Pater Philipp Jeningen

"Ich habe Pater Philipp 'Farbe' gegeben"

Pater Philipp Jeningen SJ, Gemälde von (c) Gerhard Stock 2003, Foto: FOTO-PHOSITIV/Marianne Borst

Von Plakaten, Flyern und sogar Pralinenschachteln schaut Pater Philipp den Betrachter an. Was hat es auf sich mit dem Bild, das viele erfreut?

Wenn Pater Philipp Jeningen am Samstag, 16. Juli, auf dem Ellwanger Marktplatz zur Ehre der Altäre erhoben wird, wird ein Bild von leuchtender Farbigkeit auf dem Podium stehen und dem neuen Seligen ein Gesicht geben. Es ist das Gemälde von Gerhard Stock, das gewissermaßen zum offiziellen Bild der Seligsprechung avanciert ist. Normalerweise hängt es im Jeningenheim und ist als (kleinere) Kopie bei vielen Gottesdiensten der „action spurensuche" dabei. Entstanden ist es im Jahr 2003 mit Blick auf den 300. Todestag des „guten Paters" († 1704). Gerhard Stock, Ellwanger Künstler, Kunst- und Lateinlehrer, hat dazu einige Gedanken formuliert:

Herausforderung und Ehre zugleich

„Ein Bild von Pater Philipp zu malen ist eine große Herausforderung und eine große Ehre zugleich und deshalb habe ich zunächst einmal die Berichte über ihn gelesen und die Porträts studiert, die es von ihm gibt, um aus diesen Texten und Bildern das herauszufinden, was ihn charakterisiert, was ihn auszeichnet und um mir dann ein eigenes Bild von ihm zu machen.

In ruhiger Haltung, mit über der Brust gekreuzten Händen blickt der Pater am Betrachter vorbei in die Weite, bleich, fromm und unerschütterlich im Glauben – in dunkleren Farbtönen beim Eichstätter Barockbild, in heiteren Farben und im Abendsonnenlicht auf dem Bild von Karl Stirner. Im Morgenlicht dagegen, bei Sonnenaufgang, steht Pater Philipp vor dem Bußkreuz unterhalb des Schönenbergs auf einem Bild von Sieger Köder und auf sein Gesicht fällt der dunkle Schatten des Kreuzes; betend hat er den Blick fest auf das Kreuz gerichtet.

In die Stadt hereingeholt

Ich habe den auf früheren Bildern weit vor die Kulisse der Stadt versetzten Pater Philipp in die Stadt Ellwangen hereingeholt, sie ist nicht mehr nur Hintergrund, sondern wichtiger Bestandteil der Darstellung. Das Porträt ist umrahmt von den Ellwanger Kirchenbauten, diesem unvergleichlichen Ensemble: die Kirche seines Ordens, die ehemalige Jesuitenkirche und heutige Evangelische Stadtkirche (auch wenn sie zu seiner Zeit noch nicht stand), dann die Basilika, Kirche seines Wirkens und seiner Ruhestätte und im Hintergrund, wie auf allen Bildern von ihm, die Schönenbergkirche, ›seine‹ Kirche. So führt das Bild dem Betrachter auch vor Augen, wie Jahrhunderte von Baugeschichte in diesem Stadtbild zu einer wunderbaren Harmonie verschmelzen.

Und dem auf früheren Darstellungen etwas bleichen und vergeistigten P. Philipp habe ich ›Farbe gegeben‹ - wie ja überhaupt das ganze Bild eine fast schon barocke Farbfülle aufweist - und habe ihn in Bewegung versetzt, er ist auf dem Weg, vielleicht um Kranken- und Hausbesuche zu machen, wie er es abends zu tun pflegte. Von früh bis spät war er ja zu Fuß unterwegs, hat Kutschen und Gespanne abgelehnt, war unermüdlich und aufopferungsvoll, führte ›ein rastloses Leben voll innerer Glut und Leidenschaft‹.

Ein Mensch, zu dem man Vertrauen haben kann

Und der gute Pater blickt nicht in die Weite, sondern schaut den Betrachter an; kein hastiger, flüchtiger Blick, eher ein gütiger; ein kurzes Innehalten und fast ein Lächeln. Kinder, so habe ich gelesen, haben ihn ja besonders gemocht – ein Mensch, zu dem man Vertrauen haben kann.

Er geht der Abendsonne entgegen – ›voll innerer Glut‹ – aber ruhig und mit festem Schritt, im Einsatz für eine gute Sache und um ›Gott in allen Dingen zu suchen und zu finden‹.

Er geht auch einem frischen, herbstlichen Wind entgegen, unerschütterlich in einer be-wegten Zeit und voll Gottvertrauen. Ein hölzernes Kruzifix, das er fast immer getragen hat, ist sichtbares Zeichen dafür. Und wenn man in der Basilika im hinteren Teil des nördlichen Schiffes sitzt, dann kann man ihn heute noch spüren – den frischen Luftzug aus dem Kreuzgang und von der Liebfrauenkapelle her, dort, wo die vielen Kerzen brennen, am Grab vom guten Pater Philipp Jeningen."

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