Etwa 82 Millionen Menschen sind nach Angaben der Vereinten Nationen auf der Flucht. Zählt man auch die Menschen hinzu, die ihr Heimatland verlassen, um zum Beispiel anderswo Arbeit zu finden, beläuft sich die geschätzte Zahl der internationalen Migrantinnen und Migranten auf mehr als 280 Millionen – ein Rekordhoch. Am Welttag der Migranten und Flüchtlinge rückt die Kirche die Menschen in den Fokus, die ihre Heimat verlassen haben.
Die Heimat im Herzen
Welttag der Migranten und Flüchtlinge
Dieser kirchliche Gedenktag geht auf Papst Benedikt XV. zurück, der ihn mit dem Dekret „Ethnografica studia“ im Jahre 1914 unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges begründete. Darin unterstrich er die Verantwortlichkeit der örtlichen Kirche, den Immigranten beizustehen, und regte eine besondere sprachliche, kulturelle und pastorale Vorbereitung des einheimischen Klerus an. Der traditionelle Termin ist der dritte Sonntag im Januar, in den vergangenen Jahren wurde der Tag aber im September begangen.
Der Welttag des Migranten und Flüchtlings – nicht zu verwechseln mit dem Weltflüchtlingstag der UN am 20. Juni – steht jedes Jahr unter einem Motto, das in einer päpstlichen Grußbotschaft entfaltet wird. Zum 107. Welttag 2021 erging der Appell, „sich gemeinsam auf den Weg zu einem immer größeren Wir zu begeben und die Menschheitsfamilie wieder neu zusammenzubringen, um gemeinsam eine Zukunft in Gerechtigkeit und Frieden aufzubauen und dafür zu sorgen, dass niemand außen vor bleibt“.
Doch wer spricht denn schon/noch von Heimat? Der Sprachwissenschaftler Dr. Boštjan Dvořák, Urgroßneffe des berühmten tschechischen Komponisten, und die Kulturwissenschaftlerin und Musikerin Jana Ritter tun es. Als Reisende in Sachen interkulturelle und interreligiöse Verständigung und Dialog sind sie unterwegs mit einem szenischen Spiel, in dem sie vielseitige Gedanken, Texte und Musik zum Thema Heimat zusammenführen – mal ernst, mal augenzwinkernd – und Menschen dazu einladen, das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden zu sehen. Im vergangenen Herbst waren sie in Ulm zu Gast.
Im kurzen Video nähert sich Boštjan Dvořák dem schwierigen Begriff. Denn darüber nachzudenken, was einem selbst Heimat bedeutet, macht sensibel für die Lage der unfreiwillig Heimatlosen und all derjenigen, die zwischen verschiedenen Heimaten hin und her gerissen sind.