In jeder Hinsicht „herzlich“ war der ökumenische Schlussgottesdienst des Festivals an der Remspark-Bühne. Dekan Robert Kloker und die evangelische Dekanin Ursula Richter machten sich in ihrer Predigt Gedanken über den Stellenwert und die kulturelle Bedeutung des Herzens, dem „Wunderwerk der Schöpfung“, und den Geist. Musik gehe nicht nur zu Herzen, sondern „regt auch unseren Geist an, weitet ihn und führt ihn übers Hier und Jetzt hinaus“, sagte Kloker. „Musik verbindet mit anderen, die mit uns lauschen und sich berühren lassen; sie verbindet uns mit Kulturen und Ländern, mit Europa und der ganzen Welt; sie bringt uns dazu, zu sinnieren über Gott und die Welt und uns wie von selbst zu öffnen für Gottes Nähe, zumal bei europäischer Kirchenmusik.“
Richter erinnerte an das alttestamentliche Verständnis, wonach das Herz „der Sitz von unserem Denken, Wollen und Fühlen, von unseren Absichten“ ist, „unsere Mitte“. Wie ein Transplantationsmediziner trete Gott in der Vision des Propheten Ezechiel (36, 26-27) auf, wenn er seinem Volk ein neues Herz verspricht – „ein Herz, das nach dem Takt von Gottes Herz schlägt“, sagte Richter mit Blick auf den Lesungstext des Gottesdienstes. Gott ringe um die Menschen und um ihr gutes Zusammenleben. Schließlich gehe er soweit, dass er mit Jesus sein Herz in die Welt sendet. „Er geht so weit, dass er die Kräfte seines Geistes weit über sein erwähltes Volk Israel hinaus allen Menschen zukommen lassen will.“
Herzen aus Fleisch und Blut
„Wie viele Herzen werden im Lauf ihres Lebens zu Stein – durch Egoismus, Neid, Angst, durch die Erfahrung oder die Sorge, zu kurz zu kommen, durch Verletzungen und Schläge“, fragte Kloker. Richter erinnerte an die ungerechte Verteilung von Lebensmitteln und Impfstoffen. „Herzen aus Fleisch und Blut braucht unser Zusammenleben“ – nicht zuletzt angesichts von Pandemie und Flutkatastrophe, Flüchtlingselend und Armut. Gerade die Pandemie und die Flutkatastrophe wiederum „erzählen viele helle Geschichten über Herzen aus Fleisch und Blut und guten Geist“, über Menschlichkeit und Solidarität.
„Wandel passiert“, sagte Kloker, „da wo verschrobene Standpunkte aufgegeben werden, wo Verzeihung geschieht, wo Ehrlichkeit wieder zählt und starke Argumente; wo Frieden einkehrt, Schwache geschützt und Fremde aufgenommen werden; wo man sich liebt.“ Durch Jesus könnten die Menschen wissen, wie das geht.