Corona

Handgeschriebene Corona-Bibel unterwegs

Die drei Bände der St. Galler Corona-Bibel liegen in der Kirche St. Gangolf in Wolpertswende auf dem Seitenaltar - Foto: Anita Wenger

Die Kirche St. Gangolf in Wolpertswende beherbergt im Oktober ein Druckexemplar der St. Galler Bibel mit vielfältigen Illustrationen.

Der Lockdown im März 2020 brachte das gewohnte gesellschaftliche Leben abrupt zum Stillstand - auch in der Schweiz. Auf der einen Seite hatten die Menschen plötzlich ganz viel Zeit, auf der anderen Seite waren Sie zu Hause nur mit den engsten Angehörigen im eigenen Haushalt eingesperrt - im schlimmsten Fall ganz allein. Kurz bevor alles dicht machte, hatte ein kleines Team aus reformierten und katholischen Seelsorgenden in St. Gallen eine Idee, um die drohende Vereinzelung zu überwinden. Sie suchten Menschen, die jeweils eines der 1189 Kapitel der Bibel abschreiben und die Seiten persönlich gestalten.

Die Idee der Corona-Bibel zog weite Kreise. Auch Menschen anderer Länder und Sprachen beteiligten sich. Am 2. Juli 2020 erreichte der letzte Beitrag das Organisationsteam. Vor ziemlich genau zwei Jahren lag dann das gebundene Exemplar in sieben Bänden vor. Es konnte zum Jahrestag des Lockdowns am 14. März 2021 der St. Galler Stiftsbibliothek übergeben werden. Der Aufbewahrungsort hängt mit dessen Geschichte zusammen. Im Kloster hatten Mönche über Jahrhunderte heilige Texte abgeschrieben, illustriert und kommentiert. Diese Texte waren damals aber nicht fürs Archiv geschaffen, sondern für den Gebrauch in Liturgie und Studium.

Blättern und inspirieren lassen

Auch die Corona-Bibel sollte nicht im Regal verstauben. So schickten die Initiatoren drei nachgedruckte Exemplare, die in dieser Version aus drei Bänden bestehen, auf Reisen - eines in der Schweiz, eines in Österreich und eines in Deutschland. Hier kommt die Kirchengemeinde Wolpertswende ins Spiel. Der Kirchengemeinderat von St. Gangolf in der Seelsorgeeinheit Westliches Schussental hörte von dieser Aktion und lud die deutsche Corona-Bibel für den Monat Oktober in den Ort bei Ravensburg ein. "Aus ihr kann auch in Gottesdiensten und bei anderen Veranstaltungen gelesen werden", schreiben die Ideengebenden auf ihrer Homepage. Es lohnt sich aber auch, während der Öffnungszeiten der Kirche einfach mal in den Büchern zu blättern.

Stand am Anfang das gemeinsame sich Beschäftigen mit den zum Teil auch sperrigen Texten der Heiligen Schrift und das dadurch empfundene Miteinander während der Isolation im Vordergrund, so geht es heute um die Pandemiefolgen. Der Umgangston sei rauer geworden habe tiefe Gräben im Zusammenleben hinterlassen, beschreiben die Schweizer das geistige und emotionale Long-Covid. Hier wollen sie mit ihrer Aktion an die gemeinsamen christlichen Wurzeln erinnern. Das besondere Buch der Bücher setzt sich aus sehr individuell gestalteten Einzelseiten zusammen, die die persönlichen Lebensgeschichten mit hineinnehmen in ie gemeinsame Glaubensgeschichte. Wer nicht nach Wolpertswende kommen kann oder möchte, kann die Corona-Bibel übrigens auch online bewundern oder die drei Bände an seinen Ort einladen.

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