Der Lockdown im März 2020 brachte das gewohnte gesellschaftliche Leben abrupt zum Stillstand - auch in der Schweiz. Auf der einen Seite hatten die Menschen plötzlich ganz viel Zeit, auf der anderen Seite waren Sie zu Hause nur mit den engsten Angehörigen im eigenen Haushalt eingesperrt - im schlimmsten Fall ganz allein. Kurz bevor alles dicht machte, hatte ein kleines Team aus reformierten und katholischen Seelsorgenden in St. Gallen eine Idee, um die drohende Vereinzelung zu überwinden. Sie suchten Menschen, die jeweils eines der 1189 Kapitel der Bibel abschreiben und die Seiten persönlich gestalten.
Die Idee der Corona-Bibel zog weite Kreise. Auch Menschen anderer Länder und Sprachen beteiligten sich. Am 2. Juli 2020 erreichte der letzte Beitrag das Organisationsteam. Vor ziemlich genau zwei Jahren lag dann das gebundene Exemplar in sieben Bänden vor. Es konnte zum Jahrestag des Lockdowns am 14. März 2021 der St. Galler Stiftsbibliothek übergeben werden. Der Aufbewahrungsort hängt mit dessen Geschichte zusammen. Im Kloster hatten Mönche über Jahrhunderte heilige Texte abgeschrieben, illustriert und kommentiert. Diese Texte waren damals aber nicht fürs Archiv geschaffen, sondern für den Gebrauch in Liturgie und Studium.