Bischof

„Ich bin bereit.“

Erzbischof Stephan Burger legt das Evangeliar auf das Haupt des Weihekandidaten. Mit verschiedenen ausdeutenden Riten wird die Bischofsweihe von Dr. Klaus Krämer besiegelt. || Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart / Arkadius Guzy

In feierlicher Zeremonie ist Dr. Klaus Krämer von Freiburgs Erzbischof Stephan Burger zum 12. Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht worden.

„Ich bin bereit.“ Insgesamt neun Mal antwortet der Weihekandidat auf die Fragen des Erzbischofs und bekundet seinen festen Vorsatz, das Evangelium Christi treu zu verkünden, die Einheit der Kirche zu wahren und für das Volk Gottes wie ein guter Vater zu sorgen. „Mit Gottes Hilfe bin ich bereit“, sagt Klaus Krämer. Die Bereitschaftserklärung ist nach der Anrufung des Heiligen Geistes der Beginn der Bischofsweihe, die zwischen Wortgottesdienst und Eucharistiefeier eingebettet ist.

Alles ist bereit. Schon Tage zuvor haben Techniker Kabel verlegt – insgesamt etwa drei Kilometer - und Lampen installiert, wurde der Ablauf minuziös geprobt und abgestimmt. Ein 27-Tonner-Übertragungswagen steht vor dem Dom, neun Kameras sind am Start, um die Bischofsweihe live im Fernsehen zu zeigen. Etwa 40 Mitarbeitende hat der SWR aufgeboten. 56 Helferinnen und Helfer aus dem Bischöflichen Ordinariat lenken den Zustrom der Gläubigen, die zum Teil schon anderthalb Stunden vor Beginn am Dom Schlange stehen, um einen Platz zu ergattern.

Päpstliche Ernennungsurkunde wird verlesen

Als sich kurz vor halb drei Uhr das Hauptportal für den Einzug öffnet, strahlt die Wintersonne in den hinteren Teil des Domes. In diesem Licht und im aufsteigenden Weihrauch erscheinen die Silhouetten der Ministranten, die an der Spitze des liturgischen Dienstes stehen, fast mystisch. „O Herr, wir warten auf dich“, intoniert die Orgel mit den Gläubigen im Dom und vielen weiteren draußen auf dem Marktplatz und in den Zelten vor dem Bischofshaus, als der Weihegottesdienst beginnt. Nach Carl Orffs „Tauet, ihr Himmel" ist das schon der zweite Gänsehaut-Moment, den die Dommusik Rottenburg unter der Gesamtleitung von Domkapellmeister Christian Schmitt der Festgemeinde beschert. Domdekan Dr. Clemens Stroppel begrüßt die Ehrengäste, darunter Ministerpräsident Winfried Kretschmann, und alle Mitfeiernden. Neben dem Hauptkonsekrator, dem Freiburger Erzbischof Stephan Burger, der als Metropolit der Oberrheinischen Kirchenprovinz, zu der die Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört, die Feier leitet, sind Kardinal Walter Kasper und Bischof em. Dr. Gebhard Fürst als Mitkonsekratoren beteiligt.

„Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele. Auf dich, Herr, vertraue ich. Lass mich nicht zuschanden werden.“ Einen Vers aus Psalm 25 legt der Apostolische Nuntius, Dr. Nikola Eterovic, dem Weihekandidaten ans Herz, wenn er künftig für den „Weinberg von Württemberg“ verantwortlich zeichnet. Pfarrer Martin Stöffelmaier, Sprecher des Priesterrates, bittet den Erzbischof um die Weihe von Prälat Klaus Krämer zum Bischof. Das Apostolische Ernennungsschreiben, das Domdekan Dr. Clemens Stroppel dem Domkapitel zeigt, wird verlesen. Papst Franziskus würdigt darin besonders das missionarische Engagement des Weihekandidaten. Klaus Krämer war von 2008 bis 2019 Präsident von „missio“ in Aachen und ab 2010 Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“. Zugleich war er dadurch Nationaldirektor für die Päpstlichen Missionswerke in Deutschland. Beifall brandet auf. Eine Fanfare erklingt.

Grund zum Gratulieren oder zum Kondolieren?

„Du hast Worte des ewigen Lebens.“ Dieses Bekenntnis des Simon Petrus, von dem der Evangelist Johannes berichtet (Joh 6,68), hat Klaus Krämer als bischöflichen Wahlspruch gewählt. Dieses Bekenntnis stellt Erzbischof Burger in den Mittelpunkt seiner Predigt. Viele von Jesu Jünger hätten sich abgewandt, so berichtet Johannes im Evangelium dieses Gottesdienstes – zu hart, ja „ungeheuerlich“ hätten sie die Lehre Jesu gefunden. „Wollt auch ihr gehen“, fragt er deshalb die zwölf Apostel – „eine Frage, die Jesus auch heute an viele Gläubige stellen könnte“, stellt der Erzbischof fest.

Nicht nur Not und Elend in der Welt, sondern auch menschliches Versagen in den eigenen Reihen machten nicht wenige ratlos. Und der Erzbischof fragt, ob in dieser Gemengelage von kirchlichem Bedeutungsverlust und schwindenden Ressourcen die Ernennung zum Bischof Grund zum Gratulieren sei – „oder eher zum Kondolieren“. Ein Raunen geht durch das Kirchenschiff. Aber Burger stellt klar: Er habe allen Grund zu gratulieren, „denn dieser Dienst, in den Du heute hineingestellt wirst und der Dir übertragen wird, entfaltet sei­ne Wirkmächtigkeit nicht aufgrund Deiner persönlichen Fähigkeiten und Begabun­gen, so wichtig und hilfreich diese auch für die Erfüllung dieses Dienstes sind. Dieser Dienst entfaltet seine Wirkmächtigkeit durch den, in dessen Dienst Du nun einmal stehst. Und das nicht erst seit heute. Seit Deiner Taufe hat sich einer in Dein Herz eingeschrieben und darin Wohnung genommen: Jesus Christus.“ Auch er, Krämer, habe mit Petrus auf die Frage Jesu antworten können: Du hast Worte des ewigen Lebens.

In göttlicher Liebe verankert

Hilfestellung für das Ausüben des Hirtenamtes gebe der Apostel Paulus, wenn er in der zweiten Lesung im Brief an die Gemeinde in Thessalonich schreibt: „Der Herr lasse euch wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen.“ In dieser Liebe „steckt die Kraft des langen Atems, steckt Durchhaltevermö­gen und Ausdauer, steckt Überzeugungskraft und der Wille, stets das Gute zu wir­ken. Alles Eigenschaften, ohne die eine geistliche, sorgfältige und zukunftsorientierte Leitung nicht auskommt“, sagt Burger. „Diese Liebe verbindet, diese Liebe hält zusammen. Geborgen und getragen in dieser Liebe wird es Dir, lieber Klaus, möglich sein, das Volk Gottes zu leiten“, gibt er dem Weihekandidaten mit auf den Weg.

Während der Allerheiligen-Litanei liegt der Weihekandidat ausgestreckt auf dem Boden vor dem Altar. Dann folgt der Kern der Weihehandlung: Der Erzbischof legt Krämer schweigend die Hände auf, es folgen die assistierenden Bischöfe, denn treten nacheinander alle Bischöfe hinzu und legen dem Weihekandidaten unter Schweigen die Hände auf. 32 (Weih-)Bischöfe und Kardinäle, viele aus der Weltkirche, sind zu der Feier nach Rottenburg gekommen.

„Machen wir uns gemeinsam auf den Weg"

Zum reichen Fundus von ausdeutenden Riten gehört das Auflegen des geöffneten Evangeliars auf das Haupt des Weihekandidaten. Im gesungenen Gebet erbitten alle mitwirkenden Bischöfe die Ausgießung der Kraft, die von Gott ausgeht, „den Geist der Leitung“, den Jesus Christus den Aposteln verliehen hat. Durch die Weihe, die von einem Bischof auf den nächsten übertragen wird, sind die Bischöfe historisch legitime Nachfolger der Apostel. Lebensgroße Apostelfiguren blicken gütig von den Säulen des Domes auf die Weihhandlung und „überwachen“ die apostolische Sukzession.

Der Hauptkonsekrator salbt Klaus Krämer das Haupt und übergibt das Evangeliar und die Bischofsinsignien: Ring, Mitra und Stab. Indem der neugeweihte Bischof zur Kathedra, dem Bischofssitz geführt wird, übernimmt er die Leitung der Diözese: bereit, den Vorsitz in der Eucharistiefeier zu übernehmen; bereit, sich gemeinsam mit den Gläubigen der Diözese Rottenburg-Stuttgart und den Leitungsgremien, die er allesamt in bisheriger Zusammensetzung bestätigt, auf den Weg zu machen mit Jesus Christus, „dem Herrn, der uns entgegenkommt“, sagt der neugeweihte Bischof. „Von ihm kommt unsere Kraft; er ist der Grund unserer Hoffnung.“ Mit langanhaltendem Applaus heißen die Gläubigen ihren neuen Bischof willkommen.

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