Die Tradition der Heiligen Jahre hat ihre Wurzeln im Judentum. Im Gesetz des Mose wurde den Israeliten vorgeschrieben, nach sieben mal sieben Jahren ein besonderes Jubiläumsjahr zu feiern: „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig, und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus“ (Lev 25,10). In diesem Jahr sollten Landbesitz an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben, Schulden reduziert oder vollständig erlassen und Sklaven in die Freiheit entlassen werden.
Zur Jahrhundertwende des Jahres 1300 pilgerten zahlreiche Christen nach Rom. Papst Bonifatius VIII. gewährte ihnen dabei einen vollkommenen Ablass – also die Befreiung von den Folgen ihrer Sünden. Dieses Konzept des Ablasses wurde später im Zuge der Reformation oft kontrovers diskutiert und führte zu Missverständnissen zwischen den Konfessionen. Dennoch ist der Ablass auch heute ein fester Bestandteil des Heiligen Jahres, das die Barmherzigkeit Gottes und die Solidarität innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft durch Gebet füreinander in den Mittelpunkt stellt.
Ursprünglich wurden die Heiligen Jahre alle 50 Jahre, später alle 25 Jahre ausgerufen. Beispiele für solche Jahre sind 1975 unter Papst Paul VI. und 2000 unter Papst Johannes Paul II. 2015/16 rief Papst Franziskus ein außerordentliches „Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“ aus, um die unermessliche Liebe Gottes zu den Menschen hervorzuheben.
Früher konnte man das Heilige Jahr nur durch eine Pilgerreise nach Rom in seiner vollen Bedeutung erleben. Heute kann es weltweit begangen werden. Es lädt Gläubige dazu ein, eine Zeit der Gnade, der Umkehr und der Besinnung auf den Glauben zu erleben und Gebet in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen.