Am heutigen 1. August ist der globale Erdüberlastungstag. Dieses Datum markiert den Zeitpunkt, an dem die Menschheit alle natürlichen Ressourcen, die die Erde innerhalb eines Jahres zur Verfügung stellen kann, aufgebraucht hat. Der Tag wird jährlich vom Global Footprint Network errechnet.
Ungefragt Schulden machen
„Für Deutschland war der Termin bereits am 2. Mai, also schon viel früher“, sagt Sylvia Hank, Referentin in der Hauptabteilung „Weltkirche“ des Bischöflichen Ordinariats in Rottenburg. Und sie beschreibt die Bedeutung: „Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland, wären die nachhaltig nutzbaren Ressourcen und verkraftbaren Emissionen schon nach gut vier Monaten für das ganze Jahr verbraucht.“ Der Erdüberlastungstag markiere so zugleich auch den Tag, ab dem wir bis zum Jahresende quasi ungefragt Schulden bei anderen machen: bei Menschen im globalen Süden, die deutlich weniger verbrauchen als ihnen zustünde, sowie bei Kindern und nachfolgenden Generationen, die mit den Folgen der jahrzehntelangen Übernutzung umgehen müssen. "Wir bräuchten drei Erden, wenn unser deutscher Lebensstil weltweit üblich wäre“, betont Hank.
Unglaubliche Verschwendung
Einer von mehreren Hebeln, den Erdüberlastungstag weiter nach hinten zu schieben, sei das Thema "Essen". Die Referentin für die ökumenische Initiative „Faire Gemeinde“ und für ökofaire Beschaffung in der Diözese erläutert: „Von den weltweit produzierten Lebensmitteln schaffen es rund ein Drittel nicht bis auf unsere Teller – eigentlich eine unglaubliche Verschwendung.“ Nach Berechnungen des World Footprint Networks wäre der weltweite Erdüberlastungstag ganze 13 Tage später, wenn die weltweite Lebensmittelverschwendung halbiert wäre. „Wenn man jetzt noch den Fleischkonsum halbieren und weniger energieintensiv Landwirtschaft betreiben würde, könnten es nochmal 17 Tage sein“, sagt Hank mit Verweis auf das Global Footprint Network .
Ehrfurcht vor den Gaben der Schöpfung
Nach Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft entsteht der Großteil der Lebensmittelabfälle mit 59 Prozent oder 6,5 Millionen Tonnen in privaten Haushalten. Jeder Verbraucher und jede Verbraucherin wirft demnach etwa 78 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg, wie es auf der Homepage des Ministeriums heißt. Demgegenüber stehen Kirchen weltweit ein für eine Haltung der Dankbarkeit und Ehrfurcht vor den Gaben der Schöpfung und Papst Franziskus zitierend sagt Hank, dass die Verschwendung von Essen beschämend und besorgniserregend ist.
Kostenlos Lebensmittel mitnehmen
Die gute Nachricht aber sei: Wir können etwas tun. Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen seien daher vielfältig aktiv, um im Einklang mit Natur, Umwelt und Menschen zu wirtschaften. Ein Weg dabei sei es, gegen Lebensmittelverschwendung aktiv zu werden. Dabei sei es wichtig, im Kleinen anzufangen. Die Referentin verweist darauf, dass einzelne Gemeinden in der Diözese so genannte „Fair-Teiler“ betreiben und sich damit gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen. Der "Fair-Teiler" sei ein Schrank, zu dem alle Menschen Lebensmittel bringen und kostenlos mitnehmen dürfen. In Freiberg beispielsweise steht solch ein "Fair-Teiler" mitsamt Kühlschrank auf dem Kirchengelände. Waltraud Haugg-Scheel, stellvertretende Gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats St. Maria in Freiberg, sagt: „Wir unterstützten diese Idee seitens der Kirchengemeinde sehr, dass etwas gegen Lebensmittelverschwendung getan wird und wir sind dankbar, dass es hier in Freiberg eine aktive Food-Saver-Gruppe gibt, die die Idee bei uns umsetzt. Über WhatsApp wird informiert, wenn der Schrank frisch gefüllt ist und das wird super angenommen."
Dass die Reduzierung von Lebensmittelabfällen dabei keine Einbahnstraße ist, zeigt sich beispielsweise in Marbach, wo der „Fair-Teiler“ von zwei Reverse-Freiwilligen aus Mexiko farbenfroh gestaltet wurde und ein echter Blickfang ist. „Kunst ist unsere Sprache“, beschrieb Rebecca Jeronimo Castillo, eine der beiden Reverse-Freiwilligen, ihre Aktion und Sylvia Hank sagt: „Die Produktion von Lebensmitteln, die letzten Endes im Müll landen, verschwendet wichtige Ressourcen wie Energie, Wasser und Ackerflächen, die in anderen Ländern dringend benötigt werden – so auch in Mexiko.“