Jahresempfang

Herausforderung für alle: Einsamkeit bekämpfen

Herausforderung für alle: Einsamkeit bekämpfen

Trafen sich beim Jahresempfang (v.li.): Erzbischof Stephan Burger, die badische Landesbischöfin Heike Springhart, Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl und Bischof Dr. Gebhard Fürst. Bild: Diözese Rottenburg-Stuttgart/Franziska Kraufmann

Rund 220 Gäste hat Bischof Dr. Gebhard Fürst beim Jahresempfang der Bischöfe im Stuttgarter Neuen Schloss begrüßt.

Gemeinsam mit dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger hatte er Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft eingeladen. Der Abend stand unter dem Thema „Ganz schön allein. Einsamkeit begegnen.“, das Bischof Fürst in seinem Grußwort aufgriff: „Einsamkeit ist ein Symptom einer auf immer stärkere Individualisierung angelegten Gesellschaft. Die Beschränkungen der Corona-Pandemie haben leider zur Verstärkung dieses Problems beigetragen. Es ist unsere Aufgabe, als Christinnen und Christen unsere Mitmenschen in ihrer Not wahrzunehmen und Gemeinschaft zu eröffnen. Dies ist der erste Schritt heraus aus der Einsamkeit.“

Ministerpräsident Kretschmann: Kirchen sind wichtige Impulsgeber

Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterstrich in seiner Rede, die Bedeutung der Kirchen im Kampf gegen Einsamkeit: „Viele Menschen sind heute zunehmend auf sich allein gestellt und empfinden das oft als belastend. Gesellschaftliche Entwicklungen wie Individualisierung, berufliche Mobilität, digitale Kommunikation verstärken das. Deshalb fördern wir etwa lebendige und generationengerechte Quartiere, wohnortnahe kulturelle Angebote und bürgerschaftliches Engagement zum Beispiel bei Sport, Musik oder der Jugendfeuerwehr als starke Quellen für Gemeinschaftsleben. Die Kirchen sind hier wichtige Impulsgeber: Um aufmerksam zu bleiben für Menschen, die in ihrer Einsamkeit gefangen sind. Und weil sie offene Orte schaffen, die Begegnung ermöglichen oder Zeiten des Alleinseins Inhalt geben. Sie bieten Orte der Stille und der Feier, der Einkehr und der Gemeinschaft, des persönlichen Gebets und der gemeinsamen Gottesdienste."

Landtagspräsidentin Aras: Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen

Auf die gesamtgesellschaftliche Problematik von Einsamkeit machte auch die Präsidentin des Landtags von Baden-Württemberg, Muhterem Aras MdL, aufmerksam: „Einsamkeit ist kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem, das uns alle angeht und raus aus der Schamzone muss. Dem Trend zur Vereinzelung muss Politik eine stabile soziale Infrastruktur entgegensetzen. Daher muss es sich als roter Faden durch alle Politikfelder ziehen, Begegnungen zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, Lebensauffassungen und Einkommen zu ermöglichen.“

Facetten von Einsamkeit entfaltet

Moderiert von SWR-Journalistin Silke Gmeiner diskutieren im Anschluss Diana Kinnert (Politikerin und selbständige Unternehmerin, Beraterin und Publizistin), Johanna Dautermann (Leiterin der Psycholog. Familien- und Lebensberatung, Caritas Heilbronn-Hohenlohe), Gabriele Stark (Leiterin von Ruf und Rat Stuttgart, Psycholog. Psychotherapeutin, Paartherapeutin) und Josef Krebs (Pastoralreferent, Katholische Betriebs- und Fernfahrerseelsorge Heilbronn) über die Facetten von Einsamkeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den unterschiedlichen kirchlichen Bereichen berichteten, welche Beitrag die Kirchen ganz konkret zur Bekämpfung von Einsamkeit leisten. Damit ermutigten sie die Gäste, sich des Themas anzunehmen und dabei die Zusammenarbeit mit den Kirchen zu suchen.

Anstrengung der ganzen Gesellschaft nötig, um wieder ein Miteinander zu finden

Dementsprechend definierte auch Erzbischof Burger in seinem Schlusswort den Beitrag der Kirche: „Einsamkeit ist ein hochaktuelles Thema, stellen wir doch fest, dass durch die Erfahrungen der Pandemie viele Menschen den Anschluss zu ihren Nächsten verloren haben. Es bedarf einer gesellschaftlichen Anstrengung wieder ein Miteinander zu finden: Auch wir als Kirche sehen darin einen Auftrag, schließlich leben wir als Christinnen und Christen mit der Lebensgewissheit, dass wir nicht alleine sind. Wir möchten Jesu Botschaft der Nächstenliebe ganz konkret durch unser Handeln weitertragen.“

Der Jahresempfang der Bischöfe findet jährlich im Wechsel zwischen den evangelischen Landeskirchen und den katholischen Diözesen in Baden-Württemberg statt. Gastgeber des Festakts waren in diesem Jahr die Diözese Rottenburg-Stuttgart und das Erzbistum Freiburg sowie beim anschließenden Empfang auch das Land Baden-Württemberg. Aufgrund der Corona-Pandemie waren die Empfänge in den Jahren 2020 und 2021 ausgefallen.

Eindrücke vom Jahresempfang

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