Jubiläum

Hoffnung im Fokus

Bischof Dr. Klaus Krämer, Kardinal Walter Kasper und P. George Augustin (v.l.) - Foto: Kardinal-Walter-Kasper-Institut / Ricarda Schlenke

Das Kardinal-Walter-Kasper-Institut an der Vinzenz Pallotti University in Vallendar feiert das 20-jährige Bestehen mit einem Symposion.

Zahlreiche Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum tauschten sich am vergangenen Wochenende in Vallendar bei Koblenz zum Thema „Pilger der Hoffnung“ aus. Anlass war die Gründung des Kardinal-Walter-Kasper-Instituts für Ökumene, Theologie und Spiritualität an der dortigen Vinzenz Pallotti University vor 20 Jahren. Professor Pater Dr. George Augustin, Gründungsdirektor und Priesterseelsorger in der Diözese Rottenburg-Stuttgart, begrüßte die Teilnehmenden und Bischof Dr. Klaus Krämer zelebrierte das Pontifikalamt zum Abschluss. Im Zentrum stand aber sein Vorvorgänger Walter Kasper. Im Interview äußert sich der Kardinal zur Entstehung des Instituts und zu aktuellen Fragen in Kirche und Welt.

Herr Kardinal Kasper, wenn Sie auf 20 Jahre Kardinal-Walter-Kasper-Institut zurückblicken: Wie sehen Sie die Rolle des Instituts im aktuellen Spannungsfeld zwischen Glaube und säkularer Gesellschaft?

Das Institut hatte von Anfang an die Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Theologie nicht in Schubladen und Bücherregalen verstaubt sondern durch Veröffentlichungen, Tagungen und Übersetzungen in fremde Sprachen in die Kirche und in die Welt hineinwirkt. Die Trias von Theologie, Spiritualität und Ökumene gehören zusammen. Dazu braucht man tüchtige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Sie haben in den letzten 20 Jahren weit mehr geleistet als mir anfangs vorschwebte und verdienen darum Anerkennung und Dank.    

Sie gelten als einer der profiliertesten Theologen der Ökumene. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand des ökumenischen Dialogs zwischen den verschiedenen christlichen Bekenntnissen?

Ökumene, wie sie im 20. Jahrhundert herangewachsen und durch das Zweite Vatikanische Konzil zum Programm erhoben wurde, will das hässliche Bild von miteinander zankenden Kirchen durch das Bild von Kirchen ersetzen, die sich durch geschwisterlichen Dialog gemeinsam auf den Weg zur Einheit machen. Der Ausgangspunkt ist nicht der Streit um das, was uns trennt, vielmehr das größere Gemeinsame, das uns durch den einen Glauben an Jesus Christus und die eine Taufe verbindet.

Welche theologischen Grundprinzipien müssten aus Ihrer Sicht stärker betont werden, um zu einer echten "Einheit in versöhnter Verschiedenheit" zu gelangen?

Die Unterschiede sollen nicht verleugnet werden, sie können aber ausgehend vom uns Gemeinsamen auf einem längeren gemeinsamen Weg besser verstanden und Schritt für Schritt miteinander versöhnt werden. Das ist nicht in jeder Situation gleich möglich und bedarf in der jeweiligen Situation der von Verantwortung und Gebet getragenen Gewissensentscheidung.

Der Synodale Prozess in der Weltkirche wird derzeit intensiv diskutiert. Was unterscheidet Synodalität vom rein parlamentarischen Demokratie-Verständnis?

Synoden sind keine Neuerung, sie gehören zur ältesten Tradition der Kirche, die wir heute wieder entdecken und weiterführen. Es geht um ein gutes Miteinander – nicht Gegeneinander - von Bischof, Priestern und Laien, Frauen und Männern. Damit sind wir in unserer Diözese mit den Kirchengemeinderäten und mit dem Diözesanrat, der den Priesterrat miteinschließt, vielen anderen Diözesen schon ein gutes Stück voraus.

Welche Chancen, aber auch Grenzen sehen Sie für die Kirche, wenn sie synodale Prozesse weltweit stärker etabliert?

In Zukunft sollten wir die geistliche Dimension deutlicher herausstellen. Wir sollen ja keine „Sitzungskirche“ sein, vielmehr eine Kirche im Aufbruch. Dazu brauchen wir die Orientierung am Evangelium und den Schwung des Heiligen Geistes.

Wie beurteilen Sie das Pontifikat von Papst Franziskus – insbesondere mit Blick auf seine Vision von einer "armen Kirche für die Armen"?

Papst Franziskus hat der Kirche viele Impulse für den Weg in die Zukunft geschenkt: Die Freude des Evangeliums und die Sendung in die heutige Welt mit ihren vielfältigen Herausforderungen, besonders die Bewahrung der Schöpfung und die Sorge für die Ärmsten der Armen.

Wo sehen Sie bleibende Impulse seines Pontifikats?

Wir sind im Verhältnis zu der Mehrheit der armen Kirchen eine reiche Kirche und müssen das Teilen neu aktivieren. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Kirche als Gemeinschaft (communio) beschrieben. Die Barmherzigkeit ist dafür der konkrete Ausdruck und muss das Erkennungs- und Markenzeichen der Kirche sein.

Der ehemalige Kurienkardinal Robert Prevost hat als Papst den Namen Leo XIV. angenommen. Welches Programm steht Ihrer Einschätzung nach dahinter?

Papst Leo XIV. war, bevor er Kurienkardinal wurde, 20 Jahre als Missionar und Bischof unter den Armen in Peru tätig und hat dann als Ordensoberer die  Armut in Afrika und Asien kennen gelernt. Er hat den Namen Leo angenommen, um bei Papst Leo XIII. anzuknüpfen, der als erster Papst eine Enzyklika zur sozialen Gerechtigkeit geschrieben hat. Leo ist darum nicht nur ein Name, Leo ist ein Programm, das er in unsere unter schweren und blutigen  Konflikten zerfurchten Welt hineintragen will.

Sehen Sie bei Papst Leo XIV. Impulse, die das Verhältnis von zentraler Autorität und lokaler Kirche neu akzentuieren könnten – auch im ökumenischen Dialog?

„Friede auf Erden“ ist ohne Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Vergebung nicht möglich. So dürfen wir hoffen, dass Papst Leo XIV  ein Friedenspapst sein kann -  in der Kirche, zwischen den Kirchen und in der Welt. Wir sollten ihn dabei durch unser Gebet und unsere Mitarbeit nach Kräften unterstützen.

Wenn Sie auf Ihre eigene theologische Laufbahn zurückblicken – was war Ihnen dabei immer am wichtigsten, gerade in Ihrer Verbindung von Wissenschaft, Kirche und öffentlichem Diskurs?

Ich wollte, als ich jung war, weder Professor noch Bischof oder Kardinal werden. Ich wollte Pfarrer werden. Darum war in meinem Leben die Wissenschaft immer mit Seelsorge und mit öffentlichen Vorträgen verbunden. Alle drei Aufgaben gehören für mich zusammen. Die Kirche muss von ihrer Frohen Botschaft intellektuell Rechenschaft geben und das Licht des Evangeliums in die Dunkelheiten der Welt hineinleuchten lassen. Das war und ist zumindest meine Absicht und ich hoffe, dass es mir wenigstens einigermaßen gelungen ist.

Was bedeutet Ihnen der persönliche Bezug zum Institut, das Ihren Namen trägt, in geistlicher und kirchlicher Hinsicht?

Das Institut, das meinen Namen trägt, will dieses Programm in einer rasch sich verändernden zerrissenen Welt weiter in eine hoffentlich friedlichere Zukunft tragen.

Themen des Symposiums

Am Samstag standen verschiedene Vorträge im Mittelpunkt, die unterschiedliche Facetten der Hoffnung beleuchteten. Pallottinerpater Markus Schulze eröffnete den Tag mit seinem Vortrag über die Hoffnungsperspektive bei Thomas von Aquin. Er zeigte auf, wie der Kirchenlehrer Hoffnung als göttliche Tugend versteht: als Bewegungskraft, die auf die Gnade Gottes zielt. Professor Dr. Michael Seewald, Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart, analysierte die Balance zwischen Weltflucht und Bodenhaftung in der systematischen Theologie, was die Teilnehmer dazu anregte, über ihre eigene Beziehung zu Welt und Glauben nachzudenken. Am Nachmittag vertieften weitere Vorträge das Thema. Professor Dr. Detlef Pollack sprach über die Hoffnung im zeitlichen Horizont der säkularen Moderne, während Professor Dr. Joachim Söder die philosophischen Grundlagen der Hoffnung im christlichen Kontext beleuchtete.

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