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Horizonte öffnen und ein Podium schaffen

Nach zwölf Jahren Leitung der Katholischen Erwachsenenbildung Ostalb geht Wilfred Nann in den Ruhestand. Foto: Schwenk

Horizonte öffnen für den Frieden - das war und ist ein wichtiges Anliegen von Wilfred Nann. Jetzt geht der Leiter der keb Ostalb in den Ruhestand.

Reisen, reisen, reisen. Das ist es, was Wilfred Nann im Ruhestand tun will. Andere Kulturen kennenlernen, die Menschen in Costa Rica, Kambodscha, Estland, Lettland oder Litauen. Das Verständnis der Lebenswelt vor Ort ist für ihn nämlich der wesentliche Faktor dessen, wofür er sich in seinem Berufsleben und auch privat einsetzt, was ihm immer am wichtigsten ist: der Friede.

Friede – das steckt schon in seinem Namen: „Wilfred“ sollte eigentlich „Wilfried“ heißen und ist schlichtweg die Schweizer Variante des Namens. Und in „Wilfried“ ist verankert: Will den Frieden. Und wie bekommt man Friede am besten? Indem man Länder bereist, versucht, die Menschen und deren Verständnis von Glück und einem lebenswerten Leben zu begreifen. Deshalb waren die Bildungsreisen, die Wilfred Nann in seiner Funktion als Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (keb) Ostalb organisierte, ein sehr wichtiger Bestandteil im Programm. Reisen nach Israel, Palästina, die Türkei, nach Irland, Armenien oder Georgien – dort konnte ein Stück Gemeinsamkeit wachsen. Dass die geplante Reise nach Jordanien bisher auf Eis liegt, bedauert Wilfred Nann sehr. „Mein letztes Jahr hier im Haus der Katholischen Kirche habe ich mir auch nicht so vorgestellt“, lässt er wissen.

Zwölf Jahre Leiter der keb Ostalb

In diesem Monat geht Wilfred Nann nach zwölf Jahren Leitung der keb Ostalb in den Ruhestand. Die Arbeit unter Pandemiebedingungen nimmt er noch mit. Nicht alles sei schlecht, fügt Wilfred Nann sofort an, und manches Online-Format, so überlegt er, könne auch gut weitergeführt werden. Dass man sich Fahrzeit spart und ganz einfach vor dem Computer Impulse und Informationen mitnehmen kann, das empfindet er als großen Vorteil. „Und die Älteren haben einen digitalen Sprung gemacht, lassen sich von ihren Enkeln erklären, wie man einem Zoom-Meeting beitritt oder ein YouTube-Video anschaut“.

Das war damals, als Wilfred Nann sein Arbeitsleben begann, noch gar nicht denkbar. Geboren in der Schweiz und aufgewachsen in Kassel und München, absolvierte er zunächst eine Banklehre. Danach kam der Zivildienst in einer Kirchengemeinde. Und dort wurde ihm klarer, dass er mal im kirchlichen Umfeld arbeiten will. Er studierte Theologie und Philosophie in München und trat mit dem Diplom in der Tasche seine Arbeit bei der Katholischen Landjugend auf Landesebene an. Bereits in dieser Zeit war er immer mit dem Thema „Medien“ und „Journalismus“ befasst, wo ihm seine Zusatzqualifikation bei der katholischen Journalistenschule ifp gute Dienste erwies.

Die Bedürfnisse der Menschen im Blick

Danach zog es Wilfred Nann in die Verlagsbranche. 20 Jahre lang war er dort in den Bereichen Religion, Geschichte und Kultur unterwegs, sei es als EDV-Anwendungstrainer oder als Produktmanager und Programmleiter. Letzteres war sein Aufgabenfeld beim Verlag „Weltbild“. Prägend war in dieser Zeit für ihn besonders das Gebot des Direktmarketings: „Für wen mache ich was und welchen Nutzen haben andere davon“, beschreibt Wilfred Nann die Anforderungen. Die Bedürfnisse der Menschen dabei immer im Blick zu haben, war für ihn selbstverständlich und sollte später auch seine Arbeit bei der keb begleiten.

Obwohl er bei „Weltbild“ tolle Projekte zur Umsetzung brachte, wie zum Beispiel eine Hörbibel mit 99 CD’s, wo Sprecher wie Michael Mendl, Ulrich Noethen oder Anselm Grün am Start waren, kehrte er der Branche nach 20 Jahren den Rücken zu und suchte in der katholischen Erwachsenenbildung eine neue Herausforderung.

Ein Podium schaffen für kontroverse Diskussionen

Im Sommer 2009 trat Wilfred Nann die Nachfolge von Hubert Pfeil an, nahm sich eine Wohnung in Aalen und pendelte fortan zwischen seiner Heimatstadt Augsburg und der Ostalb. Von Beginn an sah er seine Vision als Leiter der keb darin, in der Erwachsenenbildung Horizonte zu öffnen und zu ermöglichen, ein Podium zu schaffen für kontroverse Diskussionen – und das als Baustein einer Kirche, die sich weiterentwickeln will. Mit einem Fuß in der Kirche und einem „draußen“ waren ihm vor allem immer die Kontakte zu anderen, weltlichen Organisationen wichtig, die christliche Werte in ihrer Arbeit umsetzen. Gesellschaftspolitische Veranstaltungen, die den Blick von einer anderen Seite her auf die Dinge richten, Vorträge zur Wirtschaftskrise oder zur internationalen Entschuldung, gehören dazu.

Dass mit der Veranstaltungsreihe „Ruhestand – die Segel neu setzen“ eine Marktlücke besetzt werden konnte, freut ihn persönlich sehr. Aber auch Formate wie der bewährte „kess-Kurs“ als Erziehungsratgeber liegen ihm am Herzen. „Wir haben den Kurs als Handbuch auf Türkisch herausgebracht“, zeigt er sich ein wenig stolz. Seine Erfolge habe er „einem tollen Team und vor allem auch einem immer sehr wohlwollenden Vorstand zu verdanken, der mir viel Freiheit in der Ausgestaltung der Themen und Aktionen gewährt hat“.

Sein Arbeitsleben geht in einer Zeit zu Ende, die von der Pandemie geprägt ist. Kontakte haben und halten war und ist die Herausforderung – auch im Ruhestand. „Die Menschen, die Begegnung, die sozialen Kontakte sind das, was mir am meisten fehlen wird“, gibt Wilfred Nann zu. Denn immer war und ist er ein Teamplayer, der nicht nur zuhören kann, sondern auch zuhören will. Und das merkt man ihm einfach an.

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