Huong Tran hat viel auf sich genommen, um Pflegefachkraft zu werden: Sie hat ihre Heimat und ihre Tochter seit rund vier Jahren nicht mehr gesehen, eine neue Sprache gelernt und ist heimisch geworden in einem zuvor fremden Land. Sie ist die erste von vier vietnamesischen Auszubildenden, die in einer Einrichtung der Stiftung Liebenau im Landkreis Sigmaringen die generalistische Pflegeausbildung mit Erfolg absolviert hat. Ihre Entscheidung, diesen Weg zu gehen, würde sie jederzeit wieder genauso treffen.
An ihrem ersten Arbeitstag bei der Sozialstation St. Anna fiel Schnee. Es war der erste Schnee ihres Lebens und ein unvergessliches Erlebnis, denn Huong Tran trug lediglich dünne Schuhe, mit denen sie durch den Matsch stapfte. Heute schmunzelt sie darüber. Damals im Oktober 2020 aber gehörte das kalte Wetter zu den vielen Dingen, die hierzulande ganz anders sind als in Vietnam. Ungewohnt waren für die junge Frau auch das Essen, die Kultur, die Feiertage, die Mentalität der Menschen und natürlich die Sprache, die sie inzwischen fließend beherrscht.
Schon zuvor im Gesundheitsbereich tätig
In Vietnam hatte Huong Tran einen pharmazeutischen Beruf gelernt, ihr Mann hatte eine pflegerische Ausbildung. Doch das Paar vermisste dort die beruflichen Perspektiven. „Viele Menschen mit einer Ausbildung im gesundheitlichen oder pflegerischen Bereich finden keinen Arbeitsplatz und wechseln deshalb in andere Berufe“, erzählt die 26-Jährige. In Vietnam gebe es keine Pflegeheime wie in Deutschland. Auch das Pflegesystem in Krankenhäusern sei anders: Um die Grundpflege müssten sich die Angehörigen kümmern, während die Pflegekräfte für die medizinische Versorgung zuständig seien.