Neuer Pfarrer

Hingabe als „gemeinsames Programm"

Eine herzliche Aufnahme haben die sechs Gemeinden der Seelsorgeeinheit Iller-Weihung ihrem neuen Pfarrer Jean de Leon bereitet. Foto: drs/Jerabek

In einem festlichen Gottesdienst in Hüttisheim ist Jean de Leon als neuer Pfarrer der Seelsorgeeinheit Iller-Weihung eingeführt worden.

Als Pfarrer habe er es ja viel einfacher als ein Parteivorsitzender oder Gewerkschaftsboss, so begann Jean de Leon seine Predigt. Denn während diese ihr neues Amt in der Regel mit einer programmatischen Rede und vielen Versprechungen begännen, brauche er als Pfarrer kein eigenes Programm vorzurstellen, sondern dürfe auf das Programm eines anderen aufmerksam machen: „Jesus Christus gibt jedem Pfarrer sein Programm vor." Am Gründonnerstag, als Jesus das Priestertum und die Eucharistie, die Wandlung von Brot und Wein in seinen Leib und sein Blut, gestiftet hat, sagte er zu seinen Aposteln: Hoc facite - Tut dies. „Die ganze Sendung eines Priesters oder eines Pfarrers, sein ganzes Lebensprogramm ist in diesen beiden Worten zusammengefasst." Anders ausgedrückt bedeute dies: Alles, was der Pfarrer in seiner Gemeinde tut, solle etwas mit dem zentralen Geheimnis des Glaubens zu tun haben. Dieses Geheimnis des Glaubens sei - ins konkrete Leben übersetzt - Hingabe.

Ansteckend für andere

„Ist nicht genau das unser Problem - nicht nur in der Kirche, sondern auch in Staat und Gesellschaft -, dass wir das, was wir tun, zu wenig mit Hingabe tun", fragte Jean de Leon. Hingabe sei das für jeden Pfarrer vorgegebene Programm, „aber auch unser gemeinsames Programm" in der Gemeinde. Es gehe darum, „dass wir nicht zunächst fragen, ob sich etwas rechnet, sondern dass wir danach fragen, ob wir es mit Hingabe tun können - und somit mit Nachhaltigkeit". Ähnlich wie im Fußball komme es dabei nicht auf die Lautstärke an - sonst wären die besten Vereine diejenigen, die die meisten Ultras haben. Jesus habe mit seiner Kirche und mit jeder Kirchengemeinde keinen Fanclub gegründet; er wolle keine Schlachtenbummler, sondern eine Jüngerschaft - Menschen mit Hingabe. „Wenn wir in unserem persönlichen Leben, in unseren Familien, im Beruf und in der Pfarrei die Dinge, die uns aufgetragen sind, mit Hingabe tun, dann tun wir sie auch mit einer inneren Freude und Begeisterung - und immer dann, wenn wir etwas mit Freude und Begeisterung tun, dann wirken wir auch ansteckend für andere", sagte Pfarrer de Leon.

Ein wunderbares Programm

„Tut dies" bedeute, dass nicht auf Zahlen und nicht auf Lautstärke und nicht auf das Äußere geschaut werde, „sondern auf jeden Einzelnen, der einfach da ist in unserem Leben, in unseren Familien, im Arbeits- und Kollegenkreis; jeder, der da ist in unserer Pfarrgemeinde, um Gott zu suchen und ihm die Ehre zu geben". Es komme auf jeden an, der seinen Dienst mit Hingabe und Treue tut - ohne großes Aufsehen. „Wenn wir das tun, dann sind wir in der Nachfolge Christi." Mit Menschen, die Jünger Jesu Christi sind und die bereit sind, sich mit Hingabe einzusetzen, werde das Reich Gottes, die Kirche, aber auch eine humanere Welt aufgebaut. Dies sei ein wunderbares Programm, das Jesus aufgegeben hat und „das ich ab heute gemeinsam mit Ihnen als neuer Pfarrer erfüllen darf", so Jean de Leon - ein Programm, das „schöner und reichhaltiger ist als das eines jeden Parteivorsitzenden oder Gewerkschaftsbosses".

Pfarrer Jean de Leon stammt aus der Dominikanischen Republik, wo er 1989 in der Hauptstadt Santo Domingo geboren wurde. Er studierte nach dem Abitur zunächst Klavier und Musiktheorie am Nationalkonservatorium seiner Heimat und erwarb ein Orgeldiplom an der Schola Cantorum von Paris, bevor er den Weg zum Priester einschlug und ein Theologiestudium absolvierte. 2015 empfing er die Priesterweihe. Vertiefende Studien mit Schwerpunkt Kirchenrecht schlossen sich an. Von August 2020 an war Jean de León Vikar für die Kirchengemeinden St. Columban, S. Caterina, St. Nikolaus und St. Petrus Canisius in Friedrichshafen.

Ernennungsschreiben verlesen

Im Auftrag von Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel leitete Dekan Ulrich Kloos die feierliche Amtseinführung. Als Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschusses der Seelsorgeeinheit Iller-Weihung verlas Hannes Schön das Ernennungsschreiben. Anschließend legte Pfarrer de Leon sein Dienstversprechen ab und sprach das Glaubensbekenntnis. Mit der Einnahme des Priestersitzes war de Leon als Pfarrer eingesetzt. Die Seelsorgeeinheit Iller-Weihung südlich von Ulm besteht aus den Kirchengemeinden St. Martinus in Unterkirchberg, St. Michael in Hüttisheim, St. Sebastian in Oberkirchberg, Mariä Unbefleckte Empfängnis in Schnürpflingen, Mariä Himmelfahrt in Staig und St. Pankratius in Steinberg.

Dank, Glück- und Segenswünsche

Einen herzlichen Dank richtete der Dekan und am Ende der Messe auch der neue Pfarrer an Pastoralreferent Stefan Lepre und an das ganze Pastoralteam - Pfarrer Michael Zips, die beiden Ruhestandsgeistlichen Franz Klappenecker und Erwin Baumann sowie Pfarrer Aloysius Ezeoba als Urlaubsvertretung -, sowie an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Pfarrsekretärinnen, Mesnerinnen und Mesner und besonders die vielen Ehrenamtlichen, die die Zeit der Vakanz mit viel Engagement und Zuverlässigkeit gestaltet haben. Mit einem Gebet erinnerte sich die Gottesdienstgemeinde an den früheren Pfarrer Jochen Boos, der viele Jahre in der Seelsorgeeinheit gewirkt hat und kurz nach seinem Wechsel nach Ochsenhausen verstorben war.

Zahlreiche Glück- und Segenswünsche begleiteten Pfarrer Jean de Leon zum Dienstantritt: in den Fürbitten durch Vertreterinnen und Vertreter der Kirchengemeinden, in Grußworten durch den Hüttisheimer Bürgermeister Daniel Roth (auch für die Kommunen Illerkirchberg, Staig und Schnürpflingen), den evangelischen Pfarrer Andreas Wündisch sowie für die Kirchengemeinderäte durch Hannes Schön und für das Pastoralteam durch Stefan Lepre, ehe dann vor der Kirche und in den Gemeindräumen die zahlreichen Gemeindemitglieder ihren neuen Pfarrer auch persönlich kennenlernen konnten.

 

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