bibeltext für heute.  Mit der Weingartener Basilika verbindet Stroppel in erster Linie seine eigene Priesterweihe im Jahr 1987, wie er nach dem Gottesdienst erklärte. Das verbindet ihn mit Walter Ruoß - damals Benediktinerpater Thomas, dessen Weihe sich am Jubiläumstag zum 20. Mal jährte.

Zeitgenössische Musik und viele Mitfeiernde

Ruoß, inzwischen Pfarrer im Dekanat Heilbronn-Neckarsulm, und weitere Geistliche mit einen Bezug zu Weingarten, knapp 50 Ministrant:innen aus allen drei Kirchengemeinden der Stadt, Vertreterinnen der Blutfreitagsgemeinschaft und der Stadtgarde sowie umliegender Blutreitergruppen umringten den Altar. Der Basililkachor und ein Orchester füllten unter Leitung von Kirchenmusikdirektor Stephan Debeur den barocken Raum mit einer zeitgenössischen Messe des hiesigen Paters Christophorus Vogl.

Am Ende des Festgottesdienstes zum Weihetag der Basilika segnete der Diözesanadministrator die Mitfeiernden aus nah und fern, darunter Regierungspräsident Klaus Tappeser sowie Vertreter:innen von Kirche, Politik und Gesellschaft, mit der Heilig-Blut-Reliquie. Pfarrer Schmid lud zum Stehempfang in den von Strahlern ausgeleuchteten Kreuzgang des ehemaligen Benediktinerklosters, das die Basilika bis 1724 unter Abt Sebastian Hyller bauen ließ.

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